Varietätenkontakt und diagenerationelle Dynamik in Praia a Mare (CS)


1. Vorstellung des Forschungsinhalts

Die sprachliche Vielfalt und die damit aus varietätenlinguistischer Sicht äußerst interessante Gegend des südlichen Teils der Apenninen- Halbinsel zieht schon seit vielen Jahren Linguisten an, welche versuchen eben diesen sprachlichen Reichtum zu untersuchen. So hat auch der bekannte Linguist Gerhard Rohlfs unter anderem mit seinem Werk „Dizionario dialettale delle Tre Calabrie(s. Rohlfs 1932) den außerordentlichen Reichtum der Varietäten des italienischen Südens erforscht.

Con questo vocabolario ho inteso raccogliere il patrimonio lessicale di una regione italiana che, per la varietà e l´originalità del suo dialetto, merita uno speciale interesse. È vero che per questa sola regione abbiamo a disposizione una intera serie di vocabolari, ma è pur vero che tutti questi lavori presi insieme offrono un´idea affatto insufficiente dell´immensa ricchezza del lessico calabrese.(s. Rohlfs 1932, 5)

In vielen italienischen Regionen ist eben diese große sprachliche Reichhaltigkeit vorzufinden, welche für die Sprachwissenschaft im Allgemeinen aber besonders für Dialektologen bedeutsam ist.  Allerdings befinden sich vor allem die primären Dialekte, also jene Varietäten,(vgl. Coseriu 1988b, 27) welche schon vor der Etablierung der Standardsprache als solche existieren, in Gefahr aus zu sterben oder als solche verloren zu gehen. Da Varietäten sich durch verschiedenen Faktoren immer im kontinuierlichen Wandel befinden,(vgl. Haase ²2013, 14) ist der ursprüngliche Gebrauch und die Form ohnehin nicht nachzuvollziehen.  Unter anderem der Kontakt zu anderen Sprachen und Varietäten führen zu dieser Entwicklungsdynamik. Mit der Verbreitung der Standardsprache  durch das allgemeine Schulsystem, die allgemeine Wehrpflicht und die Medien nach der Einigung Italiens, steigt somit der Sprachkontakt und der damit verbundene Einfluss.(vgl. Haase ²2013, 52-53) Der größte Teil der Sprecher ist nun besonders im Bereich der Arbeitswelt und dem Schulwesen auf die Beherrschung der italienischen Standardsprache angewiesen. Selbstverständlich verschwinden die Dialekte und Varietäten nicht sofort sondern bleiben zur Kommunikation in den Familien und Dialekt- Gemeinschaften zunächst erhalten. (vgl. Haase ²2013, 52-53)Schwächer sollte jener Einfluss in den ländlichen Gebieten sein, welche hauptsächlich von der Landwirtschaft leben und somit nicht allzu sehr von der Standardsprache abhängig sind wie größere Städte und Ortschaften.

Con i nuovi media è diventato facile archiviare materiale audio ed è senza dubbio uno dei compiti della linguistica documentare anche la realizzazione sonora delle varianti e varietà regionali e locali.“ (s. Krefeld 2019l, Paragrafo 1)

Es sind mit den Jahren diverse Sprachatlanten entstanden unter denen mittlerweile auch online- Versionen gibt. So werden beispielsweise im Rahmen des Verba- Alpina Forschungsprojekts auch die erhobenen sprachlichen Daten des großen AIS1 digitalisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Hinblick auf den sprachlichen Süden Italiens gibt es ebenfalls online Sprachatlanten wie beispielsweise das Vivaldi2 oder das ALCAM3. Ein weiteres bemerkenswertes Projekt stellt auch das AsiCa dar4. Ein Forschungsprojekt, das sich auf die Erschließung der Morphosyntax der kalabrischen Dialekte konzentriert. Im Rahmen dieses Vorhabens wurden Sprecher aus acht Orten Kalabriens, nämlich Cariati (CS), Bagnara Calabra (RC), Luzzi (CS), Belvedere di Spinello (KR), San Pietro a Maida (CZ), Mileto (VV), Bivongi (RC) und Polistena (RC)5 Sprecher befragt. Wie auf der veröffentlichten Karte zu den befragten Orten zu sehen ist, gibt es eine geographische Befragungs- Lücke im Nord- Westen der Region Kalabriens.

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2019/05/1561453087 „Praia A Mare auf AsiCa Karte“. Karte mit den bisher sprachwissenschaftlich untersuchten Orten  im AsiCa (blau). Zusätzlich ist die Gemeinde Praia a Mare (rot) eingezeichnet.

Zwar soll Gerhard Rohlfs im Zusammenhang mit seinen Kalabrien- Forschungen durch diese Gegend gekommen sein, allerdings gibt es keinerlei dokumentierte Orts bezogene Forschungen. Wie aus seinem vorangegangen Zitat hervorgeht, war es ihm wichtig ein allgemeines  kalabresisches Wörterbuch zu erstellen, welches versuchen soll der immsensen lexikalen Vielfalt dieser Region gerecht zu werden.(vgl. Rohlfs 1932, 5)  So schien es nun aus linguistischer Sicht äußerst interessant diese Gegend genauer zu erforschen, was im Rahmen einer Bachelor- Arbeit begonnen wurde. Diese Arbeit basierte auf dem Konzept des schon genannten AsiCa- Forschungsprojekts, von welchen bestimmte Methoden übernommen wurden. So diente beispielsweise der Fragenkatalog als Grundlage der Interviews. Genauere Erläuterungen zur Methodik der Befragungen werden in den folgenden Kapiteln durchgeführt werden. Um nun diese aus sprachwissenschaftlicher Sicht äußert wertvollen Dialekte und Varietäten nicht einfach verschwinden zu lassen, wurden unter anderem die schon genannte Sprachatlanten entwickelt und initiiert. Diese haben das Ziel, die Dialekte und den tatsächlichen Gebrauch von Sprache, ihren Varietäten und deren Entwicklung festzuhalten. Wie schon erwähnt befinden sich Varietäten im ständigen Wandel was zu einem weiteren interessanten Forschungsgebiet führt, nämlich die Betrachtung des diagenerationellen Wandels einer Varietät. Dies bedeutet, dass nicht nur mehrere Generationen von Sprechern in die Feldforschung miteinbezogen werden. Dies hat sich schon im Rahmen der vorangegangen Arbeit „Diagenerationelle Untersuchungen zur Morphosyntax des Dialekts von Praia a Mare (CS)“ (2015/16)als informativ erwiesen. Deshalb wird dieses Vorgehen in dieser Arbeit wieder aufgegriffen werden. Allerdings sei an dieser Stelle gesagt, dass es sich nicht um eine reine diachrone Sprachbetrachtung handelt. Vielmehr bewegt sie sich im Bereich der Synchronie, da zwar der diagenerationelle und somit in gewisser Hinsicht diachrone Wandel untersucht wird, aber diese Betrachtung in einem Moment und somit aus synchroner Sicht stattfindet. Hinzukommt jedoch ein entscheidender Punkt. Nun soll nämlich der Kontakt des Dialekts von Praia a Mare zu Varietäten Neapels und Umgebung untersucht werden. Seit vielen Jahren findet ein regelmäßiger und mehrmonatiger Tourismus von Sprechern aus Neapel und Umgebung statt. Einfachheitshalber wird von nun an von „praiesischen“ und „kampanischen“ Varietäten die Rede sein, während die Sprecher praiesi und campani genannt werden. So findet seit vielen Jahren ein reger Sprachkontakt statt, der größtenteils auch zwischen denselben Sprechern vonstatten geht. Deshalb und aufgrund der geographischen Nähe zur Region Kampanien erscheint es sehr interessant, den hier vorliegenden Varietätenkontakt in die linguistische Erforschung des praiesischen  Dialekts mit einzubeziehen. Diese beruht auf Befragungen, welche auf der Grundlage des Fragebogens des schon erwähnten AsiCA Projektes  durchgeführt wurden. Die hier schon durchgeführten Befragungen in anderen kalabresischen Orten bieten die Möglichkeit eines Vergleichs zwischen den verschiedenen Varietäten. Nun sollen in dieser Arbeit sowohl die erhobenen sprachlichen Daten der campani als auch die der restlichen calabresi in die Analyse der praiesischen Daten miteinbezogen werden. Zu den praiesischen Daten, welche im Rahmen der vorangegangenen Arbeit  erhoben wurden, wurden nun zusätzlich neue ermittelt. All diese Sprachzeugnisse sollen anhand ausgewählter morphosyntaktischer Phänomene verglichen und analysiert werden. Hierzu werden verschiedene Blickwinkel verwendet werden. So wird sich die Arbeit sowohl im Bereich der synchronen als auch der diachronen Sprachbetrachtung widmen. Ferner werden äußerliche soziale Faktoren hinzugezogen werden müssen. Ergänzend werden diesmal auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Varietäten betrachtet. Allerdings erlaubt es der Rahmen dieser Arbeit nicht alle Gebiete und Blickwinkel ausführlich zu bearbeiten, weshalb jeweils bestimmte Phänomene und Teilbereiche ausgewählt werden. Um diese Abhandlung durchzuführen wird zunächst ein grober Überblick über einige theoretische Aspekte im Bezug auf die ausgewählten Varietäten gegeben werden. Außerdem wird sich ein Abschnitt mit der verwendeten Methode befassen und hierbei verschiedene Aspekte wie die Wahl der Forschungsmethode   diskutieren. Anschließend wird die sprachliche Analyse an ausgewählten morphpsyntaktischen Phänomenen durchgeführt werden. Abgeschlossen wird diese dann mit einer Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse.

 

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro

2. Betrachtung der sprachlichen Vielfalt Kalabriens und Kampaniens 

Dieses Kapitel wird sich mit der varietätenlinguistischen Modellierung befassen, welche einen Einblick in die linguistisch relevante Geschichte des italienischen Südens und signifikanten Begriffen und Definitionen geben wird. Außerdem wird eine kurze Einführung in die Dialektologie des Südens vorgenommen werden.

2.1. Varietätenlinguistische Modellierung 

Zum ausgewählten Ort dieser Feldforschung lässt sich sagen, dass es sich um die Gemeinde Praia a Mare in der Provinz von Cosenza handelt. Die Zahl der Bewohner, der sogenannten praiesi,  beträgt aktuell 6.708 Einwohner.  Diese kleine Gemeinde ist ein beliebter Badeort, welcher direkt am Meer liegt und eine lange und interessante Geschichte birgt. Die verschiedenen Stämme und Völker, welche sich während der letzten Jahrhunderte in dieser Gegend angesiedelt oder diese durchquert haben, haben durchaus Spuren und Prägungen hinterlassen. Bis zur italienischen Einigung im Jahre 1860, war Kalabrien ein Land der Durchreise und des Übergangs, welches diverse Eroberungen und Besetzungen verschiedenster Völker durchlebt hat. Diese haben durchaus Spuren in der DNA, in der Kultur und der Sprache hinterlassen.(vgl. Jannini 2014, 7-10)So gehörte das Land vom VIII. bis zum III. Jahrhundert v. Chr. zur MAGNA GRECIA, gefolgt von einer römischen Herrschaft, welche bis ins Jahr 476 n. Chr. andauerte und gemeinsam mit der vorangegangenen das sprachliche Fundament der Varietäten und Dialekte Kalabriens darstellt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wechselten die Herrschaften zwischen der gotischen, der byzantinischen, der normannischen, der schwäbischen, der aragonesischen, der spanischen, der österreichischen und der französischen.(vgl. Jannini 2014, 7-10) Ab dem achten Jahrhundert bis ins Jahr 1827 gab es an den Küsten zahlreiche Überfälle und Angriffe der Sarazenen und Türken, weshalb in den kalabrischen Varietäten durchaus Arabismen zu finden sind. Auch der Name der Gemeinde stammt von eben dieses Belagerungen. So lautete der ursprüngliche Name praia degli schiavi und wurde erst 1928 zu Praia a Mare geändert. Das erste Wort bezieht sich auf das griechische Wort „plagia“, also „Strand“, die darauffolgende Spezifizierung hingegen bezeichnet die geographische Lage direkt am Meer.(s. o. A. o.A.) Die ursprüngliche Spezifizierung „degli schiavi“ lässt darauf schließen, dass an besagten Küsten Sklavenhandel vom VIII. Jahrhundert n. Chr. bis 1827 betrieben wurde, was lokale Geschichtsbücher bestätigen.(vgl. Jannini 2014, 7-10)

„Die romanischen Sprachen können als das Produkt einer Interaktion von Substrat und gesprochenem Latein angesehen werden.“ (s. Haase ²2013, 56)Während für die Entstehung der meisten romanischen Sprachen und Dialekte das Latein ein Grundstein beziehungsweise der Haupteinfluss war, speilt in dieser Region das Griechische eine mindestens ebenso große Rolle. So gibt es auch bis heute noch Orte in welchen noch Griechisch gesprochen wird.6Schließlich dauerte die griechische Besetzung gut fünf Jahrhunderte und die römische hingegen lediglich drei Jahrhunderte an. Wie schon deutlich wird, ist es von großer Wichtigkeit, die Geschichte der Region in linguistische Forschungen mit einzubeziehen, da sie wertvolle Erkenntnisse über die Etymologie der Wörter geben kann. Auch muss jedoch beachtet werden, dass nicht jedes Volk, welches sich jemals in dieser Region befunden hat, das gleiche Maß an sprachlichen Spuren hinterlassen hat. Dies kann vor allem von Faktoren, wie der Dauer des Aufenthaltes und dem Prestige der Sprache der Eroberer abhängen. Tatsächlich ist es wahrscheinlicher, dass eine lange Herrschaft und der damit einhergehende lange Sprachkontakt mehr Einfluss auf die Ortssprache hat, als eine von kurzer Dauer. (vgl. Koch/Oesterreicher 1990, 141)Hier ist jedoch auch das Prestige der Kontaktsprache zu beachten, wie wenn beispielsweise eine Herrschaft von Gewalt und Unterdrückung gekennzeichnet ist. Hier besitzt die Zielsprache folglich ein sehr geringes Ansehen, wenn sie nicht sogar abgelehnt wird, weshalb wohl kaum noch große sprachliche Einflüsse zu sehen sein dürften. Wenn aber beispielsweise ein Kontakt-Verhältnis zweier Sprachen besteht, das auf einer Situation basiert, in der es für beide Sprecher von Nutzen ist sich problemlos verständigen zu können, wie es beispielsweise beim Handel der Fall ist, dann ist hier die Motivation auch größer die  jeweils andere Sprache zu erlernen.7  Daher kann es durchaus dazu kommen, dass beide Parteien Teile oder die gesamte Kontaktsprache erlernen, sie regelmäßig gebrauchen und somit auch sprachliche Spuren  in der eigenen Sprache bleiben. So ist dies auch bei Herrschaften, welche von Nutzen für die  Einheimischen, Fortschritt und mit damit zusammenhängendem Prestige geprägt sind. Beispielsweise brachten die Araber innovative Anbaumethoden, Nutzpflanzen und verbesserten die Bewässerungssysteme, welche die Griechen hinterlassen hatten aber von den Römern vernachlässigt worden waren.(vgl. Gärtner 2013, 40-41) Umgekehrt kann diese Interaktion auch wenige Spuren hinterlassen, wenn eine Ausgangssprache freiwillig zugunsten einer Zielsprache aufgegeben wird.(vgl. Haase ²2013, 56)

Zunächst ist jedoch zu klären, dass es sich bei der untersuchen Varietät der praiesi um einen Dialekt handelt. Krefeld beschreibt den Dialekt als bestehend „nur durch diesen Status, durch diese Zuordnung zu bzw. durch die Abgrenzung innerhalb einer historischen Sprache“ (s. Krefeld 2008a, 197). Es gibt jedoch drei Typen von Dialekten nach Coseriu(vgl. Coseriu 1988b, 27), welche auch Krefeld (vgl. Krefeld 2011e, 140)diskutiert und beschreibt. Bei den untersuchten Varietäten handelt es sich um die schon erwähnten primären Dialekte, welche eben diejenigen Varietäten sind, die schon vor der Etablierung der Standardsprache als solche existierten. (vgl. Coseriu 1988b, 27) So ist an dieser Stelle festzuhalten, dass die primären Dialekte im Gegensatz zu den sekundären und tertiären8nicht als Varietäten der neuen Standardsprache entstanden sind sondern zu solchen wurden. (vgl. Krefeld 2011e, 140) Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass derartige Definitionen und Einteilungen laut Krefeld (vgl. Krefeld 2011e, 140-143)durchaus auch problematisch sein können. So sollte man beispielsweise nicht nur eine synchronische sondern auch eine diachrone historische Sprachbetrachtung miteinbeziehen. 

„Denn die Varietätenlinguistik gehört zu den Bereichen der Sprachwissenschaft, die das Laienwissen der Sprecher und speziell die Kategorien, mit denen die Sprecher ihr variationsbezogenes Wissen organisieren, nicht einfach ignorieren darf.“ (s. Krefeld 2011e, 141)

So muss für Forschungen und Analysen innerhalb der Varietätenlinguistik auch das Sprecher- Bewusstsein miteinbezogen werden. Überhaupt müssen bei einer derartigen Untersuchung verschiedene Faktoren bei der Interpretation von linguistischen Daten beachtet werden. Auch diese Arbeit wird sich in Ansätzen verschiedener Blickwinkel bedienen müssen. Beim Vergleich von Daten verschiedener Varietäten, wird sich die Fragen stellen, welche Phänomene aus dem eigenen Dialekte stammen, welche eventuelle Einflüsse der Kontaktvarietät oder der Standardsprache sein könnten. Bei diesen Überlegungen beispielsweise, müssen Faktoren, wie  soziale, das Sprachbewusstsein oder  Migrationserfahrung hinzugezogen werden. Es muss eben auch das Maß der Anwesenheit der italienischen Hochsprache beachtet werden, da dies wohl einer der größten Antriebe der internen Variation ist.(vgl. Krefeld 2008a, 197) Ein Sprecher welcher im eher privaten und informellen Kontext Dialekt spricht, wird beim Versuch die Standardsprache zu verwenden, eher eine Form des regionalen Standards oder  italiano regionale erzeugen.9 Jaberg und Jud nennen diese auch eine „regionale Form der Gemeinsprache“ (s. Jaberg/Jud 1928, 181).Im Falle der untersuchten Gemeinde Praia a Mare ist außerdem zu sagen, dass seit Jahrzehnten der Tourismus eine starke Rolle spielt und für viele Bewohner die grundlegende Einnahmequelle. Deshalb sind diese Sprecher in gewissem Sinne abhängig von den campani welche jährlich mehrere Sommermonate dort verbringen. Da es sich häufig um die selben Sprecher handelt, welche somit im sprachlichen Kontakt stehen, ist dieses Phänomen und seine Regelmäßigkeit unbedingt zu beachten. Schließlich ist die Möglichkeit sprachlicher Einflüsse größer je länger und intensiver der Sprachkontakt ist. Unter welchen Umständen dieser stattfindet spielt auch eine Rolle. So kann es im Interesse eines Geschäftsinhabers liegen, die Varietät seiner Kunden zu verstehen um mit diesen einwandfrei kommunizieren zu können.

Zur Kontaktvarietät des praiesischen Dialekts lässt sich sagen, dass es sich um Variationen des napoletanischen Dialekts handelt. Diese Variationen können auf diatopischer, diastratischer oder diaphasischer Ebene beruhen.10 Tatsächlich kann man in derartigen Forschungen, wie es diese Arbeit ist, nicht erwarten einen einheitlichen Dialekt vorzufinden. Jede Antwort der Befragung ist sowohl diatopisch als auch diaphasisch und diastratisch bestimmt. In einer kleinen Gemeinde kann die diatopische Komponente allerdings schwächer ausfallen als in einer Großstadt wie Neapel wo sie mit Sicherheit eine Rolle spielt. Die Situations- und Schicht- bezogene Ebene ist allerdings überall präsent.11 Deshalb kann es problematisch erscheinen von einem „praiesischen“ oder einem „napoletanischen“ Dialekt zu Sprechen, da es sich besonders im Falle der kampanischen Sprecher um Variationen und auch Varietäten des napoletanischen Dialektes handelt.  Deswegen wird des einfacheren Verständis wegen in dieser Arbeit weiterhin von praiesischen und kampanischen Varietäten die Rede sein. Zu letzteren lässt sich aus etymologischer Sicht sagen, dass ihr Ursprung im gesprochenen Latein, dem Vulgärlatein liegt. (vgl. Iandolo 2016, 7)

Inoltre, per influssi locali presenti (come taluni dellósco, antica lingua indoeuropea diffusa in tutto il sud peninsulare prima della dominazione romana), per la sua continua mobilità evolutiva il „latino volgare o parlato“ in uso a Napoli subì qualche ulteriore sviluppo fono- morfologico, che anche oggi ne caratterizza l´eloquio dialettale.“ (s. Iandolo 2016, 7)

Ähnlich wie der praiesische Dialekt hat es auch hier im Laufe der Geschichte zahlreiche sprachliche und historische Kontakte zu anderen Völkern gegeben. So waren da ebenfalls die Alten Griechen, welche die Stadt gründeten nachdem unter anderem die Etrusker davor das Gebiet schon besiedelt hatten.  Von der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts v. Chr. beherrschten die Römer die Stadt bis zu ihrer Ablösung durch die Byzantiner im VI. Jahrhundert n. Chr.. Dann folgten noch unter anderem die Besetzungen durch die Normannen und enge Kontakte zu den Longobarden und den Sarazenen. In den folgenden wechselten diese zwischen den Aragonesen, den Kastiliern, den Österreichern und den Franzosen. Während des Zweiten Weltkrieges herrschten außerdem enge amerikanische Kontakte. Einer der intensivsten Sprachkontakte stellt wohl der heutige zu der italienischen Standardsprache dar.(vgl. Iandolo 2016, 11) Wie man sehen kann, sind die Besetzter und die Dauer ihrer Herrschaft sehr ähnlich wie die des kalabrischen Gebietes. Allerdings bedeutet das keinesfalls, dass genau die selben Einflüsse zu finden sein sollten. Schließlich ist Sprache und ihre Entwicklung, wie schon mehrfach erwähnt, von vielen Faktoren abhängig, was ihr im Bereich des Gesprochenen einen individuellen Charakter verleiht. Das ist im Grunde genommen das, was diese immense Vielfalt an Varietäten und Variation entstehen lässt und somit von hohem Interesse für die Sprachwissenschaft und besonders für die Varietätenlinguistik ist.

la negatività delle molteplici invasioni e dominazioni straniere a Napoli apportò anche la conseguenza d´influssi linguistici, anche se limitati solo all´arricchimento di singole parole nel bagaglio lessicale locale.(s. Iandolo 2016, 11)

Es ist nicht zu leugnen, dass Einflüsse, wie stark sie auch seinen und welche Bereiche sie auch betreffen, vorhanden sind und immer noch entstehen. Vielmehr tragen sie auch zum stetigen Wandel von Spreche bei.

2.2. Gegenüberstellung der Kontaktvarietäten

Dieser Teil wird keine gründliche Beschreibung der untersuchten Dialekte geben können, da beide zu komplex sind und dies den Rahmen dieser Arbeit deutlich sprengen würde. Allerdings sollen kurz manche typischen Merkmale genannt werden, welche allerdings nicht als eine dialektale Norm zu sehen sind. Eine dialektale Norm zu finden ist schwierig wenn nicht sogar unmöglich. „La Calabria non costituisce nè una unità etnografica nè un´unità linguistica(s. Rohlfs 1932, 10), so deutet Rohlfs auf das hin, was auch Krefeld aufgreift: „la dialettologia ha fatto un gran passo teorico in avanti da quando ha accettato la variazione interna ai dialetti(s. Krefeld 2007d, 1). Aufgrund der diatopischen und besonders der diastratischen und diaphasischen Ebenen der Variation wird es immer schwer sein ein einheitliches und universales Lexikon oder eine Grammatik für einen Dialekt verfassen zu können, das der tatsächlichen Vielfalt gerecht wird.(vgl. Rohlfs 1932, 5)Es entstehen viele solche Werke wie auch das „Dizionario etimologico dialettale di Praia a Mare e dintorni(s. Jannini 2014). Diese sind  zweifellos wertvoll für die Sprachwissenschaft da auch sie Versuchen den Dialekt festzuhalten und zu erhalten. „Lo scopo centrale di questo ′atlantino′ sintattico è di cogliere la variazione morfosintattica che si manifesta nel parlare attuale.“ (s. Krefeld 2007d, 1)Selbstverständlich werden auch zahlreiche Versuche unternommen eine repräsentative Beschreibung des tatsächlichen Gebrauchs einer Varietät zu geben. Beispiele hierfür sind die im ersten Kapitel aufgezählten Sprachatlanten und Projekte wie das AsiCa. So kann man immerhin versuchen manche Phänomene aufzuzählen welche als typisch für die Gegend gelten. Im Folgenden wird es sich hauptsächlich auf morphosyntaktische Besonderheiten konzentrieren, da diese auch Hauptgegenstand der Untersuchung sind. Nun gibt es durchaus Sprachwissenschaftler welche derartig repräsentative Beschreibungen der südlichen, insbesondere der kalabrischen Varietäten geben. Krefeld nennt beispielsweise den Gebrauch des passato remoto im Gesprochen, was üblicherweise ein Merkmal des Geschriebenen darstellt.(vgl. Krefeld 2010, 57-58) Ebenso beschreiben Koch un Oesterreicher eine Ersetzung des Hilfsverbs essere mit avere im passato prossimo.(vgl. Koch/Oesterreicher 1990, 209) Salminger hingegen beschreibt einen Rückgang der Infinit- Form der mit den Subordinationsphänomen zusammenhänge.(vgl. Salminger 2009, 23f) Dies greift auch Krefeld auf, als er von einem „massiv eingeschränktem Infinitiv“ einerseits und andererseits einem „stark dominierenden konjunktionalem Nebensatz“ spricht und betont, dass es hierzu stark variierende Formen gäbe.(s. Krefeld 2007c, 437) Ein Thema, das für diese Arbeit relevant ist, stellt der Gebrauch und die Stellung er Possessivpronomen dar. Krefeld widmet sich dieser in seinem Aufsatz „Variazione morfosintattica in calabrese i possessivi al microscopio“(s. Krefeld 2007d) und geht dabei auf Daten ein, welche im Rahmen des AsiCa Forschungsprojektes erhoben wurden. Er unterscheidet hierbei zwischen pre- und postnominaler Stellung der Possessivpronomen. Dem italienischen Standard entspricht die Stellung links vom Nomen, also die prenominale Stellung.

Il caso del calabrese è particolarmente interessante dal punto di visto geolinguistico, perché i dialetti meridionali estremi si staccano chiaramente della parte mediana e settentrionale per il fatto che conoscono quasi esclusivamente possessivi preposti non flessi.“ (s. Krefeld 2007d, 8)

Bei einer exemplarischen Abfrage (F23) der interaktiven Karte von AsiCa 2.0 ist eben dieses Phänomen zu sehen. Diese zeigt den Satz F 23:  „Oggi sono stata da mia zia.“ und bezieht sich auf den hier verwendeten „uso dei possessivi nel contesto di nome di parentela. Hier sieht man eben wie die befragten Orte des mittleren und nördlichen Kalabriens die Variante der enklitischen postnominalen Possessivpronomen bilden. Einige Ausnahmen  verwenden einfachen postnominal gestellten Pronomen. Der extreme Süden hingegen weißt überwiegend die prenominale Stellung der Possessivpronomen auf. Dies ist ein gutes Beispiel für die unter anderem von Rohlfs beschriebene fehlende linguistische Einheit Kalabriens.(vgl. Rohlfs 1932, 10) Die dialektale Situation Neapels beschreibt unter anderem Iandolo in seinem Werk „Il dialetto di Napoli“.(s. Iandolo 2016) Als typische Merkmale nennt er neben phonetischen auch morphosyntaktische Phänomene. Er geht genau auf verschiedene Verben ein, welche eine komplett eigene Konjugation haben und sich deutlich von der Standardsprache unterscheidet. Als Beispiel hierfür kann das Verb andare sein. So wird dieser mit „ji“ oder „jí“ (vom Lat. IRE) realisiert und im Indikativ Präsens folgendermaßen konjugiert: I´vaco, tu vaje, isso va, nuje jammo, vuje jate, lloro vanno.(s. Iandolo 2016, 107) Ebenso interessant ist beispielsweise die 1. Pers. Sing. des Inidkativ Präsens des Verbes sapere, welche im Dialekt als I´saccio verwirklicht wird.(s. Iandolo 2016, 108) Auch die Possessivpronomen werden kurz thematisiert, wobei es sich lediglich um eine kurze Bemerkung zur Besonderheit in Verbindung mit Familienbezeichnungen handelt. Demnach werden auch hier die enklitischen postnominalen Formen bevorzugt. Diese wären ähnlich beispielsweise pateme, fratete, sorame, sorate, zieme und ziete.(s. Iandolo 2016, 19)Diese ähneln den kalabresischen Formen wie der Sprecher Mil1mDQ112 im Satz F23 „ttsema“ . Krefeld(s. Krefeld 2007d, 11) beschreibt sieben Typen welche im Rahmen des AsiCa- Fragebogens realiesert werden:

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2019/05/1562783438 Tipi Possessivi 2

Eine genaueren Einblick in die tatsächliche Realisierung wird die Analyse der erhobenen sprachlichen Daten geben, anhand derer auch der Vergleich mit dem praiesischen Dialekt durchgeführt werden wird, welcher im Fokus dieser Arbeit steht.

 

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro
Orte Kalabriens, in denen heute noch Griechsch gesprochen wird, nach Haase(Haase ²2013, 48): Südkalabrien: Provinz Reggio Calabria: Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco. Aufgegeben wurden; Roghudi, San Lorenzo
So entstand beispielsweise im 15. Jahrhundert in Venedig, einer Handelsmetropole, das sogenannte Sprachbuch von Meister Georg aus Nürnberg. Dieses sollte junge Kaufmänner sprachlich auf die deutsch- venezianischen Verhandlungen vorbereiten. (vgl. Pausch, Oskar (1972): Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg, Wien: Böhlau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1))
Bei den sekundären Dialekten handelt es sich um jene Dialekte welche „durch die diatopische Differenzierung der Gemeinsprache selbst entstehen“(Krefeld 2011e, 138). Die tertiären Dialekte hingegen entstehen durch unterschiedliche diatopische Realisierung der Standardsprache. (Krefeld 2011e, 138)
Haase beschreibt zwei unterschiedliche Typen von Regionalitalienisch. Der erste ist die „Varietät, die Erstsprache von meist jüngeren Sprechern (vor allem  in nicht- ländlichen Gebieten) ist. Diese Sprache ist stabil und relativ standardnah. Sie wird (in unterschiedlichen Registern) für die Außen- und Binnenkommunikation verwendet.“ Der zweite Typ ist „die Varietät der Sprecher, deren Erstsprache der Lokaldialekt ist (v.a. ältere Sprecher in ländlichen Gebieten). Diese Ausgleichsprache ist vergleichsweise instabil, also variantenreich und dient der Diglossiesituation vor allem zur Außenkommunikation“. „Dialektsprecher distanzieren sich vom Dialekt, ihre Regionalsprache nähert sich jedoch nicht dem Standard an“.(Haase ²2013, 180)
Haase(Haase ²2013, 44) beschreibt in seiner Einführung zur Italienischen Sprachwissenschaft die diatopische als die Orts- bezogene, die diastratische als die Schicht- bezogene und die diaphasische als die Situations- bezogene Ebene sprachlicher Variation.
Nähere Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel der Methodologie.
Die Informanten Sigle der Befragungen werden im Kapitel „Methodische Vorgehensweise“ erklärt werden.

3. Methodische Vorgehensweise

In diesem Kapitel der Arbeit wird die methodische Vorgehensweise erläutert und diskutiert werden. Zunächst wird die Wahl der empirischen Forschungsmethode erklärt werden, woraufhin auf die befragten Sprecher und die Umstände der Befragung eingegangen werden wird. Nachdem dann die Art und Weise der Transkription vorgeführt werden wird, wird zuletzt die Digitalisierung und die Publikation der erhobenen sprachlichen Daten beschrieben werden. Dieses Vorgehen ist wichtig um diese Arbeit verstehen zu können und die zu analysierenden Daten richtig interpretieren zu können.

3.1. Empirische Forschungsmethode

Für die Varietätenlinguistik ist die Feldforschung unabdingbar. Um fundierte Analysen durchführen zu können, bedarf es einer angemessenen empirischen Methode, welche für den Zweck der Untersuchung geeignet ist. Die richtige Möglichkeit zu wählen, ist allerdings nicht einfach und lässt sich nicht immer eindeutig lösen. Letztendlich muss sich der jeweilige Sprachforscher bewusst werden, welches spezifische Ziel er mit seiner Feldforschung verfolgt. Für diese Arbeit wurde sich für die Befragung von Dialektsprechern anhand eines Fragebogens entschieden, welcher mit einem Zoom Aufnahme- Gerät als Audio-Datei aufgenommen wurde. Dieser Fragebogen basiert auf dem Questionario des AsiCa, welcher aus 54 Sätzen besteht, die erstellt wurden um bestimmte morphosyntaktische Phänomene abzufragen. Dazu wurden für diese Arbeit noch sechs weitere eigen entworfene Sätze hinzugefügt.

F55 Andiamo!
F56 Adesso la bambina piange, perché il padre le ha dato uno schiaffo.
F57 Guarda che scemo, ha neanche fatto la colazione prima di uscire di casa.
F58 Adesso lo chiamo per chiedere se sta ancora lavorando.
F59 Sta piovendo tanto- cosa si può fare.
F60 Potrebbe prestarmi il Suo telfonino per fare una chiamata?

Diese hinzugefügten Sätze wurden unter anderem in der vorangegangene Arbeit „Diagenerationalle Untersuchungen zur Morphosyntax des Dialekts von Praia a Mare (CS)“ kommentiert. Auch wenn sie durchaus Analysepotential besitzen, sind sie dennoch nicht Hauptgegenstand dieser Arbeit, da sie die zu untersuchenden Phänomene nicht enthalten. Der Vollständigkeit halber wurden sie jedoch erneut in die Befragung aufgenommen. Diese standardsprachlichen Sätze wurden mit den ganzen Fragebogen jedem Sprecher immer einzeln vorgelesen, woraufhin die Informanten diese jeweils in ihrem Dialekt wiedergeben sollten.

Il questiornario e la conversazione libera sono tecniche di elicitazione sostanzialmente diverse ed anche i dati che forniscono esigono interpretazioni particolari, adatte alla situazione e al metodo di prelevamento.(s. Krefeld 2007d, 8)

Krefeld bezieht sich hier wiederum auf das Werk „Traduzione e parlanti . L´esperienza dell´Atlante linguistico della Sicilia“ von Marina Castiglione (2004). Dies macht deutlich das es sich um eine allgemeine Problematik handelt, mit welcher sich viele Sprachwissenschaftler auseinandersetzen müssen bevor sie eine derartige Forschung beginnen. Nun ist es besonders im Bereich der Varietätenlinguistik schwer sich zwischen der Methode eines Fragebogens und der des freien Gesprächs zu entscheiden. Selbstverständlich gäbe es auch andere Art und Weisen an Daten zu kommen, wie beispielsweise eine Dokumentation der direkten Interaktion  zwischen den Sprechern. Zum Beispiel könnte man den Varietätenkontakt betrachten indem man jeweils einen Sprecher der zwei Dialekte einen spontanen Dialog führen lassen würde. Dies wäre zwar aus sprachwissenschaftlicher Sicht äußerst interessant, hat aber auch den großen Nachteil, dass dieses Gespräch kaum angemessen festgehalten werden könnte. Eine Mitschrift wäre hier nicht sinnvoll da die Verschriftung von mündlicher Sprache, dieser immer einen Teil ihrer Mündlichkeit nimmt. So orientiert man sich bei einer Verschriftung immer auch wenn nur unbewusst, an den Normen der standardsprachlichen Orthographie. Somit würde nicht mehr der tatsächliche Gebrauch der Sprache festgehalten und wiedergegeben werden. Deshalb ist es wichtig solche Verschriftung zusammen mit den dazugehörigen  Sound- Aufnahmen aufzuführen. Im Falle der Aufnahme einer direkten Interaktion ist jedoch diese auch nicht sonderlich brauchbar, da diese Sprecher oft dazu tendieren gleichzeitig zu sprechen. Dies macht das Verständnis der Audio- Datei sehr schwierig oder gar unmöglich. Somit schien diese Möglichkeit als nicht geeignet für diese Arbeit.  Während nun das AsiCa sich sowohl der Methode des Fragebogens als auch des freien Gesprächs bedient, konnte im Rahmen dieser Arbeit nur eine ausgewählt werden. Nun gibt es jedoch verschiedene Kriterien die jeweils dafür beziehungsweise dagegen sprechen.

Pare inutlie sottolineare i vantaggi del materiale più spontaneo, importa però notare che il questionario, ed anche nel dominio della variazione morfosintattica, mantiene il suo diritto d´esistenza. Anzi direi che fa capire certe tendenze che non vengono evidenziate dai materiali spontanei che sfuggono completamente al controllo del ricercatore. A livello dei materiali spontanei l´uso dei possessivi si presenta spesso in un modo molto poco sistematico.(s. Krefeld 2007d, 8)

Die Methode der abgefragten Sätze bietet die Möglichkeit gezielt Phänomene zu erfragen und die Antworten der Sprecher vergleichen zu können. Allerdings ist hier das Risiko höher den Sprecher auf sprachlicher Ebene zu beeinflussen. Es gibt verschiedene Faktoren welche hier zu beachten sind.  Da ist beispielsweise der mögliche Einfluss durch die vorgegebenen Sätze des Fragebogens. Diese werden dem Sprecher in der italienischen Standardsprache vorgelesen und er muss sie gleich darauf in seinem Dialekt wiederholen. Die Vorgabe eines speziellen Satzes hat den Vorteil, dass dem Sprecher der Gebrauch bestimmter morphosyntaktischer Strukturen suggeriert wird. Jedoch kann dies auch einen großen Nachteil darstellen, da die vorangestellte standardsprachliche Struktur, Wortwahl und Phonetik die Antwort unter Umständen prägen. So kann es passieren, dass in einem Dialekt für gewöhnlich eine bestimmte Konstruktion nicht verwendet wird, der Sprecher allerdings im Interview davon Gebrauch macht. Hier steht nun der Sprachforscher vor dem Problem feststellen zu müssen ob es sich bei der verwendeten Struktur um ein gängiges Phänomen des Dialektes handelt oder ob eine Beeinflussung des Sprechers vorliegt. Dies hängt natürlich auch vom Sprecher ab, wie stark er sich davon lenken lässt und wie sicher seine Dialekt-Kenntnisse und sein Dialekt-Bewusstsein ist. Wie schon im vorangegangen Kapitel erwähnt, bestätigt das auch Krefeld: 

„Denn die Varietätenlinguistik gehört zu den Bereichen der Sprachwissenschaft, die das Laienwissen der Sprecher und speziell die Kategorien, mit denen die Sprecher ihr variationsbezogenes Wissen organisieren, nicht einfach ignorieren darf.“ (Krefeld 2011e, 141)

Außerdem kann die Person des Explorators ein weiterer dieser Faktoren sein. Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine weibliche Person welche dem größten Teil der Sprecher bekannt ist. Dies hat einerseits den Vorteil der Senkung der Formalität des Gesprächs, was zum Wohlbefinden der Sprecher beiträgt und wiederum sich positiv auf das Interview auswirken kann. Allerdings ist den Sprechern auch die deutsche Nationalität der Exploratorin bekannt und somit sind die miesten gewohnt mit ihr in der Standardsprache zu kommunizieren. Prinzipiell sollte sich bei einer derartigen Untersuchung auf das Sprecherbewusstsein und die Dialektkompetenz der Sprecher verlassen werden aber es sollten eben auch diese verschiedenen Faktoren in die Auswertung miteinbezogen werden. Aus technischen Gründen kann es außerdem dazu kommen, dass manche Fragen beziehungsweise die jeweilige dialektale Antwort nicht mehr verfügbar ist. So fehlt bei einigen Sprechern F18 und bei anderen wiederum F56. Für andere Sätze wiederum fehlen auswertbare Daten, da die Befragten keine Antwort wussten. Aus derartigen Fällen kann der Explorator entweder die dialektale Unsicherheit des Sprechers oder das Fehlen einer entsprechenden dialektale Form schließen. Allerdings sollte man hier das gesamte Interview betrachten um zu sehen, ob dies ein Einzelfall ist oder nicht. Kommt so etwas beispielsweise öfter bei dem selben Sprecher vor, so lässt sich daraus schließen, dass er geringe Kenntnisse seines Dialektes oder aber ein geringes dialektales Sprachbewusstsein besitzt. Letzteres könnte zum Beispiel durch eventuelle Nervosität getriggert worden sein, welche auf die Umstände der Befragung zurückzuführen wären.

3.2. Sprecher und Umstände der Befragungen

Während für die Arbeit „Diagenerationelle Untersuchungen zur Morphosyntax des Dialekts von Praia a Mare (CS)“ drei Generationen von Sprechern befragt wurden, beschränkt es sich diesmal auf zwei Generationen. Die Erste Generation betrifft eine etwas größere Altersspanne von Sprechern welche von 48 bis 71 Jahren reicht. Die Zweite hingegen betrifft Sprecher von 22 bis 27 Jahren. Die hier genannte Nullte Generation hingegen bezeichnet eigentlich die zwei ältesten Sprecher aus den alten Befragungen, welche zur Zeit der Befragung 82 und 83 Jahre alt waren. Diese Generation wurde für die jetzige Untersuchung nicht mehr befragt. Trotzdem wird sie in die sprachliche Analyse mit aufgenommen. Da die neuen Daten im Rahmen des Forschungsprojektes AsiCa veröffentlicht wurden, wurde sich in der Benennung der Generationen an dessen Schema gehalten, welches sich auf nur zwei Generationen von Sprechern bezieht. Deshalb wird die mittlere als die Erste Generation und die jüngste als die Zweite Generation bezeichnet. Diese Zusammensetzung sieht keine dritte vor, allerdings werden deren Daten in die Untersuchungen mit einfließen, weshalb sie in dieser Arbeit einfach Nullte Generation genannt werden wird. Diese dritte, also die Nullte Generation wurde nicht noch einmal befragt, da nicht der diagenerationelle Wandel im Vordergrund steht, sondern der Varietäten- Vergleich. So scheinen zwei Generationen hierfür wie im AsiCa ausreichend. Da die zwei Sprecher der Nullten Generation schon befragt wurden, werden sie dennoch in die Forschung miteinbezogen. Idealerweise könnte ein Explorator all diese Generationen innerhalb einer Familie befragen wie es auch im AsiCa versucht wurde. Dies würde einen direkteren diagenerationellen Wandel aufzeigen können.  Dies war allerdings weder für den praiesischen noch dem neapolitanischen Dialekt möglich. Einerseits ist da das Problem der Migration vieler Sprecher in den Norden Italiens oder ins Ausland um einem Studium nachzugehen oder eine Arbeit zu finden, weshalb eine komplette Familienkonstellation zu finden sich als schwierig erweist. Manche Sprecher, besonders der Dritten Generation waren nicht mehr in der Verfassung um bei einer solchen Umfragen mitzumachen. Außerdem mussten die Befragungen in den Sommermonaten Juli und August durchgeführt werden, da das die zwei Monate sind die am meisten von Tourismus und somit vom Sprachkontakt betroffen sind. Das bedeutet allerdings auch, dass die meisten Praiesi viel arbeiten um durch den Tourismus zu verdienen und die Touristen aus Neapel hingegen ihren Urlaub genießen wollen. Deswegen ist die Verfügbarkeit der Sprecher und ihre Bereitschaft sich einer Befragung zu unterziehen nur begrenzt. Allerdings sind manche Familienverhältnisse dennoch zustande gekommen. So wurde beispielsweise ein Vater der Ersten Generation und seine Tochter der Zweiten Generation befragt. Die Sprecher der Nullten Generation sind Cousin und Cousine und sind somit jeweils Tante und Großonkel einer Sprecherin der Ersten Generation. Zwei Befragte der Ersten Generation sind außerdem Schwestern.  Weiterhin betreffen die Asica Befragungen auch Informanten welche von der befragten Ortschaft nach Deutschland ausgewandert sind. Auch dies war in einer kleinen Ortschaft wie Praia a Mare sehr selten vorzufinden. Eine Sprecherin der Ersten Generation konnte allerdings gefunden werden, die seit 30 Jahren in München lebt. Somit ist auch diese Kategorie von Informanten, wenn auch nur gering, vertreten. Insgesamt wurden 18 Sprecher befragt. Sechs davon im Rahmen der vorangegangen Arbeit aus Praia a Mare und 12 neue Interviews. Fünf der 12 sind aus Neapel und Umgebung und die restlichen sieben wieder auf Praia a Mare. Dies kann durchaus als eine geringe Anzahl angesehen werden. Allerdings muss man sich hier bewusst werden, dass nicht jeder Sprecher aus jeden Ort zu jeder Situation  befragt werden kann. Somit sind derartige empirische Forschungen immer exemplarisch.  Außerdem könnte ein Vergleich von 13 und 5 Sprechern als ungleichmäßig angesehen werden. Allerdings handelt es sich bei dieser Arbeit nicht um einen Vergleich, der darauf abzielt eine Wertung über die dialektale Kompetenz zu geben, sondern lediglich den Gebrauch der Phänomene zu vergleichen und eventuelle Einflüsse erschließen zu können. Allgemein lässt sich zur Bereitschaft der Sprecher sagen, dass diese sehr unterschiedlich ausgefallen ist. Während die einen sehr stolz auf ihren Dialekt sind und sich über das wissenschaftliche Interesse dafür gefreut haben, überwiegte bei anderen ein Unwohlsein. Dies wurde durch den Gebrauch eines Aufnahmegerätes verursacht und führte bei dem einen oder anderen zu anfänglichen Zögern. Wieder andere schienen relativ nüchtern und haben sich dennoch bereit erklärt. Am Anfang des Interviews hat jeder Sprecher eine Einverständiserklärung zur anonymisierten Veröffentlichung seiner erhobenen Daten unterzeichnet. Um ausreichende Hintergrundinformationen für die Analyse zu haben, wurden die Sprecher außerdem zu einigen persönlichen Angaben befragt. Der Name beispielsweise bleibt allerdings aus datenschutzrechtlichen Gründen anonym. Weiterhin wurden das Alter, die Schulbildung, der Beruf und eine eventuelle Migrationserfahrung erfragt. Diese Informationen bleiben größtenteils in der Original- Sprache und wurden nicht ins deutsche Übersetzt, da beispielsweise das Schulsystem nicht dem deutschen gleichzusetzen ist und somit die Bezeichnungen sich nicht entsprechen. Allerdings ist auf der AsiCa2.0 Seite eine Tabelle mit den ungefähren Entsprechungen zu finden. Diese Informationen zu den Sprechern sind auf der AsiCa2.0 Seite unter den jeweiligen Informanten zu finden. Zudem stellte es sich als problematisch dar einen geeigneten Ort für die Befragung zu finden. Schließlich schien ein wichtigstes Kriterium, dass die Sprecher diesen wählen, damit sie sich wohl fühlen würden und die Formalität der Situation vermindert werden würde. Somit sollten eventuelle Einflüsse der Standardsprache in einer vergleichsweise formellen Situation vermieden werden. Folglich wurden meist Orte wie öffentliche Plätze oder am Strand gewählt. Dies hat zur Folge, dass diese Daten viele und manchmal störende Hintergrundgeräusche aufweisen. Andere Sprecher hingegen wählten den Arbeitsplatz oder gar das eigene zu Hause, woraus bessere Audio Aufnahmen resultieren. Insgesamt wurde es jedoch für den Zweck dieser Arbeit als wichtiger angesehen, Beeinflussungen der Dialekt- Antworten durch die vorgegebenen Sätze zu vermeiden. 

3.3. Transkription und Veröffentlichung

Die erhobenen sprachlichen Daten wurden wie schon erwähnt, anhand eines Aufnahmegeräts als Sound- Datei aufgenommen. Im nächsten Schritt wurde jeder befragte Sprecher mit einer sogenannten Informanten- Sigle versehen. Diese orientiert sich an die Sigle- Konventionen des AsiCa und enthält Informationen über den Ort, die Generation, das Geschlecht und den aktuellen Wohnsitz des Informanten. Somit ergeben sich im Rahmen dieser Arbeit beispielsweise folgende Sigle:

Pra1wD_a
Nap2mI_b

Die ersten drei Stellen bezeichnen immer den Ort des untersuchten Dialektes. So steht „Pra“ für Praia a Mare und „Nap“ für Napoli e dintorni. Die vierte Stelle ist mit einer Zahl besetzt, welche sich auf die Generation bezieht. An fünfter Stelle wird das Geschlecht „m“ für männlich und „w“ für weiblich indiziert. Die sechste hingegen gibt den Wohnsitz an. So gibt es entweder „I“ für in Italien und „D“ für in Deutschland lebende Sprecher.  Darauf folgt dann ein Unterstrich der gefolgt ist von Kleinbuchstaben welche dazu dienen mehrere Informanten ein und derselben Kategorie zu unterscheiden. Hier gibt es Sprecher aus ein und demselben Ort, der gleichen Generation zugehörig, des selben Geschlechts und Wohnorts. Um diese untereinander zu unterscheiden wird einer mit „a“ der nächste mit „b“ und so weiter spezifiziert. Diese acht stellen den Grundstein der Sigle dar und benennen jeweils die Informanten. Um ihre jeweilige Audio- Datei zu kennzeichnen, wird an neunter Stelle noch ein Großbuchstabe angefügt. Dieser ist entweder „Q“, was für den gelenkten Teil der Befragung,also für „Questionario“ steht  oder „D“, welches das spontane Gespräch anzeigt.  Da letztere Methode nicht für diese Arbeit nicht verwendet wurde, kommt somit nur das „Q“ in den Aufnahme- Siglen vor.[(vgl. Lücke u.a. 2017a, 27ff) So ergeben sich folgende Sigle für die  relevanten Informanten dieser Arbeit:

   Erste Generation  Zweite Generation   Dritte Generation
Praia a Mare

Pra1wI_a

Pra1wI_b

Pra1wI_c

Pra1wI_d

Pra1mI_a

Pra1mI_b

Pra1wD_a

Pra2mI_a

Pra2mI_b

Pra2wI_a

Pra2wI_b

Pra0mI_a

Pra0wI_a

Napoli e dintorni

Nap1mI_a

Nap1wI_a

Nap1wI_b

Nap2mI_a

Nap2mI_b

13

Nachdem jede Audio- Datei nun mit einer derartigen Sigle versehen wurde, mussten diese nun in Wav- Dateien konvertiert werden um eine Transkription mit dem Programm Praat zu ermöglichen. Eine Einführung in die Transkription mit Praat gibt Lücke (s. Lücke u.a. 2017a, 107ff) in dem Kapitel zur „4.1 Digitalisierung von gesprochener Sprache: Das Programm Praat“. Hier kann die Audio Aufnahme in Ausschnitte unterteilt werden und jeder Ausschnitt einzeln transkribiert werden. Diese wurden jeweils zu Beginn mit „E:“ oder „I:“ gekennzeichnet. „E:“ gibt die Aussage des Explorators an, während „I:“ das einsetzende Sprechen des Informanten anzeigt. Alternativ kann auch eine dritte Person benannt werden, falls diese in die Aufnahme interagiert. Diese würde dann beispielsweise als „amicaI:“, also Freundin des Informanten bezeichnet werden. Auch kann ein Intervall lediglich mit „.“ dargestellt werden, wenn eine Redepause, ein Zögern oder nicht relevante Wiederholungen zu hören sind. Die Teile des Explorators beinhalten für gewöhnlich das Vorlesen des vorgegeben standardsprachlichen Satzes des Fragebogens. Deshalb wird dieser nicht extra transkribiert sondern schlicht mit „E: F“ und der jeweiligen Nummer des Satzes angegeben. Hinter „I:“ hingegen folgen für gewöhnlich die Transkriptionen der dialektalen Entsprechungen. In Ausnahmefällen kann es vorkommen, dass der Sprecher laut überlegt oder gar sagt er wisse die Antwort nicht, was ebenfalls transkribiert wird. Am Ende der Transkription einer Befragung wurde diese einmal als TextGrid Datei und in Tabellen Form gespeichert. Zur Transkriptionsweise lässt sich weiterhin sagen, dass keine reine IPA14 Lautschrift verwendet wurde. Vielmehr schien es ausreichend, sich an den Normen der standardsprachlichen Orthographie zu orientieren. Wie im Kapitel zur „Empirische Forschungsmethode“ schon erwähnt wurde, ist dies natürlich ein Risiko. besonders im Bereich der Phonetik birgt sich bei einer Verschriftung die Gefahr des Verlustes der Mündlichkeit. Das heißt Besonderheiten in der Aussprache beispielsweise, könnten hierbei verloren gehen. Weil das Hauptaugenmerk dieser Arbeit aber auf der Morphosyntax liegt, schien eine genaue lautliche Transkription nicht notwendig, da besonders syntaktische Phänomene in eine Verschriftung nicht verloren gehen. Deshalb wurde sich für den Zweck dieser Forschung angemessene Variante einer „light“ Version der IPA Lautschrift entschieden. So ist es zwar keine lautschriftliche Transkription, verwendet jedoch Ausgewählte Laute aus eben diesem phonetischen Alphabet und phonetische Besonderheiten und damit auch ein Teil des Dialektes nicht zu verlieren. Es wurden folgende Laute phonetisch transkribiert: [t͡s]; [t͡ʃ]; [d͡ʒ]; [d͡z][d͡ʑ]; [ʃ]; [ɳ]; [ɲ]; [ŋ]; [ɘ]; [ɛ]; [ɔ]; [e]. So steht beispielsweise die Transkription [ts] für <z> und die[t͡ʃ] für <ci/ce>. Allerdings muss gesagt werden, dass besonders im Falle dieser Varietäten eine phonetische Transkription Schwierigkeiten aufweisen kann. Diese kann unter anderem undeutliches Sprechen der Informanten sein. Das nicht verwenden einer konsequenten phonetischen Transkription kann unter Umständen zu Unregelmäßigkeiten führen. Die Audio- Dateien und die TextGrid Dateien mit den Transkriptionen wurden dann in Kooperation mit der ITG15 der LMU aufbereitet und im AsiCa2.0 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierfür müssten die Daten noch getaggt werden. Lücke beschreibt auf der AsiCa Seite unter anderem die „Aspekte der Technischen Realisierung(s. Krefeld/Lücke ²2019) . Er beschreibt hierbei die eben genannt und für die richtige Zuordnung in Veröffentlichung notwendige morphosyntaktische Etikettierung.

