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Sprachliche und sprachbezogene Daten

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Zitation: Thomas Krefeld (2016): Sprachliche und sprachbezogene Daten. Version 1 (13.09.2016, 17:32). Lehre in den Digital Humanities. , url: https://www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=26496&v=1



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Sprechhandlungen können in unterschiedliche Typen eingeteilt werden, je nachdem welche Leistungen des Sprecherwissens aktiviert werden. Dieses Wissen beruht auf mentalen 'Repräsentationen' (vgl. zu diesem psychologischen Terminus Dorsch 152009, 853) ; sie gewährleisten einerseits das Sprechenkönnen, d.h. die Kompetenz eine Sprache oder Varietät zu gebrauchen; andererseits handelt es sich um Wissensbestände, die mit den sprachlichen Einheiten assoziiert sind und sozusagen das Wissen über die jeweilige Sprache darstellen; dazu gehören gerade auch die Assoziationen, die mit sprachlichen Varianten verbunden sind. In varietäten- und variationslinguistischer Hinsicht ist die Markiertheit einer Variante ja nichts anderes als eine bestimmte Auffälligkeit bei der Sprachwahrnehmung (oder: Perzeption), durch die bestimmte Assoziationen abgerufen werden, die in der Regel mit außersprachlichen Eigenschaften des wahrgenommen Sprechers verknüpft sind, insbesondere mit seiner geographischen und sozialen Herkunft, sowie mit seinem Alter und womöglich seinem Geschlecht; in diesem Sinn ist die Varietätenlinguistik überhaupt perzeptiv fundiert (vgl. Krefeld/Pustka 2010). Man beachte, dass 'Wissen' keineswegs mit 'Bewusstheit' gleichzusetzen ist, denn die sprachlichen Repräsentationen funktionieren im Unterschied zu den sprachbezogenen auch unbewusst.   

Damit ergeben sich für die Sprachwissenschaft drei unterschiedliche Typen  von empirischen Daten, die klar getrennt werden müssen:

  • Produktionsdaten, d.h. sprachliche Einheiten, die in konkreten Äußerungen verwandt werden;
  • Repräsentationsdaten, d.h. sprachbezogene Assoziationen;
  • Perzeptionsdaten, d.h. sprachbezogene Assoziationen, die vom Sprecher in der konkreten Wahrnehmung sprachlicher Einheiten abgerufen werden. 
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Abb.: Sprecherwissen und Sprechhandlungen (modifiziert auf der Grundlage des Schemas in Krefeld/Pustka 2010, 12)

 

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2 Antworten

    • ja, ist aber nur Markiertheit im phonologischen Sinn; aber Sie haben Recht: es muesste ein ganzer Beitrag dazu angelegt werden, im dem dann auch auf Lehmann verlinkt wird; wollen Sie den nicht entwerfen?

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