Namen sind für die Erschließung und Organisation des Raums von grundlegender Bedeutung. Sie liegen wie ein Netz über den für die Nutzung und/oder Orientierung wichtigen Punkten und erlauben auch aus der Distanz eine Verständigung über räumliche Zusammenhänge. Zeitliche Kontinuität liegt deshalb schhon aus praktischen Gründen nahe, so dass Namen eine große historische Tiefe eröffnen, die auch mehrfache Sprachwechsel überbrücken kann. Dabei verlieren die Namen oft ihre Motivation und werden vollkommen unverständlich, ohne dass ihre Funktionalität dadurch beeinträchtigt würde. So referieren z.B. deu. Wertach, Kempten und Christlum ganz eindeutig auf einen Fluss, eine Siedlung und einen Berg, ohne dass dies in den Bezeichnungen explizit und für jedermann verständlich zum Ausdruck käme (wie es ursprünglich wohl der Fall war). Die Benennungsstrategien sind nicht mehr evident und sehr häufig nur in äußerst spekulativer Weise zu rekonstruieren.
Vor diesem Hintergrund sind Gegenden wie La Réunion sehr aufschlussreich; die kleine Insel im Indischen Ozean war vor der Inbesitznahme durch Frankreich (im Jahre 1640) vollkommen unbewohnt; vorfranzösische Namen gibt es daher nicht und der allergrößte Bestand ist in vollkommen transparenter Weise motiviert. Das sind die besten Voraussetzungen für eine umfassende Bestandsaufnahme. Wir werden das Namenmaterial zunächst systematisch sammeln, kategorisieren und interpretieren. Dazu werden wir voraussichtlich zunächst die XML-Datei(en) von Openstreetmap ausschlachten, d.h. mit geeigneten Mitteln (etwa XSLT) in das relationale Format übertragen. Nucleus wäre dann eine georeferenzierte Namensliste mit Lat/Lng-Werten. Anschließend folgt die Kategorisierung (sofern nicht schon in den OSM-Daten vorhanden) nach Siedlung, Berg, Gewässer etc. Sobald all diese Daten sauber aufbereitet sind, werden sie mit einer online-Karte verknüpft.