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro
Orte Kalabriens, in denen heute noch Griechsch gesprochen wird, nach Haase(Haase ²2013, 48): Südkalabrien: Provinz Reggio Calabria: Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco. Aufgegeben wurden; Roghudi, San Lorenzo
So entstand beispielsweise im 15. Jahrhundert in Venedig, einer Handelsmetropole, das sogenannte Sprachbuch von Meister Georg aus Nürnberg. Dieses sollte junge Kaufmänner sprachlich auf die deutsch- venezianischen Verhandlungen vorbereiten. (vgl. Pausch, Oskar (1972): Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg, Wien: Böhlau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1))
Bei den sekundären Dialekten handelt es sich um jene Dialekte welche „durch die diatopische Differenzierung der Gemeinsprache selbst entstehen“(Krefeld 2011e, 138). Die tertiären Dialekte hingegen entstehen durch unterschiedliche diatopische Realisierung der Standardsprache. (Krefeld 2011e, 138)
Haase beschreibt zwei unterschiedliche Typen von Regionalitalienisch. Der erste ist die „Varietät, die Erstsprache von meist jüngeren Sprechern (vor allem  in nicht- ländlichen Gebieten) ist. Diese Sprache ist stabil und relativ standardnah. Sie wird (in unterschiedlichen Registern) für die Außen- und Binnenkommunikation verwendet.“ Der zweite Typ ist „die Varietät der Sprecher, deren Erstsprache der Lokaldialekt ist (v.a. ältere Sprecher in ländlichen Gebieten). Diese Ausgleichsprache ist vergleichsweise instabil, also variantenreich und dient der Diglossiesituation vor allem zur Außenkommunikation“. „Dialektsprecher distanzieren sich vom Dialekt, ihre Regionalsprache nähert sich jedoch nicht dem Standard an“.(Haase ²2013, 180)
Haase(Haase ²2013, 44) beschreibt in seiner Einführung zur Italienischen Sprachwissenschaft die diatopische als die Orts- bezogene, die diastratische als die Schicht- bezogene und die diaphasische als die Situations- bezogene Ebene sprachlicher Variation.
Nähere Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel der Methodologie.
Die Informanten Sigle der Befragungen werden im Kapitel „Methodische Vorgehensweise“ erklärt werden.
Jede Informanten Sigle ist mit der jeweiligen Seite im AsiCa verlinkt. Hier finden sich sowohl die Audio- Dateien als auch alle vorhandenen Daten zum Informanten.
IPA= Internationales phonetisches Alphabet. Siehe beispielsweise Haase (Haase ²2013, 132).
ITG= IT Gruppe Geisteswissenschaften der LMU.

4. Linguistische Analyse

Dieses Kapitel wird eine Analyse ausgewählter morphosyntaktischer Phänomene durchführen. Diese sind der Gebrauch des Futurs, der Gebrauch und die Stellung der Possessivpronomen und der Gebrauch und die Formen des Konditionals. Diese drei werden zunächst jeweils separat bei den befragten Sprechern aus Praia a Mare und aus Neapel und Umgebung untersucht. Die Antworten der befragten Sprecher können auf der Seite des AsiCa2.0 unter „Corpus- Atlante“ durch die jeweilige Kategorie abgefragt werden.

4.1. Linguistische Analyse einiger morphosyntaktischer Phänomene in den Varietäten von Praia a Mare

Für die Untersuchung des praiesischen Dialekts wurden insgesamt 13 Sprecher befragt. Für die gezielte Untersuchung der verschiedenen Phänomene, werden jeweils unterschiedliche Sätze des Fragebogens betrachtet werden.

4.1.1. Gebrauch des Futur

Um den Gebrauch des Futurs des Dialektes von Praia a Mare untersuchen zu können, sind folgende Sätze des Fragebogens relevant:

F8 Tuo padre verrà anche domani.
F30 Posso sbagliarmi, ma domani pioverà.
F40 Il tuo libro, te lo darò domani.
F42 Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.
F50 Domani vado alla posta per spedire la lettera.

Diese fragen durchaus auch andere Phänomene ab. Hier soll jedoch der Fokus auf den dialektalen Gebrauch und eventuelle Formen des Futurs liegen. Was F8 betrifft, so verwenden drei von 13 Sprechern die standardsprachliche Form des Futurs mit „verrà„. Die restlichen zehn weichen von der vorgegeben Form ab und geben das Verb im Präsens wieder. Die Informantin Pra2wI_b stellt sich in diesem Fall als besonders interessant heraus, da sie den Satz beginnt mit „tuo padre viene„, also die dialektale Version, den Präsens gebraucht und dann „– non lo so qwesta rimane uguale.“ anfügt. Sie hatte eigentlich schon bewiesen, dass sie die Kenntnis einer dialektalen Entsprechung besitzt und dann setzt sie diese mit der vorgegebenen Futur Form gleich. Somit hat sie einerseits den hier üblichen Gebrauch des Präsens aufgezeigt und andererseits vermittelt sie eine gewisse Unsicherheit. Diese könnte auf ein geringes Dialekt- Bewusstsein hindeuten, da es für sie so selbstverständlich scheint diese beiden so unterschiedlichen Tempora gleich setzten zu können ohne sich des Unterschiedes bewusst zu sein. Der Stimulus F30 weißt in seinen Übersetzungen ebenfalls Besonderheiten auf. Zwar verwenden nur zwei von 13 Informanten die Futur- Form, jedoch auch nur zehn von diesen 13 die übliche Präsens- Form. Der Sprecher Pra2mI_a antwortet hier nämlich mit „mi putera sbaglià ma domani potrebbe kiove.„, also der 3. Person Singular des Konditionals. Dies kann jedoch aufgrund der semantischen Bedeutung des Verbs durchaus nachvollziehbar sein. Die Gründe führ die Wahl dieser Form können nicht mit Sicherheit genannt werden. Allerdings ist für diese Arbeit die Tatsache entscheidend, dass kein Futur verwendet wird. So scheint die dialektale Entsprechung zu „pioverà“ im praiesischen „kiove“ zu sein. Ebenso sprechen die Übersetzungen des Stimulus F40 und F50 eindeutig für die Abwesenheit einer dialektalen Futur Form. So wird für „Il tuo libro, te lo darò domani.“ einheitlich das Verb dare im Präsens verwendet. So wird sowohl die standardsprachliche Form in der 1. Person des Präsens „do“ als auch dialektale Entsprechungen wie „dao„, „dongo“ oder „dungo“ verwendet. Ähnliche beschriebt auch Rohlfs wie beispielsweise „dàu(s. Rohlfs 1932, I: 270) und „dugnu(s. Rohlfs 1932, I: 281). Auch der Satz F50 wurde mit diversen Variationen der 1. Pers. Singular Präsens des Verbs „andare“ gebildet. Diese lauten beispielsweise „vava„, „vao“ oder „vago„. Etwas anders verhält es sich im Falle des Stimulus F42 „Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.“. Hier werden den Sprechern innerhalb eines Satzes zwei Verben in der Futur Form suggeriert. Diese werden in knapp 76% der Fällen in die dialektale Variante im Präsens umgewandelt. Drei Informanten behalten Futur- Formen bei, während nur einer von ihnen auch beide beibehält. Die anderen beiden verwenden hingegen die Präsens Form für „racconterò“ also „cuntu“ und „raccuntu“ aber Futur- Formen für „saremo ritornati„, nämlich „torneremo“ und „saremo turnati“ . Im Folgenden wird ist eine tabellarische Übersicht zu den eben analysierten Antworten gezeigt.

Informanten Sigle Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F30: Posso sbagliarmi, ma domani pioverà. Stimulus F40: Il tuo libro,  te lo darò domani. Stimulus F42: Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.  Stimulus F50: Domani vado alla posta per spedire la lettera. Personenbezogener Gebrauch der dialektalen Präsens Form anstelle des Futurs 
Pra1wI_a patrita viene puro dumani. me potsu puro sbaglià ma domani kiove. lu libro tuo te lo dao domani. qwando turnamo dall`Italia te lu cundu. dumani vava a la posta pi spediʃi la lettera. 6 von 6 im Präsens
Pra1wI_b papa tua viene puro domani. me potsu sbaglià ma domani kiove. lu libro teo dao domani. qwando torno dall`Italia te lo rakkonto. dumani vado a la posta p´imbuccà a littr´. 6 von 6 im Präsens
Pra1wI_c patrita verrà pure domane. ma me posso sbaglià ma secondo me domani kiove. u lirbu tu dao domane. qwando turnamo dall´Italia te u cuntu. domani vado alla posta pi sp- pi mannà la lettera.
5 von 6 im Päsens

Pra1wI_d

pateta arriva domani. me potso puro sbaglià ma secondo me domani kiov´. il libro tuo te lo do domani. qwando torneremo dall´Itlaia telo- t´o cuntu. remani vag´a posta pi ti spedì a letter´. 5 von 6 im Päsens

Pra1mI_a

papa tuo vene pure domani. mi posso sbaglià ma domani kiove. u libro t´o dao domani. qwanno torno dall´Italia te u cuntu. domani vao alla posta e spedisco la lettera. 6 von 6 im Präsens

Pra1mI_b

papa tua viene puro domani. mi potsu puro sbaglià ma domani kiove. lu libro te lo porto dumani.  qwanno torno dall´Italia te lu cundu lu fatt´. tʃi vago domane a spediʃe la lettera a na posta. 6 von 6 im Präsens

Pta1wD_a

patrita verrà puro domani. me potsu puro sbaglià ma dumani kiove. u libru tuu t´u do dumani- t´u dungo dumani. qwando saremo turnati dall´Italia t´u raccuntu dumani vad– dumani vada´a la posta pi spediʃi a lettera. 4 von 6 im Präsens

Pra2mI_a

patrita vene dumani. mi putera sbaglià ma domani potrebbe kiove. u libro tua te o dao domani. qwando saremo-qwando saremo tornati dall´Italia te lo dirò- mo non qwesto non mi viene. domani vao a posta pe spedì a lettera. 3 von 6 im Präsens (3 nicht relevante)

Pra2mI_b

patrita viene pure domani. me potsu sbaglià ma domani kiove. u libro tuo t´o dongo domani. qwandu turnamo dall´Italia te u rakkonto. crai vado alla posta pi spidiʃi a lettera. 6 von 6 im Präsens
Pra2wI_a patrita viene puro domani- o meglio- patrita viene puro crai. forse me sbaglio ma crai kioverà. u libro tuo te u do crai. qwando ritorneremo dall´Italia te lo ricorderò. domani va a posta pe spedì u pustale. 3 von 6 im Präsens
Pra2wI_b tuo padre viene– non lo so qwesta rimane uguale. mi potsu sbaglià ma domani kiove. u libro tuo te u do domani. qwannu turnamo dall´Italia te u conto. dumani vava alla posta pi spidiʃi a lettera. 6 von 6 im Präsens
Pra3mI_a papa tuo patreta- meglio patreta- patreta verrà anche domani. me potsu sbaglià ma domani kiove. u libro tuo domani te lo dao. qwando qwanno tornere- tornerò- sarò ritornato dall´Italia t´u conto te lo rakkonto t´u cuntu. domane vadu alla posta pe te mannà la letter´. 4 von 6 im Präsens
Pra3wI_a papa tua viene puro domani. me potsu sbaglià ma domani pioverà– eh o kioverà. te lo dao domani lu libro tua. qwando torniamo dall´Italia ti rakkonterò tutto. la lettera te la spedisko domani pe la posta. 4 von 6 im Präsens
 

Futur: 3 von 13 

Präsens: 10 von 13 

 

Futur: 2 von 13 

Präsens: 10 von 13 

1 sonstige Form

Futur: 0 vom 13 

Präsens: 13 von 13 

Futur: 5 vom 24 

Präsens: 19 von 24 

Futur: 0 von 13 

Präsens: 13 von 13 

6 von 13 Sprecher welche ausschließlich die dialektale Entsprechung  Präsens verwenden

4.1.2. Gebrauch und Stellung des Possessivpronomens

Wie Krefeld (vgl. Krefeld 2007d) beschreibt, gibt es verschiedene Arten des Gebrauchs der Possessivpronomen in den kalabrischen Varietäten. Demnach gibt es die prenominale, die enklitische postnominale und die einfache postnominale Stellung. Um diese betrachten zu können müssen folgende Sätze des Fragebogens miteinbezogen werden.

F8 Tuo padre verrà anche domani.
F11 Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo.
F14 Mio nonno andava a pescare sempre di mattina.
F21 A quest´orario non ci andrei a casa sua.
F22 Un giorno vorrei ritornare al mio paese.
F23 Oggi sono stata da mia zia.
F34 Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.
F40 Il tuo libro, te lo darò domani.
F44 Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.
F46 Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.
F51 Tua madre sembra essere molto arrabbiata.

Selbstverständlich lässt sich der Gebrauch dieser Formen nicht ganz so einfach vergleichen, da sie in diversen linguistischen Kontexten vorkommen.(vgl. Krefeld 2007d, 10) Dennoch sollen im Folgenden der Gebrauch und die Formen der Possessivpronomen im Dialekt von Praia a Mare anhand der Interviews beschrieben werden. Zum ersten Satz F8 „Tuo padre verrà anche domani.“ lässt sich sagen, dass lediglich eine Person von 13 befragten Sprechern die vorgegebene prenominale Stellung des Possessivpronomen übernommen hat. Weitere vier haben sich für die einfache postnominale und die restlichen 8 für die postnominale enklitische  Stellung entschieden. Die postnominale enklitische Formen lauten „patrita“ oder „patreta„, während die einfachen postnominalen zwischen „papa tuo“ und die nicht flektierte Form „papa tua“ wechseln. Somit hätten wir die von Krefeld(vgl. Krefeld 2007d, 11) vorgeschlagenen Typen I welche von einem einzigen Sprecher aus der standardsprachigen Vorgabe übernommen wird. Außerdem finden sich eine Antwort des Typs II, also  einfach postnominal und flektriert und drei des Typs III, welche ebenfalls  einfach postnominal jedoch nicht flektiert sind. Die restlichen acht Sätze beinhalten alle den Typ IV, also postnominale enklitische Possessiva, welche nicht flektiert und ohne bestimmten Artikel realisiert werden. Weitere Stimuli, die Possessivpronomen in Verwandtschaftsverhältnissen enthalten, sind F14, F23, F46 und F51. Der Satz F 14 „Mio nonno andava a pescare sempre di mattina.“ wird von acht Sprechern mit der einfachen postnominalen Form übersetzt welche in allen dieser Fälle nicht flektiert ist. Von den restlichen fünf Antworten orientiert sich nur eine an die vorgegebene prenominale Stellung, während die anderen vier ohne jegliche Pronomen auskommen. Sie setzen es als offensichtlich voraus, dass es sich um ihren eigenen Großvater handelt.(vgl. Krefeld 2007d, 14) In diesem Falle kann man auch tatsächlich davon ausgehen, dass das Verhältnis verständlich ist. Vielmehr wäre eine Spezifizierung mit Possessivpronomen unbedingt nötig, wenn es eben nicht der eigene Verwandte ist. Abhängig ist dies natürlich auch vom Kontext, welcher oft schon die Zugehörigkeit angibt. Der Stimulus F23 „Oggi sono stata da mia zia.“ wird von allen Sprechern zu 100% einheitlich mit „zia mia“ übersetzt. Viel unregelmäßiger wird hingegen der Satz F46 „Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.“ realisiert. So bilden fünf Sprecher eine einfache postnominale Stellung (Typ III) des Pronomens, welche nicht flektiert ist, während bei anderen fünf die Possessiva weggelassen werden und stattdessen nur „mamma e papà“ verwendet wird. Eine Antwort weißt den Typ IV , also die enklitische postnominale Form „matrima e patrima“ welche nicht flektiert ist. Eine Person übernimmt die vorgegebene standardsprachliche prenominale Struktur, während die Informantin Pra1wI_c gibt keine Antwort auf diesen Satz. Gleichmäßiger verläuft die Übersetzung des Stimulus F51 „Tua madre sembra essere molto arrabbiata.“ . Dieser wird von elf der 13 Sprecher mit der einfachen postnominalen flektierten Version (Typ II) „mamma tua“ gebildet. Zwei Informanten hingegen verwenden die postnominlae enklitische Struktur (Typ IV) „mammata“ und „mammat´„. Zum Stimulus F11 „Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo.“ werden ganze sieben der 13 Antworten ohne Possessivpronomen (Typ VII) übersetzt. Ein Sprecher übernimmt die suggerierte prenominale Stellung, wohingegen die anderen fünf die proklitische postnominale Variante (Typ II) gewählt haben. Der Satz F21 „A quest´orario non ci andrei a casa sua.“ wird einheitlich mit dem Typ II, also der proklitischen flektierten Stellung rechts vom Nomen übersetzt, welche auch vom standardsprachlichen Fragebogen so vorgegeben wird. Allerdings kann man hier zwischen den fünf Sprechern differenzieren, die einen bestimmten Artikel, der einen Person die einen unbestimmten und den sieben Informanten welche keinen Artikel verwenden. Der Satz F22 „Un giorno vorrei ritornare al mio paese.“ wird deutlich übersichtlicher beantwortet. Dieser wird von elf Sprechern mit dem Typ III, also der proklitischen und nicht flektierten postnominalen Variante mit Artikel realisiert. Die übrigen zwei Antworten wurden ohne Possessivpronomen übertragen. Ebenso wird bei einer Antwort des Satzes F34 „Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.“ gehandelt. Drei wurden von der standardsprachlichen Vorgabe übernommen. Bei neun von diesen 13 sind drei des Typs III „scarpe tua“ und sechs von Typ II „scarpe tue“ zu beobachten. Der Stimulus F40 „Il tuo libro, te lo darò domani.“ weißt neun der 13 dialektalen Sätze mit einfachen postnominalen Stellungen auf, während zwei davon nicht flektiert sind (Typ III) und sechs flektiert (Typ II). Vier der 13 wurden hingegen ohne Possessivpronomen übersetzt. Auch hier gehen die Sprecher davon aus, dass nicht nur sie selbst sondern auch der Empfänger sich aufgrund des Kontextes bewusst ist, wem das Objekt „libro“ gehört. Vergleichsweise einheitlich fällt die Übersetzung des Stimulus F44 „Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.“ aus. Hier eliminiert lediglich ein Sprecher das Possessivpronomen, wohingegen alle anderen zwölf, die einfache postnominale Stellung verwenden. Dass hier ausschließlich flektierte Formen vorzufinden sind, kann auf die Pluralform „nostri amici“ zurückgeführt werden. Eine tabellarische Übersicht zu den Antworten der praiesischen Sprecher, welche sich auf den Gebrauch und die Formen der Possessivpronomen beziehen, findet sich hier:

Informanten Sigle Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F11: Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo. Stimulus F14: Mio nonno andava a pescare sempre di mattina. Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua. Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese. Stimulus F23: Oggi sono stata da mia zia. Stimulus F34: Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.  Stimulus F40: Il tuo libro, te lo darò domani.  Stimulus F44: Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.  Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi. Stimulus F51: Tua madre sembra essere molto arrabbiata. Personenbezogener Gebrauch der unterschiedlichen Stellungen der Possessivpronomen
Pra1wI_a patrita viene puro dumani. ieri la machina s´è rotta n´ata vota.  nonna iava a piska sempe la mattina. a st´ora nun ci iera mai a la casa sua. nu juorno vulera tornà a lu paese mia. goij su ghiuta a doa zia mia. e scarpe tua so rosse e le mie neuri. lu libro tuo te lo dao domani.
javamo sempe a la scola cu li cumpagni nuostri. m´impauro ka mamma e papà arrivano tardi. mamma tua me pare assai arrabbiata.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 1 von 11

keine: 3 von 11

 

Pra1wI_b papa tua viene puro domani. ieri la magina s´è rutta n´ata vot´.  nonno iava a piskà sempe la mattina. a st´ora nun ci iera a la casa sua. nu juorno vulera tornà a lu paese mia. goji sunu stata a doa zia mia. le skarpe tue so russe e mie so neure. lu libro teo dao domani. javamo sempe a la scola co amitʃi nuost. tengo paura ke li genitori arrivan´ tropp tardu. Mamma tua pare troppo arrabbiata.

einfach postnominal: 7 von 11

keine: 4 von 11


Pra1wI_c patrita verrà pure domane.  ieri sta magina s`è rotta n´ata vota.  Nonno mia iava a piskà sempre a mattina. a st´oa nun c´iera a casa sua. un giorno vulera ritornà a lu paese mio. oggi su stata da zia mia. i skarpe tue so rosse i mie so nere. u lirbu tu dao domane. jevamo sembe a skola co amitʃi nostri. e- no. mamma tua sembra davvero arrabbiata.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 1 von 11

keine: 2 von 11

1 unbrauchbare Daten


Pra1wI_d

pateta arriva domani.  ieri a magina mia s´è rott.  nonno iava a piskà sempe a mattin´. a st´ora nun ci esse a casa sua- soja. nu jorno vulesse tornà a o paese mia. oggi so stata da zia mia. le mie skarpe so rosse e tue so nere. il libro tuo te lo do domani. andavamo a skuola sempre cuamitʃi nuostri. me mette paura ke i genitori mia arrivano tard´. mammata sembra essere arraggiat.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

prenominale: 1 von 11

keine: 1 von 11


Pra1mI_a

papa tuo vene pure domani.  ieri a magina s´e rotta n´ata vot.  Nonnu mia iava a piskà sempe i mattina. a st´ora non tʃi´era a casa sua. nu jorno vorrei tornà au paese mia. goji su stata a casa di zia mia. i scarpe tue su rossi i mie neuri. u libro t´o dao domani. ivamo sempre a scola cu i amitʃi nostri. tango paura ke Mamma e Papà arrivano tardi. mamma tua sembra molto arrabbiata.

einfach postnominal: 8 von 11

keine: 3 von 11


Pra1mI_b

papa tua viene puro domani.  ieri la macchina mia s´è rutta n´ata vota.  nonnu mia iava la mattina a piskà. è troppo tardi pi ghìe a la casa sua. qwalke giorno vulea tornà a lu paese. goji su stata da zia mia. tu tenesi le scarpe russe e io neure. lu libro te lo porto dumani.  andav- iava a la scola sempe cul´amitʃi. mi sà ke arrivano tardi mamma e papà. o mamma tua sembra proprio k´è arrabbiata forte.

einfach postnominal: 6 von 11

keine: 5 von 11

Pta1wD_a

patrita verrà puro domani.  ieri la mia macchina s´è scaʃiata n´ata vota.  nunno mia se ni iava piskà sempre d´ a mattina. a kist – a qwist´ora nun tʃi era a la casa sua. nu juorno vulera ritornà a u paese mia. oggi adʒiu utu da mia zia- da zia mia veramente. le tue scarpe so russe le mie so neure. u libru tuu t´u do dumani- t´u dungo dumani. iavamo sempe a la scola cun i nos- cun amitʃi nostri. tingu -tengo paura ka matrima e patrima arrivano troppo tardi. tua ma- na aspe come si – matrita no mamma tua sembra- mi pare molto arrabbiata.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

prenominal: 2 von 11

Pra2mI_a

patrita vene dumani.  eh ieri a makina mia s´è skaʃiata n´ata vota.  nonno mia iava a piskà tutte i mattine. a st´ora non ci era a casa sua. nu jorno vulera tornà al mio- a o paese mia. goji so stato da zia mia. le skarpe tue so rossi i mia so neuri. u libro tua te o dao domani. iava- andavamo sempe a skola coamitʃi mia. tengo paura ke i miei genitori arrivino tardi. mamma tua è inkatsata.

einfach postnominal: 9 von 11

enklitisch postnominal: 1 von 11

prenominal: 1 von 11


Pra2mI_b

patrita viene pure domani.  ieri no- ieri a magina s´è skaʃiata n´ata vota.  nonno mia iava a peskà sempe la- di mattina. a st´ora non tʃi era a casa sua. nu juorno vulera tornà a u paese mio. goji adʒiu stato a doa zia mia. i skarpe tue su rossi i mie neri. u libro tuo t´o dongo domani. iavamo sempe alla skola coamitʃi nostri. tengo paura ke i genitori mia arrivano troppo tardi. mamma tua pare inkatsat´.

einfach postnominal: 9 von 11

enklitisch postnominal: 1 von 11

keine: 1 von 11


Pra2wI_a patrita viene puro domani- o meglio- patrita viene puro crai.  ieri la magina s´è rotta n´ata vot´.   nonno iava a peskà sempe d´ mattina a st´ora nun iera a casa soya. nu jorno vulera tornar a cas´. goji su stata da zia mia. e tue skarpe so ross´ e mie neure. u libro tuo te u do crai. iavamo sempe a skola col amitʃi nostr´. ho paura ke i genitori mia arrivano troppo tardi- anche se paura si potrebbe dire tengo ʃkutra. mammat´ semba inkatsata.

einfach postnominal: 5 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

prenominal: 1 von 11

keine: 3 von 11


Pra2wI_b tuo padre viene- non lo so qwesta rimane uguale.  ieri la makina s`è rutta n´ata vota.  nonno mia iava a piskà sembe di mattina. a kist´ora nun tʃi vava a la casa sua. un giorno vulera ritornà a lu paese mia. goji su giuta da zia mia- a doa zia mia. i skarpi tua su russe i mia neure. u libro tuo te u do domani. iavamo sempre a la skola cul´amitʃi nostri. tengo paura ka i miei arrivino tardi. mamma tua eh pare- aspè arrabbiata non mi ricordo mo come si dice arrabbiata non mi ricordo forse c´è un modo ma mo non mi ricordo.

einfach postnominal: 8 von 11

prenominal: 1 von 11

keine: 2 von 11


Pra3mI_a papa tuo patretameglio patreta– patreta verrà anche domani.  ajeri la magina mia s´è rotta n´ata vota- s´è rutta n´ata vota.  nonno mia iava peskà sempre a mattina. a qwest´ora nun tʃi iera a casa sua. nu jorno vorrei tornà au paese mia. oggi oje su stata da zia mia. le skarpe tue so rosse le mie neure. u libro tuo domani te lo dao. sempre iavama a skola cuamitʃi nuostri. m´appauro ke i genitori mia arrivano troppo tardi. mamma tua pare di essere arrabbiata – di essere molto troppo molto arrabbiata.

einfach postnominal: 10 von 11

enklitisch postnominal: 1 von 11


Pra3wI_a papa tua viene puro domani.  ieri la makina mia s´è rutta n´ata vota.  mio nonno iava a piskà sempe la mattina. a qwest´ora nun tʃi iera a na casa sua. nu juorno vorrei raturnà a lu paese mia. d´oje su stata da zia mia. le skarpe tua su ruosse le mia su neure. te lo dao domani lu libro tua. iavamo sempe a na skola coamitʃi nuostri. m´empauro ke i genitori nuostri arrivano uno poco troppo tardi. mamma tua s´è arrabbiata brutt´.

einfach postnominal: 10 von 11

prenominal: 1 von 11


 

enklitisch postnominal: 8 von 13

einfach postnominal: 4 von 13

prenominal: 1 von 13

 

 

einfach postnominal: 5 von 13

prenominal: 1 von 13

keine: 7 von 13

 

einfach postnominal: 8 von 13

prenominal: 1 von 13

keine: 4 von 13

 

einfach postnominal: 13 von 13

 

 

 

einfach postnominal: 11 von 13

 

keine: 2 von 13

 

einfach postnominal: 13 von 13

 

 

einfach postnominal: 9 von 13

prenominal: 3 von 13

keine: 1 von 13

 

einfach postnominal: 9 von 13

 

keine: 4 von 13

 

einfach postnominal: 12 von 13

 

keine: 1 von 13

enklitisch postnominal: 1 von 13

einfach postnominal: 5 von 13

prenominal: 1 von 13

keine: 5 von 13

1 ohne Daten

enklitisch postnominal: 2 von 13

einfach postnominal: 11 von 13

 

 

 

 

4.1.3. Gebrauch und Formen des Konditionals und des Konjunktivs

Um den Gebrauch und die Formen des Konditionals und des Konjunktivs zu untersuchen, werden nun folgende Sätze des Fragebogens betrachtet:

F12 Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.
F19 Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata und macchina nuova.
F21 A quest´orario non ci andrei a casa sua.
F22 Un giorno vorrei ritornare al mio paese.
F26 Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.
F32 Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.
F37 Spero che non sia troppo tardi.
F46 Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.

Hierbei enthalten im Fragebogen lediglich die Sätze F21 und F22 ausschließlich Formen des Konditionals, während andere nur  die des Konjunktivs und wieder andere beide Formen verwenden. Beginnend beim Stimulus  F21 „A quest´orario non ci andrei a casa sua.“ , welcher eben die  Konditional Form vorsieht, kann man beobachten, dass zehn der 13 befragten Sprecher diese in ihrer dialektale Variation übernehmen. So entstehen hier beispielsweise Formen wie „“iera“ und „era“ . Ein Sprecher verwendet hier die Mischform „vava“ welche nicht ganz klaren Ursprungs ist. Eine Möglichkeit der Erklärung ist die Verwandschaft mit dem Verb andare und der Konjugationen im Indikativ Präsens  io vado, tu vai, lui/lei va. Auch könnte ein Zusammenhang zu der Konjunktiv Präsens Form „vada“ bestehen. Eine weitere Person verwendet den Konjunktiv Imperfekt „esse“ und eine andere den Indikativ Präsens „ghìe„. Auch übernimmt der Größte Teil der Sprecher, nämlich 12 von 13, die in F22 „Un giorno vorrei ritornare al mio paese.“ vorgegebene Form des Konditional Präsens. So verwenden einige von ihnen die standardgemäße Variante „vorrei“ und andere die dialektale Entsprechung „vulera„. Ein einzelner Sprecher hingegen entscheidet sich für den Konjunktiv Imperfekt „vulesse“ . Der Stimulus F12 „Se avessi più tempi, lo farei immediatamente.“ enthält an erster Stelle 1. Person Singular Konjunktiv-Imperfekt Form „avessi“ und einer darauf folgenden  1. Person Singular Konditional- Präsenz Form „farei“. Während von einem  keine verwertbaren Daten erhoben werden konnten, teilt sich der Rest der 13 Informanten in zwei verschiedene Übersetzungs-  Gruppen. Die eine Hälfte  behält die Vorgabe in der dialektalen Variation bei, wobei die andere Hälfte. Die erste Konjunktiv Form mit ebenfalls einer Konditional Präsens Form ersetzt. Somit verwenden sie Formen wie „avera“ und dann „facera“ . Sehr viel mehr Variation ist allerdings in den Übersetzungen von F19 „Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.“ zu finden. Dieser enthält zunächst die Konjunktiv trapassato Form „avessi avuto“ und dann den Konditional Perfekt „sarei comprata“ , beide in der 1. Person Singular. Diese Version wird allerdings von nur vier der 13 Sprecher übernommen. Fünf weitere ersetzen die zweite Konditional Perfekt Form mit dem Konjunktiv trapassato und haben somit beide Stellen mit dem Konjunktiv trapassato besetzt. Andere zwei Informanten machen das genau umgekehrt und ersetzen nicht die zweite, sondern die erste Stelle des Konjunktiv trapassato mit einer weiteren Konditional Perfekt Form und haben somit zwei davon in ihrer Übersetzung. Eine andere Person wiederum entscheidet sich dazu beide Formen mit der Konditional Präsens Form auszutauschen. Der letzte Sprecher  behält den Konjunktiv trapassato bei und tauscht die zweite Stelle mit dem Indikativ Imperfekt aus. Den vorgegeben Konjunktiv trapassato des Satzes F26 „Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.“ behalten neun Informanten bei. Einer wählt den Indikativ im passato remotoadʒiu mangiato„, ein weiterer den Konditional Präsens “ mangiera“ und wiederum ein anderer den Konditional Perfekt „avera mangiato“ . Auch hier liegt eine nicht verwertbare Antwort vor. Einheitlicher sieht die Beantwortung des Stimulus F32 „Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.“ aus. Hier wird die vorgegebene Konjunktiv Imperfekt+ Konditional Präsens Struktur von dreien der 13 Sprechern übernommen. Weitere zehn tauschen den Konjunktiv mit einer zusätzlichen Konditional Präsens Form aus. Bei den Stimuli F37 „Spero che non sia troppo tadri.“ und F46 „Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.“ fehlen wieder jeweils zwei und eine verwertbare Antwort. Den vorgegeben Konjunktiv Präsens übernehmen bei F37 nur fünf der Befragten, wohingegen sechs ihn als Indikativ Präsens realisieren. Beim Stimulus F46 orientieren sich lediglich zwei Sprecher, wobei die restlichen zehn auch hier auf den Indikativ Präsens zurück greifen. Im Folgenden wird nun eine tabellarische Übersicht über die von den praiesi realisierten Entsprechungen zum Konditional und Konjunktiv gezeigt werden:

Informanten Sigle Stimulus F12: Se avessi più tempo, lo farei immediatamente. Stimulus F19: Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata una macchina nuova. Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua. Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese. Stimulus F26: Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni. Stimulus F32: Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.  Stimulus F37: Spero che non sia troppo tardi. Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi. Personenbezogener Gebrauch der Entsprechungen zum Konditional und Konjunktiv
Pra1wI_a avissi kiu tiembo lu facera subito. avessi avuto kiu soldi akkatava na magina nova. a st´ora nun ci iera mai a la casa sua. nu juorno vulera tornà a lu paese mia. tengo na fame come se non avessi mangiato da tanto journi. puro ke dicera la verità non mi crederasi. spero ke non è tardi. m´impauro ka mamma e papà arrivano tardi.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Indikativ Imperfekt: 1 von 11

Konditional Präsens: 5 von 11

Pra1wI_b avera kiu tiembo lu facera subito. avera avuto kiu soldi m´avera akattata a magina nova. a st´ora nun ci iera a la casa sua. nu juorno vulera tornà a lu paese mia. tengo una fame come nun avesse mangiato da tanti juorn´. puro ke dicera a verità non mi credesi. spero ke non è tardi. tengo paura ke li genitori arrivan´ tropp tardu.

Konjunktiv trapassato: 1 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Konditional Perfekt: 2 von 11

Konditional Präsens: 6 von 11

Pra1wI_c se bo- se avessi piu tembo- no non lo so tipo così. avera soldi mi kumprera na makina nova. a st´ora nun iera a casa sua. un giorno vulera ritornà a lu paese mio. tengo na fame come se non avessi mangiato da juorn´. pure se dicera a verità non mi crederasi. spero ke- no non lo sò. e- no.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 1 von 11

Konditional Präsens: 6 von 11

fehlende Daten: 2von 11 

 

Pra1wI_d

si tenessi tembo u farei mo mo. s´avessi avuto kiu soldi m´avessi akkatata na magina nova. a st´ora nun ci esse a casa sua- soja. nu jorno vulesse tornà a o paese mia. teng´na fame pats. anche se ti dicessi u ver´tu non me o credest. spero ke non è tard´. me mette paura ke i genitori mia arrivano tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 4 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Konditional Präsens: 2 von 11

fehlende Daten: 1 von 11

Pra1mI_a

se avessi nu puoco de tiempo u facera veramente n´ata vota subito. eh se avessi avuto kiu soldi mi sarei comprata na macchiana nova. a st´ora non tʃi´era a casa sua. nu jorno vorrei tornà au paese mia. tengo na fame come se non avessi mangiato da tanti juorni. pure se ditʃera la verità non mi credesi. spero ke non sìa troppo tardi. tango paura ke Mamma e Papà arrivano tardi.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 1 von 11

Konditional Perfekt : 1 von 11

Konditional Präsens: 5 von 11

Konjunktiv Präsens: 1 von 11

Pra1mI_b

eh se avessi kiu tiembo u facera subito. se avessi avuto kiu soldi m´avessi akkattata na magina nova. è troppo tardi pi ghìe a la casa sua. qwalke giorno vulea tornà a lu paese. tengo na fame ke chi sà da qwanti juorni ke non adʒiu mangiato. se t´ dicera la verità tu non mi crederasi u stesso. spero ke non è troppu tardi. mi sà ke arrivano tardi mamma e papà.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 3 von 11

Konditional Präsens: 4 von 11

Indikativ passato prossimo: 1 von 11

Pta1wD_a

avera più tembu o facera subito. avissi avuto più sodli – kiù soldi -s´avera avuto kiu soldi m´avera akkattata una macchina nova. a kist – a qwist´ora nun tʃi era a la casa sua. nu juorno vulera ritornà a u paese mia. tengo una fame come se non avessi mangiato da juorni – non avera maniato da juorni. puro ka dicera la verità nun mi crederasi. spiru ka – spero ka nun sia troppu tardi. tingu -tengo paura ka matrima e patrima arrivano troppo tardi.

Konjunktiv trapassato: 1 von 11

Indikativ Präsenz: 1 von 11

Konditional Perfekt : 2 von 11

Konditional Präsens: 6 von 11

Konjunktiv Präsens: 1 von 11

Pra2mI_a

avera tempo u facera subito. avessi avuto kiu soldi mi sarei akkattata na makina nova. a st´ora non ci era a casa sua. nu jorno vulera tornà al mio- a o paese mia. tengu na fame come se non mangiera da nu sakk de tiembo da tanti juorni. pure si dicera o a verità tu non mi crederasi. spero ke non sia tardi. tengo paura ke i miei genitori arrivino tardi.

Konjunktiv trapassato: 1 von 11

Konditional Perfekt : 1 von 11

Konditional Präsens: 7 von 11

Konjunktiv Präsens: 2 von 11

Pra2mI_b

si c´avera kiu tembo u facera mo. si c´avera kiu soldi no- si c´avessi avuto kiu soldi mi fussi comprata na macchina nova- na magina nova. a st´ora non tʃi era a casa sua. nu juorno vulera tornà a u paese mio. tengo na fame come se non avera mangiato da juorni- i juorni. pure se dicera a verità non mi crederesti. spero ke non è troppo tardi. tengo paura ke i genitori mia arrivano troppo tardi.

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Konditional Perfekt : 1 von 11

Konditional Präsens: 6 von 11

Pra2wI_a si tenera kiu temb u facera subito. avissi avuto kiu soldi m´avissi akkatato na makina nova. a st´ora nun iera a casa soya. nu jorno vulera tornar a cas´. tengo na fame come se non avessi mangiato da jorni. anche se io dicera a verità n´ mi crederesti. spero ke non sia troppo tardi. ho paura ke i genitori mia arrivano troppo tardi- anche se paura si potrebbe dire tengo ʃkutra.

Konjunktiv trapassato: 3 von 11

Indikativ Präsenz: 1 von 11

Konditional Präsens: 6 von 11

Konjunktiv Präsens: 1 von 11

Pra2wI_b avessi kiu tembo u facera mo. si avissi avuto kiu soldi avera akkattato na makina nova. a kist´ora nun tʃi vava a la casa sua. un giorno vulera ritornà a lu paese mia. tengo na fame cume si non avissi mangiato da giorni. pure se ti dicissi a verità non mi crederesti. qwesta è uguale. tengo paura ka i miei arrivino tardi.

Konjunktiv Imperfekt: 2 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Konditional Perfekt : 1 von 11

Konditional Präsens: 3 von 11

Konjunktiv Präsens: 1 von 11

Mischform: 1 von 11

fehlende Daten: 1 von 11

Pra3mI_a si si n´era kiu tiemb´lo farei anche subito. mi fussi akkattata na magina nova s´avessi avuto kiu soldi. a qwest´ora nun tʃi iera a casa sua. nu jorno vorrei tornà au paese mia. tengo na fame come se da jorni nun avessi mangiato. se dicessi la verità nemmeno mi criderasi. ogniu sperà ke non sia tardi- troppo tardi. m´appauro ke i genitori mia arrivano troppo tardi.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 3 von 11

Indikativ Präsenz: 1 von 11

Konditional Präsens: 5 von 11

Konjunktiv Präsens: 1 von 11

Pra3wI_a se avessi kiu tiembo lu facera puro subito. se avessi avuto kiu soldi avera akkattata na magina nova. a qwest´ora nun tʃi iera a na casa sua. nu juorno vorrei raturnà a lu paese mia. adʒiu na fame come se non avissi mangiato da ki sa da qwanti juorni. si te ditʃera la verità non mi crederasi tʃertamente. speriamo ke non è troppo tardi. m´empauro ke i genitori nuostri arrivano uno poco troppo tardi.

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Konditional Perfekt : 1 von 11

Konditional Präsens: 5 von 11

 

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 6 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens: 6 von 13

fehlende Daten: 1 von 13

 

Konjunktiv trapassato + Konjunktiv trapassato: 5 von 13

Konjunktiv trapassato + Konditional Perfekt: 4 von 13

Konditional Perfekt + Konditional Perfekt: 2 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens: 1 von 13

Konjunktiv trapassato + Indikativ Imperfekt: 1 von 13

Konditional Präsens: 10 von 13

Mischform: 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 13

Indikativ Präsens: 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 13

Konditional Präsens: 12 von 13

Konjunktiv trapassato: 9 von 13

Indikativ passato prossimo: 1 von 13

Konditional Präsens: 1 von 13

Konditional Perfekt: 1 von 13

fehlende Daten : 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 3 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens : 10 von 13

Indikativ Präsens: 6 von 13

Konjunktiv Präsens: 5 von 13

fehlende Daten: 2 von 13

Indikativ Präsens: 10 von 13

Konjunktiv Präsens: 2 von 13

fehlende Dtaen: 1 von 13

 

 

4.2. Linguistische Analyse einiger morphosyntaktischer Phänomene in den Varietäten von Kampanien

Für die Untersuchung der Varietäten der kampanischen Sprecher wurden  exemplarisch fünf von ihnen befragt. Die vergleichsweise geringe Anzahl an Informanten macht hier allerdings eine übersichtlichere Analyse möglich. Für die gezielte Untersuchung der verschiedenen Phänomene, werden auch hier jeweils unterschiedliche Sätze des Fragebogens betrachtet werden.

4.2.1. Gebrauch des Futur

Hier werden zur Beschreibung des Futurs folgende Stimuli des Fragebogens benötigt.

F8 Tuo padre verrà anche domani.
F30 Posso sbagliarmi, ma domani pioverà.
F40 Il tuo libro, te lo darò domani.
F42 Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.
F50 Domani vado alla posta per spedire la lettera.

Zu F8 „Tuo padre verrà anche domani.“ lässt sich sagen, dass nur 20 % der Informanten, also einer von fünf, die vorgegebene standardsprachliche Futur- Form „verrà“ verwendet. Die restlichen vier greifen alle auf den Präsens zurück. Alle formen diesen einheitlich mit „vene“ . Ähnlich sieht dies  bei dem Stimulus F30 „Posso sbagliarmi, ma domani pioverà.“ aus. Ausnahmslos verwenden die Sprecher alle den Präsens während sie auf die Formen „kiov´„, „kiove“ und die Verbindung mit einem Hilfsverb „viene a kiove“ zurück greifen. Auch wird der Stimulus F40 „Il tuo libro, te lo darò domani“ sehr einheitlich mit der Präsens- Form von dare übersetzt. Diese lautet hier „dong´“ beziehungsweise „dongo“ und werden ähnlich auch bei Iandolo(s. Iandolo 2016, 107) mit „dòngo“ als Indikativ Präsens beschrieben. Allerdings nennt er ebenso eine dialektale Entsprechung des Futurs mit „I´darraggio, tu darraje, isso darrà ecc.“ . Diese wird aber von keinen der befragten Sprechern realisiert. Nun stellt sich die Frage was die Gründe für das Fehlen der dialektalen Entsprechung in den Interviews sind. Wie im Kapitel zur Varietätenlinguistischen Modelliereung erwähnt wurde, ist der Kontakt zur Standardsprache einer der größten Antriebe des Wandel und der Variation innerhalb der Varietäten. Wenn es sich aber um einen Einfluss des Italienischen handeln würde, wäre ja in dieser Befragung eine derartige Entsprechung zu finden. Deshalb ist es nahe liegender, dass es sich bei der von Iandolo aufgeführten Form um einem standardsprachlichen Einfluss handelt. Somit kann man daraus schließen, dass der Präsens das ursprüngliche dialektale Äquivalent ist. Auch der Stimulus F50 „Domani vado alla posta per spedire la lettera.“ wird von allen Informanten mit eben dieser Präsensform als „vag´“ bzw. „vage“ realisiert. Ebenso verhält es sich mit dem Satz F42 „Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.“. Dieser enthält jeweils zwei Verben im Futur. Keine der Antworten aber beinhaltet auch nur eine dieser Formen. Stattdessen verwenden wieder alle das Präsens indem sie unterschiedliche Variationen von „rakkunt´“ und „turnamm“ gebrauchen. Eine Übersicht über die eben untersuchten Antworten findet sich hier:

Informanten Sigle Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F30: Posso sbagliarmi, ma domani pioverà. Stimulus F40: Il tuo libro,  te lo darò domani. Stimulus F42: Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.  Stimulus F50: Domani vado alla posta per spedire la lettera. Personenbezogener Gebrauch der dialektalen Präsens Form anstelle des Futurs 
Nap1mI_a patrett vene pur´rimann. me pottsu pure ʃbaglià ma demane viene a kiovere. u libr´poi te l´dongo demà. ɛ po qwann veng´dall´Italia po t´u dicw. ɛ po remane vage a post´e ti shpedisc´a lettr´. 6 von 6 im Präsens

Nap1wI_a

patret´vene pure domani. me potsu ʃbaglià ma remani kiov´. u libr´tuoj t´o lo dong´remane. qwand´ torno dall´Italia te l´ raccont´tutt. dumane´vag´a poʃt´ a ʃpedì a lettr´. 6 von 6 im Präsens
Nap1wI_b patret´ vene pure remane. Me potsu ʃbaglià ma remane kiove. u libro tuo te u dongo demane. qwando turnamm all´Italia t´u cont´. deman´vag´ a posta pe´ mannà a letter´. 6 von 6 im Präsens
Nap2mI_a patret´ verrà pure remane. me potsu ʃbaglià ma remane kiov´. o libro tuo te u dong´remane. qwando turnamo dall´Italia te lo rakkunt´. remane vag´ a post´pi ʃpedì a letter´. 5 von 6 im Präsens
Nap2mI_b patret´vene pure reman´. me potsu ʃbaglià ma remane kiov´. u libr´tuo te o dong´demane. quann turnamm dall´Italia tu rakkont´. demane vag´a la post´ pi ʃpedì a lettr´. 6 von 6 im Präsens
 

Futur: 1 von 5 

Präsens: 4 von 5

Futur: 0 von 5 

Präsens: 5 von 5

Futur: 0 von 5 

Präsens: 5 von 5

Futur: 0 von 5 

Präsens: 5 von 5 

Futur: 0 von 5 

Präsens: 5 von 5 

4 von 5 Sprecher welche ausschließlich die dialektale Entsprechung  Präsens verwenden

4.2.2. Gebrauch und Stellung des Possessivpronomens

Auch für die Untersuchung des Gebrauchs und der Stellung der Possessivpronomen in den kampanischen Dialekten ist es hilfreich folgende Sätze des Fragebogens zu betrachten:

F8 Tuo padre verrà anche domani.
F11 Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo.
F14 Mio nonno andava a pescare sempre di mattina.
F21 A quest´orario non ci andrei a casa sua.
F22 Un giorno vorrei ritornare al mio paese.
F23 Oggi sono stata da mia zia.
F34 Le tue scarpe sono rosse, le mie nere
F40 Il tuo libro, te lo darò domani.
F44 Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.
F46 Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.
F51 Tua madre sembra essere molto arrabbiata.

Von den fünf hier befragten campani, beantworteten alle den Satz F8 „Tuo padre verrà anche domani“ mit der enklitischen postnominalen Stellung der Possessivpronomen „patret´“ beziehungsweise „patrett„. Hingegen sind sich die Informanten uneinig was die Übersetung von F14 „Mio nonno andava a pescare sempre di mattina“ betrifft. Hier entschied sich einer von fünf für die enklitische Form( TypIV) „nonnm´“ und ein weiterer dafür von dieser Spezifizierung keinen Gebrauch zu machen. Die anderen drei entschieden sich für den Typ III, der proklitischen, nicht flektierten Form rechts vom Nomen „nonn mia“ und „nonn mi“. Ähnlich sieht es beim Stimulus F23 „Oggi sono stata da mia zia.“ aus. Hier entschied sich lediglich ein Informant für die enklitische Struktur „tsitm„, drei für die proklitische postnominale Stellung und einer vermeidet ganz den Gebrauch. Für die Übernahme der suggerierten prenominalen Form entscheidet sich nur ein Sprecher im Falle des von F46 „Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.“ , wobei sich die übrigen vier für die postnominale und nicht flektierte Struktur entscheiden. Über den Gebrauch des Typs IV sind sich alle Informanten bei der Beantwortung des Satzes F51 „Tua madre sembra essere molto arrabbiata.“ einig als sie die enklitische Formen „mammat´„, „mammate“ und „mammt´“ verwenden. Etwas weniger einheitlich sieht es im Falle von F11 „Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo.„, welche von nur zwei Sprechern mit der proklitischen postnomnialen Stellung (eine mit Typ II und eine mit Typ III) übersetzt wird. Ansonsten wird keien Possessivpronomen verwendet. Hingegen werden die Stimuli F21 „A quest´orario non ci andrei a casa sua.“ und F22 „Un giorno vorrei ritornare al mio paese.“ gleichmäßig mit der proklitischen postnominalen Stellung realsiert. Ebenso verhält es sich bei F34 „Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.“ , obwohl hier einer die nicht flektierte Variante „ʃcarpe toi“ anwendet. Genauso findet man ausschließlich einfach postominal gestellte Possessivpronomen bei der Beantwortung des Satzes F44 „Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.“ . Ähnlich auch bei F40 „Il tuo libro, te lo darò domani.“ , bei welchem sich nur ein Informant dafür entscheidet kein Possessivpronomen zu verwenden und die restlichen vier die postnominale Stellung wählen. Einer macht von der nicht flektierten Variante Gebrauch und nennt die Form „libr´tuoj“ . Eine tabellarische Übersicht zu den Antworten der campani, im Bezug auf den Gebrauch und die Formen der Possessivpronomen beziehen, findet sich hier:

Informanten Sigle Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F11: Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo. Stimulus F14: Mio nonno andava a pescare sempre di mattina. Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua. Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese. Stimulus F23: Oggi sono stata da mia zia. Stimulus F34: Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.  Stimulus F40: Il tuo libro, te lo darò domani.  Stimulus F44: Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.  Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi. Stimulus F51: Tua madre sembra essere molto arrabbiata. Personenbezogener Gebrauch der unterschiedlichen Stellungen der Possessivpronomen
Nap1mI_a patrett vene pur´rimann.  ayer a makkinn s´ə sʃkassat a nata vɔt.  u nonn mia iva a piʃka sempe a matinn. a kist ora nun tʃ esse a casa soa. nu iornn vulesse tornà a do paese mi. odʒi su stata a da kasa a da zia mi. ɛ ʃcarpe toi so ross invece ɛ mie so nere. u libr´poi te l´dongo demà. ɛ iemm a shcola sembe ke´i cumpaɳ nuost´. i pens´ke i genitori mii fann tarde arrivan´tard´. mamma mia mamm te sta proprio arrabbià.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

keine: 2 von 11

Nap1wI_a

patret´vene pure domani.  ieri a magina s`é ʃkassata n´altra volt´.  U nonn´iev´a piʃka sempe a mattin´. a kist´ora nun tʃ vaga a casa suj. nu jorno vulesse tornà a u paese mi´. Odʒi su stata da tsia. i ʃcarpe tue so rosse e mi songo ner´. u libr´tuoj t´o lo dong´remane. ievenn sempre a ʃcol con i amitʃi nuostr. teng´tanta paur´ ke i miei genitore arrivenn´ tard´. mammat´è assai aguazzat´.

einfach postnominal: 6 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

prenominal: 1 von 11

keine: 2 von 11


Nap1wI_b patret´ vene pure remane.  ayere a makkina mia s´è ʃkassata n´ata vot´.  u nonn mia iva a piʃkà a mattin´. a kist´ora nun ci vaga a casa sua. nu jorn´ vulesse tornà a u paese mi´. oggi adʑia stata da zia mia. e ʃcarpe tue so´rosse e mee´ nere. u libro tuo te u dongo demane. andav- ievamm´ sempe a ʃcola ku i compagni nuost´. m´appauro ch´i genitori mia venn´ tropp´ tard´. mammt´pare k´è assai arrabiata.

einfach postnominal: 9 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11


Nap2mI_a patret´ verrà pure remane.  ayer a magina mi si è rotta n´ata vot´.  nonnm´ieva a pishka sempe a mattin´. a kest ora nun c´esse a casa soy´. nu juorno vulesse tornà a u paes´mi. oggi su stat´a du tsitm´. i ʃcarp´ tue so´ ross´ i me ner´. o libro tuo te u dong´remane. iema- iemm a ʃcola ke- ke i cumpagni nuosti sempe. teng´paura ke i genitori mia arrivano tropp tard´. mammate pare ka sta parekkj arraggiat´.

einfach postnominal: 7 von 11

enklitisch postnominal: 4 von 11


Nap2mI_b patret´vene pure reman´.  ayer a magina s´è rott n´ata vot´.  nonn mi ì a piʃka sempe a mattin´. a kist orario nun ci n´essi a casa suya. nu jorno vulesse tornà a u paese mi´. oggi so stata a casa da zia mi. e ʃkarpe tue so ross e mi so ner´. u libr´tuo te o dong´demane. sembe ivam´a ʃcol´cu i cumpanni nuost´. teng´paura ke i genitori mia arrivano tropp tard´. mammat´pare k´è molto inkazzat´.

einfach postnominal: 8 von 11

enklitisch postnominal: 2 von 11

keine: 1 von 11


 

enklitisch postnominal: 5 von 5

 


einfach postnominal: 2 von 5

keine: 3 von 5

enklitisch postnominal: 1 von 5

einfach postnominal: 3 von 5

 keine: 1 von 5

 

einfach postnominal: 5 von 5

 

einfach postnominal: 5 von 5

 

enklitisch postnominal: 1 von 5

einfach postnominal: 3 von 5

keine: 1 von 5

 

einfach postnominal: 5 von 5

 

einfach postnominal: 4 von 5

keine: 1 von 5

 

einfach postnominal: 5 von 5

 

 

einfach postnominal: 4 von 5

prenominal: 1 von 5

 

enklitisch postnominal: 5 von 5

 

 

4.2.3. Gebrauch und Formen des Konditionals und des Konjunktivs

Um den Gebrauch und die Formen des Konditionals und des Konjunktivs zu untersuchen, werden nun folgende Sätze des Fragebogens betrachtet:

F12 Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.
F19 Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata und macchina nuova.
F21 A quest´orario non ci andrei a casa sua.
F22 Un giorno vorrei ritornare al mio paese.
F26 Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.
F32 Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.
F37 Spero che non sia troppo tardi.
F46 Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.

Hierbei enthalten lediglich die Sätze F21 und F22 ausschließlich Formen des Konditionals, während andere nur  die des Konjunktivs und wieder andere beide Formen vorsehen. Beginnend eben bei F21 „A quest´orario non ci andrei a casa sua.“ und F22 „Un giorno vorrei ritornare al mio paese“ , zeigt sich eine gewisse Einheit in den Antworten der Sprecher. Diese verwenden in beiden Fällen, anstelle der vorgegeben Konditional Präsens Form, eine Konjunktiv Imperfekt Variante. Lediglich  zwei Informanten verwenden im Satz 21 die unklare Form  „vaga“ , welche auf den von Iandolo(s. Coseriu 1988, 107) beschriebene Indikativ Präsens „I´vaco“ vom Verb „Ji“ (=ire; andare) zurück zu führen sein könnte. Weiter lässt sich zu F12 „Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.“ sagen, dass dieser im Standard- Italienisch mit der 1. Person Singular Konjunktiv-Imperfekt Form „avessi“ und einer darauf folgenden  1. Person Singular Konditional- Präsenz Form „farei“ gebildet wird. Die dialektalen Übersetzungen hingegen werden alle mit Variationen der zwei Verben „tenessi“ und „facessi“ im Konjunktiv- Imperfekt realisiert. Der Stimulus F19 „Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata una macchina nuova.“ hingegen enthält die Konjunktiv trapassato Form „avessi avuto“ und Konditional Perfekt „sarei comprata“ , beide in der 1. Person Singular. In den Dialekt  übertragen werden diese bei vier von fünf Sprechern als Konjunktiv trapassato mit beispielsweise „esse tenuto“ und ebenfalls Konjunktiv trapassato unter anderem mit „esse akkatata“ . Ein Sprecher verwendet statt der vorgegebenen Konditional Form, die Konjuktiv trapassato Form „esse akkatata“ . Allerdings verwendet er für Konjunktiv trapassatoavessi avuto“ die Mischform „tenevi“ . Diese könnte auf die von Iandolo(s. Iandolo 2016, 109) beschriebene Indikativ Imperfekt Form „I´tenevo“ des Verbs tenere zurück zu führen sein. Allerdings wäre die verwendete Form „tenevi“ die 2. Person Singular, anstatt der erfragten 1. Person Singular. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich nicht um den Indikativ Imperfekt handelt, sondern um eine Mischform des Indikativ Imperfekt „tenevo“ und des Konjunktiv Imperfekt „tenessi“ handelt. Mögliche Gründe hierfür gibt es viele, wie beispielsweise den, dass eine mögliche Unsicherheit des Sprechers zu einer Vermischung der Formen geführt haben könnte. Der Satz F26 „Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.“ des Fragebogens, gibt die Konjunktiv trapassato Form vor. Diese wird auch von vier der fünf befragten campani übernommen. Einer hingegen entscheidet sich für eine alternative Indikativ Präsens Variante. Uneinig sind sich die Sprecher allerdings bei der Beantwortung von F32 „Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.“ . Dieser sieht standardgemäß erst eine Konjunktiv Imperfekt und dann eine Konditional Präsenz Form vor. Diese übernimmt nur ein Informant, während ein weiterer die Konditional Präsens Form mit der Indikativ passato remoto ersetzt. Zwei Sprecher verwenden in beiden Fällen den Konjunktiv Imperfekt, wohingegen ein weiterer die zweite Form des Konjunktiv Imperfekt mit dem Indikativ Präsens austauscht. Im Falle der Stimuli F37 „Spero che non sia troppo tardi“ und F46 „Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.“ werden Formen der 3. Person des Konjunktiv Präsens, einmal im Singular „sia“ und einmal „arrivino“ im Plural suggeriert. Beide werden ausnahmslos von allen Sprechern mit der jeweiligen Indikativ Präsens Entsprechung übersetzt. Eine Übersicht über die betrachteten Sätze des Fragebogens und die Antworten der kampanischen Sprecher wird nun in tabellarischer Ansicht gezeigt werden: 

Informanten Sigle Stimulus F12: Se avessi più tempo, lo farei immediatamente. Stimulus F19: Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata una macchina nuova. Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua. Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese. Stimulus F26: Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni. Stimulus F32: Anche se io dicessi la verità non mi crederesti.  Stimulus F37: Spero che non sia troppo tardi. Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi. Personenbezogener Gebrauch der Entsprechungen zum Konditional und Konjunktiv
Nap1mI_a si tenessə kiu tiempo u facessi subitt. ɛ s´ess atenut kiu sold m´ess akkatata na makkina nov´. a kist ora nun tʃ esse a casa soa. nu iornn vulesse tornà a do paese mi. teng´ na famm ka pare ka nun maɳa da parekki iuorn. ma pure si t´ dic´a veridà tu nun me crederess. ʃperr ke non è tropp tard´. i pens´ke i genitori mii fann tarde arrivan´tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 5 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 4 von 11

Nap1wI_a

si teness´ tiemb´u facess´ ambress´ambress´. si tenevi kiu sold´ m´esse akkatata na makkina nova. a kist´ora nun tʃ vaga a casa suj. nu jorno vulesse tornà a u paese mi´. teng´na famm come si nun avessi mai mandʒiat´. si ditʃessi a verità ma, ma tu non m´u credess. ʃper´ ka non sia an-, ʃper´ka non si tard´, ka non è anco´tard´. teng´tanta paur´ ke i miei genitore arrivenn´ tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 5 von 11

Konjunktiv trapassato: 2 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Mischform: 2 von 11

Nap1wI_b si tenessi kiu tiemb´o facessi mo´mo´. esse a tenuto kiu sold´ m´esse akkatata na magina nova. a kist´ora nun ci vaga a casa sua. nu jorn´ vulesse tornà a u paese mi´. teng´ na famm come se non´esse mangiat da jorn´. pure se ti dicessi a verità non mi crederesti. ʃper´ke nun è tropp´tard´. m´appauro ch´i genitori mia venn´ tropp´ tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 4von 11

Konjunktiv trapassato: 3 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Konditional Präsenz: 1 von 11

Mischform: 1 von 11 

 

Nap2mI_a si teness´kiu temp´u facesse subit´. essi tenuto kiu sordi m´esse akkattata na magina nova. a kest ora nun c´esse a casa soy´. nu juorno vulesse tornà a u paes´mi. oa teng´na fam´ ka no come si n´esse mangiat´a a juorn´. pure si dicessi a verità nun m´ cridist´. ʃper´ ke nun è tard´. teng´paura ke i genitori mia arrivano tropp tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 5 von 11

Konjunktiv trapassato: 3 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

Indikativ passato remoto: 1 von 11

Nap2mI_b si tenesse kiu tiembo u facesse subit´. avessi avuto kiu sord´ m´esse akkatata na magina nova. a kist orario nun ci n´essi a casa suya. nu jorno vulesse tornà a u paese mi´. teng´na famm come se non esse manjat da juorn´. pure se dicessi a verità nun m´ crediss´. ʃper´ka nun è tropp tard´. teng´paura ke i genitori mia arrivano tropp tard´.

Konjunktiv Imperfekt: 6 von 11

Konjunktiv trapassato: 3 von 11

Indikativ Präsenz: 2 von 11

  Konjunktiv Imperfekt + Konjunktiv Imperfekt: 5 von 5

Konjunktiv trapassato + Konjunktiv trapassato: 4 von 5

Mischform + Konjunktiv trapassato : 1 von 5

Konjunktiv Imperfekt: 3 von 5

Mischform: 2 von 5

Konjunktiv Imperfekt: 5 von 5

Konjunktiv trapassato: 4 von 5

Indikativ Präsens: 1 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Konjunktiv Imperfekt: 2 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Indikativ passato remoto: 1 von 5

Indikativ Präsens + Konjunktiv Imperfekt: 1 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 1 von 5

Indikativ Präsens: 5 von 5

Indikativ Präsenz: 5 von 5

 

 

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro
Orte Kalabriens, in denen heute noch Griechsch gesprochen wird, nach Haase(Haase ²2013, 48): Südkalabrien: Provinz Reggio Calabria: Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco. Aufgegeben wurden; Roghudi, San Lorenzo
So entstand beispielsweise im 15. Jahrhundert in Venedig, einer Handelsmetropole, das sogenannte Sprachbuch von Meister Georg aus Nürnberg. Dieses sollte junge Kaufmänner sprachlich auf die deutsch- venezianischen Verhandlungen vorbereiten. (vgl. Pausch, Oskar (1972): Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg, Wien: Böhlau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1))
Bei den sekundären Dialekten handelt es sich um jene Dialekte welche „durch die diatopische Differenzierung der Gemeinsprache selbst entstehen“(Krefeld 2011e, 138). Die tertiären Dialekte hingegen entstehen durch unterschiedliche diatopische Realisierung der Standardsprache. (Krefeld 2011e, 138)
Haase beschreibt zwei unterschiedliche Typen von Regionalitalienisch. Der erste ist die „Varietät, die Erstsprache von meist jüngeren Sprechern (vor allem  in nicht- ländlichen Gebieten) ist. Diese Sprache ist stabil und relativ standardnah. Sie wird (in unterschiedlichen Registern) für die Außen- und Binnenkommunikation verwendet.“ Der zweite Typ ist „die Varietät der Sprecher, deren Erstsprache der Lokaldialekt ist (v.a. ältere Sprecher in ländlichen Gebieten). Diese Ausgleichsprache ist vergleichsweise instabil, also variantenreich und dient der Diglossiesituation vor allem zur Außenkommunikation“. „Dialektsprecher distanzieren sich vom Dialekt, ihre Regionalsprache nähert sich jedoch nicht dem Standard an“.(Haase ²2013, 180)
Haase(Haase ²2013, 44) beschreibt in seiner Einführung zur Italienischen Sprachwissenschaft die diatopische als die Orts- bezogene, die diastratische als die Schicht- bezogene und die diaphasische als die Situations- bezogene Ebene sprachlicher Variation.
Nähere Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel der Methodologie.
Die Informanten Sigle der Befragungen werden im Kapitel „Methodische Vorgehensweise“ erklärt werden.
Jede Informanten Sigle ist mit der jeweiligen Seite im AsiCa verlinkt. Hier finden sich sowohl die Audio- Dateien als auch alle vorhandenen Daten zum Informanten.
IPA= Internationales phonetisches Alphabet. Siehe beispielsweise Haase (Haase ²2013, 132).
ITG= IT Gruppe Geisteswissenschaften der LMU.

5. Auswertung und Vergleich der linguistischen Analysen zur Morphosyntax der Varietäten von Kampanien und Praia a Mare

Nun werden die im vorangegangen Kapitel beschriebenen Phänomene der zwei Kategorien von Sprechern aus Neapel und Praia a Mare miteinander verglichen und auf Unterschiede, Gemeinsamkeiten und eventuelle Einflüsse untersucht werden.

5.1. Gebrauch des Futur im Vergleich

Zunächst sollen die Antworten der befragten Sprecher tabellarisch dargestellt werden. Hierzu werden pro relevanten Satz die Häufigkeiten der genutzten Phänomene angezeigt werden. Unterteilt werden diese nun nicht mehr nach Informanten sondern allgemeiner nach Orten. Somit lassen sich die Varietäten der beiden untersuchten Orte besser direkt vergleichen.

Informanten Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F30: Posso sbagliarmi, ma domani pioverà. Stimulus F40: Il tuo libro,  te lo darò domani. Stimulus F42: Quando saremo ritornati dall´Italia te lo racconterò.  Stimulus F50: Domani vado alla posta per spedire la lettera.

Pra

(13 befragte Sprecher)

Futur: 3 von 13  (23,1%)

Präsens: 10 von 13 (76,9%)

 

Futur: 2 von 13 (15,4%)

Präsens: 10 von 13 (76,9%)

1 sonstige Form

Futur: 0 von 13 (0%)

Präsens: 13 von 13 (100%)

Futur: 5 von 24     (20,8%)

Präsens: 19 von 24 (79,2%)

Futur: 0 von 13 (0%)

Präsens: 13 von 13 (100%)

Nap

(5 befragte Sprecher)

Futur:

1 von 5     (20%)

Präsens: 4 von 5 (80%)

Futur:

0 von 5      (0%)

Präsens: 5 von 5 (100%)

Futur:

0 von 5   (0%)

Präsens: 5 von 5 (100%)

Futur:

0 von 5      (0%)

Präsens: 5 von 5  (100%)

Futur:

0 von 5   (0%)

Präsens: 5 von 5  (100%)

Insgesamt deuten die untersuchten erhobenen Daten darauf hin, dass es im Dialekt von Praia a Mare keine Entsprechung für den Futur gibt. So verwenden bei den Sätzen F8, F30 und F42 fast 80 % der Sprecher die Präsens Form anstelle der vorgesehenen Futur Form. Beim Stimulus F40 entschließen sich sogar ausnahmslos alle dafür, die Präsens Version zu verwenden. Dies ist ebenfalls bei F50 der Fall, allerdings muss dieses Ergebnis ausgeklammert werden, da es schon im italienischen Satz die Präsens Form vorsieht, obwohl mit „domani“ die Zukunft indiziert wird. Jedoch kann dies auch als bestätigend gewertet werden, dass es keine dialektale Futur- Form gibt. So hätte es durchaus auch passieren können, dass ein Sprecher den vorgegeben Präsens aufgrund der Angabe von „domani“ mit einer Futur Form ersetzt. Noch deutlicher fallen die Antworten der campani aus. Hier verwenden 80 %der Informanten bei F8 den dialektalen Präsens, während 20%, also nur einer den vorgegebene Futur übernimmt. Alle anderen Sätze welche den Gebrauch des Futur abfragen sollten, wurden von ihnen ohne Ausnahme regelmäßig im Präsens realisiert. Insgesamt deuten somit die erhobenen Daten darauf hin, dass es weder im Dialekt der campani, noch in dem der praiesi, eine dialektale Form des Futurs gibt. Stattdessen werden hier dialektale Entsprechungen im Indikativ Präsens verwendet. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass die kampanischen Sprecher sicherer im Umgang und Gebrauch sind, als einige praiesische. Hier gab es durchaus einzelne welche sich von der italienischen Angabe haben beeinflussen lassen. So sind unter den 13 befragten praiesi, nur sechs welche ausschließlich die dialektale Entsprechung der Präsens- Form verwendet haben. Die restlichen sieben haben jeweils nur 3 bis 5 „dialektale“ Antworten gegeben. Allerdings gibt es keinen der nur Futur Formen verwendet. 

5.2. Gebrauch und Stellung des Possessivpronomens im Vergleich

Nun sollen die Antworten der befragten Sprecher, welche Possessivpronomen enthalten, tabellarisch dargestellt werden. Für jeden relevanten Satz wir hierzu die Häufigkeit der genutzten Phänomene angezeigt werden. Auch hier werden diese nun nicht mehr nach Informanten sondern allgemeiner nach Orten unterschieden. Somit ist eine direkte Vergleichbarkeit der zwei Dialekte einfacher.

Informanten Stimulus F8: Tuo padre verrà anche domani. Stimulus F11: Ieri la mia macchina si è rotta di nuovo. Stimulus F14: Mio nonno andava a pescare sempre di mattina. Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua. Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese. Stimulus F23: Oggi sono stata da mia zia. Stimulus F34: Le tue scarpe sono rosse, le mie nere.  Stimulus F40: Il tuo libro, te lo darò domani.  Stimulus F44: Sempre andavamo a scuola con i nostri amici.  Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi. Stimulus F51: Tua madre sembra essere molto arrabbiata.

Pra

(13 befragte Sprecher)

enklitisch postnominal: 8 von 13 (61,5%)

einfach postnominal: 4 von 13 (30,8%)

prenominal: 1 von 13 (7,7%)

 

 

 

einfach postnominal: 5 von 13 (38,5%)

prenominal: 1 von 13 (7,7%)

keine: 7 von 13 (53,8%)

 

 

einfach postnominal: 8 von 13 (61,5%)

prenominal: 1 von 13 (7,7%)

keine: 4 von 13 (30,8%)

 

 

einfach postnominal: 13 von 13  (100%)

 

 

 

 

einfach postnominal: 11 von 13  (84,6%)

 

keine: 2 von 13 (15,4%)

 

 

einfach postnominal: 13 von 13   (100%)

 

 

 

einfach postnominal: 9 von 13   (69,2%)

prenominal: 3 von 13 (23,1%)

keine: 1 von 13 (7,7%)

 

 

einfach postnominal: 9 von 13  (69,2%)

 

keine: 4 von 13 (30,8%)

 

 

einfach postnominal: 12 von 13  (92,3%)

 

keine: 1 von 13 (7,7%)

enklitisch postnominal: 1 von 13 (7,7%)

einfach postnominal: 5 von 13  (38,5%)

prenominal: 1 von 13 (7,7%)

keine: 5 von 13 (38,5%)

1 ohne Daten

enklitisch postnominal: 2 von 13 (15,4%)

einfach postnominal: 11 von 13  (84,6%)

 

Nap

(5 befragte Sprecher)

enklitisch postnominal: 5 von 5 (100%)

 


 

 

einfach postnominal: 2 von 5  (40%)

 

keine: 3 von 5 (60%)

enklitisch postnominal: 1 von 5 (20%)

einfach postnominal: 3 von 5  (60%)

 

 keine: 1 von 5 (20%)

 

 

einfach postnominal: 5 von 5  (100%)

 

 

einfach postnominal: 5 von 5  (100%)

 

enklitisch postnominal: 1 von 5 (20%)

einfach postnominal: 3 von 5  (60%)

 

keine: 1 von 5 (20%)

 

 

einfach postnominal: 5 von 5  (100%)

 

 

einfach postnominal: 4 von 5  (80%)

 

keine: 1 von 5 (20%)

 

 

einfach postnominal: 5 von 5  (100%)

 

 

 

einfach postnominal: 4 von 5  (80%)

prenominal: 1 von 5 (20%)

 

enklitisch postnominal: 5 von 5 (100%)

 

Anders als beim Gebrauch des Futurs, finden sich hier keine klaren ausgeglichenen Ergebnisse. Der Gebrauch und die Stellung der Possessivpronomen werden sehr diffus verwendet. Insgesamt scheint im Dialekt von Praia a Mare eine starke Tendenz zur proklitischen postnominalen Stellung der Possessivpronomen zu existieren. Allerdings gibt es keine klare Tendenz was die Flexion anbelangt. Im Falle der Verwandtschaftsverhältnisse beweist der Gebrauch der enklitschen postnominalen Struktur (Typ IV) die Existenz eben solcher Formen im Dialekt. Diese scheint besonders in engen direkten Verhältnissen wie dem Vater (F8) oder der Mutter (F51) zuzunehmen. So liegt der gebrauch bei einfachen Verwandschaftsverhältnissen wie der Tante oder dem Großvater bei den praiesischen Sprechern bei 0% und bei den kampanischen hingegen bei 20 %. Diese Werte steigen deutlich wenn es sich um die mutter beziehungsweise den Vater handelt. So werden für F8 (Vater) acht von 13 praiesischen (61,5%) und 100% der kampanischen Antworten enklitisch postnominal übersetzt. Für den Satz F51 (Mutter) verwenden 2 der praiesi (15,4%) und 100 % der campani die enklitische postnominale Struktur. Als jedoch die Eltern gemeinsam „i miei genitori“ genannt werden, verwendet lediglich ein praiesischer Informant die enklitische postnominale Stellung. Die Standard- Vorgabe der prenominalen Stellung übernimmt jeweils ein praiesischer Sprecher bei F8, F11, F14 und F46, wohingegen es bei F34 sogar drei sind. Hier muss aber angemerkt werden, dass nur ein Sprecher zwei prenominale Formen verwendet während die anderen mit jeweils nur einer vorkommenden Form als Ausnahme zu betrachten sind. Bei den campani gibt es lediglich einen Fall von prenominaler Stellung des Possessivpronomens im Satz F46. Somit kann eine übliche prenominale Stellung des Possessivpronomens in beiden untersuchten Varietäten ausgeschlossen werden. Die Fälle die hier zu finden sind, können somit als Einfluss der italienischen Standardsprache betrachtet werden. Die restlichen Antworten teilen sich in zwei Gruppierungen auf. So gibt es noch die postnominale proklitische Struktur und das Auslassen der Possessivpronomen. Bei den Sätzen mit Verwandschaftsverhältnissen ist der Gebrauch des einfachen postnominalen Stellung bei den praiesi sehr hoch. Am geringsten wird diese bei F8 (4 von 13) und F46 (5 von 13), höher bei F14 (8 von 13) und F51 (11 von 13) und am höchsten bei F23 (13 von 13). Allerdings muss auch hier das Ergebnis zum Satz F23 mit Vorsicht betrachtet werden, da hier die proklitische postnominale Struktur im Fragebogen vorgegeben wird. Ähnlich wie beim Gebrauch des Futurs, kann dies jedoch auch als Bestätigung des Fehlens einer dominanten dialektalen Alternative gesehen werden. Die Antworten der campani fallen diesbezüglich ebenfalls ungleichmäßig aus. So beantworten lediglich drei der fünf Sprecher den besagten Stimulus F23 wie vorgegeben mit der einfachen postnominalen Stellung. Ebenfalls kein einheitlicher Gebrauch dieser postnominalen Stellung findet sich in den übrigen Sätzten F14(60%), und F46(80%), welche Bezug auf Familienverhältnisse nehmen. Einheitlich ist es wir schon erwähnt bei F8 (Vater) und F51 (Mutter) bei denen keiner die einfache postnominale Struktur wählt, da sie alle einheitliche die enklitische postnominale nehmen. So dominiert die einfache postnominale Struktur jedoch die übrigen betrachteten Stimuli F21, F22, F34, F40 und F44 bei beiden Varietäten mit 70% bis 100%. Die zweite Gruppierung welche hier zu nennen ist ist die Wahl einiger Sprecher, die Possessivpronomen ganz wegzulassen. Bei Stimuli wie F22, F23, F34 und F44 kommt dies nur ein bis zwei Mal pro Ort vor. Bei den Sätzen F11, F14, F40 und F46 kommt dies allerdings bei den priesischen Sprechern zwischen vier und sieben von 13 und bei den kampanischen drei Mal von 5 Befragten vor. Insgesamt lässt sich ein typischer dialektaler Gebrauch der prenominalen Stellung der Possessivpronomen besonders im kampanischen Dialekt ausschließen. Auch die wenigen Fälle bei den praiesischen Informanten, können durchaus als Ausnahme und Einfluss der italienischen Standardsprache gewertet werden. Dies bestätigt sich auch durch die Tatsache, dass von den sechs praiesischen Sprechern, welche die prenominale Variante übernehmen, lediglich einer diese zwei Mal benutzt, während es bei den übrigen bei einer Ausnahme bleibt. Mit der Beantwortung der anderen Sätze beweisen die Informanten ihre Kenntnis über eine dialektale Entsprechung. Diese ist allerdings nicht eindeutig. So können aufgrund der hier beschriebenen Daten sowohl die enklitische postnominale als auch die proklitische postnominale und auch das Ausbleiben der Verwendung der Possessiva als eine dialektale Entsprechung gewertet werden. Allerdings scheint eben die enklitische Variante mit den Familien- Verhältnissen zusammenzuhängen. 

5.3. Gebrauch und Formen des Konditionals und Konjunktivs im Vergleich

Nun sollen die Antworten der praiesischen und der kampanischen Informanten im Hinblick auf den Gebrauch und die Formen des Konditionals und des Konjunktivs verglichen werden. Hierzu wird zunächst eine tabellarische Gegenüberstellung der verwendeten Phänomene der beiden untersuchten Gebiete gezeigt werden. 

Informanten

Stimulus F12: Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.

(Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens)

Stimulus F19: Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata una macchina nuova.

(Konjunktiv trapassato + Konditional Perfekt)

Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua.

(Konditional Präsens)

Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese.

(Konditional Präsens)

Stimulus F26: Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.

(Konjunktiv trapassato)

Stimulus F32: Anche se io dicessi la verità non mi crederesti. 

(Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens)

Stimulus F37: Spero che non sia troppo tardi.

(Konjunktiv Präsens)

Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.

(Konjunktiv Präsens)

Pra

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 6 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens: 6 von 13

 

 

 

 

 

 

 

 

fehlende Daten: 1 von 13

 

 

Konjunktiv trapassato + Konjunktiv trapassato: 5 von 13

Konjunktiv trapassato + Konditional Perfekt: 4 von 13

Konditional Perfekt + Konditional Perfekt: 2 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens: 1 von 13

Konjunktiv trapassato + Indikativ Imperfekt: 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 13

 

Konditional Präsens: 10 von 13

 

Mischform: 1 von 13

 

 

Indikativ Präsens: 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt: 1 von 13

 

Konditional Präsens: 12 von 13

 

Konjunktiv trapassato: 9 von 13

Konditional Präsens: 1 von 13

 

Konditional Perfekt: 1 von 13

 

Indikativ passato prossimo: 1 von 13

 

 

fehlende Daten : 1 von 13

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 3 von 13

Konditional Präsens + Konditional Präsens : 10 von 13

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Indikativ Präsens: 6 von 13

Konjunktiv Präsens: 5 von 13

fehlende Daten: 2 von 13

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Indikativ Präsens: 10 von 13

Konjunktiv Präsens: 2 von 13

fehlende Dtaen: 1 von 13

 

Nap Konjunktiv Imperfekt + Konjunktiv Imperfekt: 5 von 5

 

 

Konjunktiv trapassato + Konjunktiv trapassato: 4 von 5

Mischform + Konjunktiv trapassato : 1 von 5

 

Konjunktiv Imperfekt: 3 von 5

 

 

Mischform: 2 von 5

 

Konjunktiv Imperfekt: 5 von 5

 

 

Konjunktiv trapassato: 4 von 5

 

 

 

Indikativ Präsens: 1 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Konjunktiv Imperfekt: 2 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Indikativ passato remoto: 1 von 5

Indikativ Präsens + Konjunktiv Imperfekt: 1 von 5

Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens: 1 von 5

 

 

 

 

 

 

 

Indikativ Präsens: 5 von 5

 

 

 

 

 

 

 

Indikativ Präsenz: 5 von 5

 

In diesem Bereich ihrer Varietäten scheint sich der größte Teil der Sprecher uneinig zu sein. So sind zahlreiche Varianten an Kombinationen und Konjugationen vorzufinden. Beim Vergleich des Gebrauchs des Konditional und des Konjunktivs der beiden Varietäten fällt jedoch ein Phänomen deutlich auf. Während die praiesi sich sichtbar auf die Konditional Formen stützen, ist es bei den campani die Konjunktiv Form. Nur in seltenen Fällen wird eine Indikativ Form verwendet wie der passato remoto in F26 oder im Präsens beispielsweise in F21 von einem praiesischen Sprecher oder in F26 von einem kampanischen Sprecher. Lediglich die Stimuli F37 und F46 scheinen einheitlich von beiden Varietäten dominiert von der Indikativ Präsens Form. Auch hier gibt es von Seiten der praiesi Fälle in denen aus Unsicherheit keine verwertbaren Daten erhoben werden konnten. Außerdem gibt es vereinzelte Formen, die hier genannten „Mischformen“ deren Herkunft und Zugehörigkeit nicht ganz transparent sind.16 Unter den Antworten der kampanischen Sprecher sind nur eine Konditional Form und sonst größten Teils Konjunktiv Formen unabhängig ob eine Konjunktiv oder Konditional Form vorgegeben ist, zu beobachten. Manche praiesischen Sprecher lassen sich  in F12 und F32 vom vorgegebenen Kombination von Konjunktiv und Konditional beeinflussten und übernehmen diese Struktur. Hingegen sind die jeweils einmal vorkommenden Konjunktiv Formen in F21 und F22 als Einzelfall zu betrachten. Zum Beispiel der Einzelfälle der Konjunktiv Imperfekt Formen im praiesischen Dialekt, lässt sich hier sagen, dass beide Ausnahmefälle von ein und derselben Informantin Pra1wI_d realisiert wurden, welche seit vielen Jahren in Neapel arbeitet. Um ein Einfluss der vorgegeben standardsprachlichen Sätze kann es sich hier nicht handeln, da diese den Konditional vorgeben würden. Somit handelt es sich hierbei um ein eindeutigen Fall des Einflusses durch den Varietätenkontakt. So ist auch die einzige Konditional Form unter den kampanischen Sprechern auf die Informantin Nap1wI_b zurück zu führen. Auch sie ist durch einen 40- jährigen Varietätenkontakt beeinflust worden. Auch bei F19 übernehmen einige von ihnen die vorgesehen Konjunktiv trapassato + Konditional  Perfekt Struktur, während anderen ganz auf den Konjunktiv und wieder andere auf den Konditional umsteigen. Um einen genaueren Überblick über die allgemeine Verwendung der Konditional, Konjunktiv und Indikativ Formen, unabhängig vom Tempus besser analysieren zu können wird dieser nun anteilig in tabellarischer Form veranschaulicht:

Informanten

Stimulus F12: Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.

(Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens)

Insgesamt 26 Formen

Stimulus F19: Se avessi avuto più soldi, mi sarei comprata una macchina nuova.

(Konjunktiv trapassato + Konditional Perfekt)

Stimulus F21: A quest´orario non ci andrei a casa sua.

(Konditional Präsens)

Stimulus F22: Un giorno vorrei ritornare al mio paese.

(Konditional Präsens)

Stimulus F26: Ho una fame come se non avessi mangiato da giorni.

(Konjunktiv trapassato)

Stimulus F32: Anche se io dicessi la verità non mi crederesti. 

(Konjunktiv Imperfekt + Konditional Präsens)

Stimulus F37: Spero che non sia troppo tardi.

(Konjunktiv Präsens)

Stimulus F46: Ho paura che i miei genitori arrivino troppo tardi.

(Konjunktiv Präsens)

 

Pra (13 befragte Sprecher)

Konjunktiv 23%

 

Konditional  69%

 

 

fehlende Daten: 8%

Konjunktiv: 58%

Konditional: 38%

Indikativ: 4%

Konjunktiv: 8%

Konditional: 76%

Indikativ: 8%

Mischform: 8%

Konjunktiv: 8%

Konditional: 92%

Konjunktiv: 69%

Konditional: 15%

Indikativ: 8%

fehlende Daten: 8%

Konjunktiv: 12%

Konditional: 88%

Konjunktiv: 39%

 

Indikativ: 46%

 

fehlende Daten: 15%

Konjunktiv: 15%

 

Indikativ: 77%

 

fehlende Daten: 8%

Konjunktiv: 31%

Konditional: 55%

Indikativ: 14%

 

Nap (5 befragte Sprecher)

Konjunktiv: 100%

Konjunktiv: 90%

Mischform: 10 %

Konjunktiv: 60%

Mischform: 40 %

Konjunktiv: 100%

Konjunktiv: 80%

 

Indikativ: 20%

Konjunktiv: 70%

Konditional: 10%

Indikativ: 20%

 

 

 

Indikativ: 100%

 

 

 

Indikativ: 100%

Konjunktiv: 73%

Konditional: 2%

Indikativ: 25%

Diese Werte zeigen eindeutig, dass der untersuchte Dialekt der Sprecher aus Neapel und Umgebung, keine Konditional- Formen vorsieht. So wird hauptsächlich der Konjunktiv verwendet um sowohl den Konjunktiv als aber auch den Konditional zu übersetzten. Allerdings spielt auch die Alternative des Indikativs eine große Rolle, wie besonders an F37 und F46 zu sehen ist. Obwohl hier der Konjunktiv vorgegeben ist entscheiden sie sich dennoch für den Indikativ Präsens. Im Dialekt von Praia a Mare hingegen scheint keine deutliche Einheit zu finden zu sein. So liegt der Gebrauch von Konjunktiv Formen bei 31 %, der des Konditionals bei 55% und des Indikativs bei 14 %. Das Ergebnis der Sprecher aus Neapel fällt eindeutiger aus, da sie in 73% der Fälle den Konjunktiv gebrauchen. Der Rest der verwertbaren Daten setzt sich hier aus 2% Konditional Formen und 25 % Indikativ zusammen. Somit scheint eine Konditional Form im Dialekt der campani nicht zu existieren. Vielmehr gebrauchen sie dialektale Variationen des Konjunktivs. Die praiesi hingegen scheinen unsicher in der Wahl der Formen, wobei sie zum Gebrauch der Konditional Formen tendieren. Nun stellt sich die Frage, welche Form ursprünglich im Dialekt verwendet wurde und ob die jetzige uneinheitliche Situation dem Einfluss des Standarditalienischen oder dem Varietätenkontakt zuzuschreiben ist. Weiterhin ist es möglich die Antworten anderer befragter Orte des AsiCa mit Hilfe des Atlases mit einzubeziehen. So betrachte man beispielsweise F12Se avessi più tempo, lo farei immediatamente.“ . Auf der hier abgebildeten Karte ist deutlich zu sehen, dass auch in den naheliegenden kalabresischen Dialekten, beide Formen im Konjunktiv realisiert werden, wie im  untersuchten kampanischen Dialekt. Der Gebrauch des Konditionals scheint in diesem Fall mehr ein Merkmal der südlicheren Gebiete Kalabriens zu sein. Allerdings realisieren ganze 69% der befragten praiesi hier Konditional Formen. So wurden bei der Hälfte der Daten die vorgegeben Strukturen und jeweiligen Konjunktiv und Konditional Formen übernommen. Hingegen entscheidet sich hier die andere Hälfte der Sprecher gegen die Verwendung des Konjunktivs. Die hohen Prozentsätze der Konditionale in den Stimuli F21 und F22 geben hierzu keine Hinweise, da die vorgegebene Sätze ebenfalls im Konditional stehen. Diese könnten aus einem Einfluss der Standard Sätze entstanden sein. Andererseits spricht beispielsweise der Hohe Gebrauch des Konditionals in F32 wiederum für die Existenz einer dialektalen Entsprechung des Konditionals im Dialekt von Praia a Mare.

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro
Orte Kalabriens, in denen heute noch Griechsch gesprochen wird, nach Haase(Haase ²2013, 48): Südkalabrien: Provinz Reggio Calabria: Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco. Aufgegeben wurden; Roghudi, San Lorenzo
So entstand beispielsweise im 15. Jahrhundert in Venedig, einer Handelsmetropole, das sogenannte Sprachbuch von Meister Georg aus Nürnberg. Dieses sollte junge Kaufmänner sprachlich auf die deutsch- venezianischen Verhandlungen vorbereiten. (vgl. Pausch, Oskar (1972): Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg, Wien: Böhlau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1))
Bei den sekundären Dialekten handelt es sich um jene Dialekte welche „durch die diatopische Differenzierung der Gemeinsprache selbst entstehen“(Krefeld 2011e, 138). Die tertiären Dialekte hingegen entstehen durch unterschiedliche diatopische Realisierung der Standardsprache. (Krefeld 2011e, 138)
Haase beschreibt zwei unterschiedliche Typen von Regionalitalienisch. Der erste ist die „Varietät, die Erstsprache von meist jüngeren Sprechern (vor allem  in nicht- ländlichen Gebieten) ist. Diese Sprache ist stabil und relativ standardnah. Sie wird (in unterschiedlichen Registern) für die Außen- und Binnenkommunikation verwendet.“ Der zweite Typ ist „die Varietät der Sprecher, deren Erstsprache der Lokaldialekt ist (v.a. ältere Sprecher in ländlichen Gebieten). Diese Ausgleichsprache ist vergleichsweise instabil, also variantenreich und dient der Diglossiesituation vor allem zur Außenkommunikation“. „Dialektsprecher distanzieren sich vom Dialekt, ihre Regionalsprache nähert sich jedoch nicht dem Standard an“.(Haase ²2013, 180)
Haase(Haase ²2013, 44) beschreibt in seiner Einführung zur Italienischen Sprachwissenschaft die diatopische als die Orts- bezogene, die diastratische als die Schicht- bezogene und die diaphasische als die Situations- bezogene Ebene sprachlicher Variation.
Nähere Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel der Methodologie.
Die Informanten Sigle der Befragungen werden im Kapitel „Methodische Vorgehensweise“ erklärt werden.
Jede Informanten Sigle ist mit der jeweiligen Seite im AsiCa verlinkt. Hier finden sich sowohl die Audio- Dateien als auch alle vorhandenen Daten zum Informanten.
IPA= Internationales phonetisches Alphabet. Siehe beispielsweise Haase (Haase ²2013, 132).
ITG= IT Gruppe Geisteswissenschaften der LMU.
Im vorherigen Kapitel „Linguistische Analyse“ sind jeweils Erklärungsversuche zur Zugehörigkeit dieser Mischformen zu finden.

6. Erkenntnisse der Forschung

Nun wurde in den letzten Kapitel ein Einblick in die für diese Arbeit genutzte empirische Forschungsmethode gegeben. Mit dieser Datenerhebung welche im Rahmen der vorangegangenen und dieser Arbeit gemacht wurde, wurde die Daten des AsiCa- Forschungsprojektes erweitert. So ergibt sich mit den neu erhobenen sprachlichen Daten folgende Karte der Befragungs- Orte im AsiCa Forschungsprojekt:

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2019/05/1563292644 AsiCa Karte Mit Praia A Mare Und Napoli

Auch wurden einige der erfragten Sätze im Hinblick auf ausgewählte morphosyntaktische Phänomene untersucht. Es wurde der Gebrauch des Futurs, der Gebrauch und die Stellung der Possessivpronomen und der Gebrauch von Konditional und Konjunktiv Formen betrachtet. Hier stand vor allem die Frage im Vordergrund, ob und inwiefern der Dialekt von Praia a Mare Einflüsse der kampanischen Kontaktvarietäten trägt. Derartige Einflüsse mit Sicherheit rekonstruieren zu können stellt sich als schwierig heraus. Allerdings ist ein Versuch durchaus möglich und aufschlussreich. Wie am Beispiel des Gebrauchs des Konditionals und des Konjunktivs zusehen ist, ist ein Einfluss durch Varietätenkontakt durchaus möglich. So zeigen das die Einzelfälle der Konjunktivformen durch die Sprecherin Pra1wI_d und der Fall des Konditionals unter den kampanischen Sprechern durch die Informantin Nap1wI_b. Beide haben jeweils eine mehrjährige Migrationserfahrung im Ort der jeweiligen untersuchten Kontaktvarietät. Somit handelt es sich bei diesen Sprecherinnen nicht mehr nur um ein mehrmonatigen sondern um dauerhaften Sprachkontakt. Dieser scheint wohl deutlich mehr Spuren zu hinterlassen. