Methoden der Archäologie




Wie kommen Archäologinnen und Archäologen zu ihren Ergebnissen? Wir verwenden folgende Methoden:

1. Feldbegehungen (Prospektionen)

Bei Feldbegehungen werden größere Bereiche obertägig nach Funden wie Keramik, Steingeräten oder Knochen abgesucht. Auf frisch gepflügten Feldern können mehrere Personen in Reihen nebeneinander gehen. In den Bergen ist es oft einfacher, ganz bestimmte Stellen (zum Beispiel einzeln stehende Felsen oder Passübergänge) gezielt nach Funden abzugehen.

Theorie und Praxis der Feldbegehungen werden hier ausführlich behandelt.

2. Ausgrabungen

Bei einer archäologischen Ausgrabung wird direkt in den Boden eingegriffen. Das passiert nicht, indem man einfach irgendwo ein Loch macht. Archäologen "buddeln" nicht nach Funden, wie viele Leute glauben. Die Grabungsstelle wird sorgfältig abgesteckt und eingemessen, damit man sie später auch wiederfinden kann. Danach wird Schicht für Schicht in der umgekehrten Reihenfolge ihrer Entstehung sorgfältig mit der Kelle, manchmal auch mit Zahnarztbesteck und Pinsel, abgetragen.

Bei einer Ausgrabung wird sorgfältig Schicht für Schicht abgetragen.

Bei einer Ausgrabung werden die vorgefundenen Schichten endgültig zerstört, deshalb müssen alle Baustrukturen und Funde genau dokumentiert werden. Zum Beispiel wird die Lage der Funde eingemessen und die aufgefunden Schichten nach ihrer Zusammensetzung (Bodenart, Farbe, Vorhandensein von Holzkohle etc.) genau beschrieben. Fotos, Zeichnungen und photogrammetrische Aufnahmen stellen dabei wichtige Hilfsmittel dar.

Bei archäologischen Ausgrabungen werden alle Schichten und Strukturen sorgfältig dokumentiert, um später ihre Entstehungsgeschichte nachvollziehen zu können.

3. Unterwasserarchäologie

Unter Wasser haben sich archäologische Funde und Strukturen meist sehr gut erhalten, weil sie nicht der Verwitterung und der Zersetzung durch Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze ausgesetzt sind, die nur in Anwesenheit von Sauerstoff stattfinden können. Das gilt besonders für organische Materialien wie Holz.

Unter Wasser haben sich die Stümpfe abgestorbener Bäume sehr gut erhalten.

Auch Knochen bleiben unter Wasser meist gut erhalten.

Beim Schnorcheln oder Tauchen mit der Sauerstoffflasche lassen sich auch Keramikscherben hin und wieder entdecken.

4. Archäobotanik und Archäozoologie

Nicht nur Gegenstände aus Keramik, Metall oder Glas können über die Jahrhunderte und Jahrtausende erhalten, auch Reste von Tieren und Pflanzen lassen sich untersuchen. Werden etwa Pflanzensamen oder Tierknochen bei archäologischen Grabungen gefunden, dann werden diese Zeugnisse aus der Vergangenheit von Archäobotanikern bzw. Archäozoologen ausgewertet. So konnte an Fundstellen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) bewiesen werden, dass Erbse, Linse, Einkorn, Emmer aber auch Schlafmohn zu den ältesten Kulturpflanzen gehören.

In der Mittelsteinzeit lebten die Menschen noch vom Sammeln von Pflanzen, in der Jungsteinzeit bauten sie ihr eigenes Getreide an.

Erbsensuppe aus der Steinzeit?!

Hier findest Du einen kurzen Film zur Keimung und Entwicklung der Gartenerbse, die Du ganz einfach auch selber zuhause züchten kannst – wie die Steinzeitbauern vor 7000 Jahren!

Erbsen gehören zu den ältesten Pflanzen, die angebaut wurden.

Es gibt sogar Wissenschaftler*innen, die sich für Blütenstaub interessieren. Mit Hilfe von Pollenkörnern von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, die in Mooren perfekt erhalten sein können, lässt sich nämlich die Geschichte der Landschaft seit der letzten Eiszeit (der Würmkaltzeit) rekonstruieren. Sogar aus den Warmzeiten, die es vor der Würmkaltzeit gab, lassen sich Pollenkörner analysieren, so dass etwa die Umwelt des Neanderthalers erforscht werden kann.

Forscher*innen, die sich mit den Überresten von Tieren und Pflanzen beschäftigen, die nicht in archäologischen Zusammenhängen gefunden wurden, werden Paläontolog*innen genannt. Diese Wissenschaftler*innen untersuchen auch Fossilien, die viele Millionen Jahre alt sind. Die ältesten Spuren von Lebewesen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind fossile Korallen und Muscheln aus der Trias vor 200 Millionen Jahren.

Paläontologinnen und Paläontologen beschäftigen sich mit Muscheln, Schnecken und anderen ausgestorbenen Tierarten, die nicht aus archäologischen Fundzusammenhängen stammen. Und mit Dinosauriern, natürlich!

5. Fundmeldungen

Und was passiert, wenn man etwas findet? Archäologische Fundstellen und Funde müssen den zuständigen Behörden gemeldet werden. Hier gibt es Archäologinnen und Archäologen, die die Funde bestimmen und die Beobachtungen dokumentieren können.

In Bayern ist das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege für archäologische Funde verantwortlich. Hat man etwas entdeckt, so kann man diesen Fund mit diesem Formular an die zuständige Archäologin oder den zuständigen Archäologen des Landesamtes melden. In Bayern gehören die entdeckten Objekte jeweils zur Hälfte der Finderin oder dem Finder und zur Hälfte dem Grundeigentümer (§ 984 BGB).

In Tirol ist das Bundesdenkmalamt für archäologische Funde zuständig.

Wichtig ist: aus dem Zusammenhang gerissene Funde ohne weitere
Beobachtungen (z.B. von Erdverfärbungen, Fundkonzentrationen) sind für die
archäologische Forschung weitgehend wertlos. Deshalb ist bei der Entdeckung von Funden Folgendes zu beachten: 

  • Der Fundort muss genau kartiert (z. B. mit einem GPS-Gerät oder einem Smartphone mit GPS-Ortung) und die Fundumstände beschrieben werden.
  • Die Fundobjekte sollten ordentlich beschriftet und sorgfältig (trocken) gelagert werden.
  • Am besten werden die Funde mittelfristig an ein regionales Museum, die Archäologische Staatssammlung in Bayern oder das Denkmalamt in Tirol abgegeben, wo sie wissenschaftlich ausgewertet werden können.

 

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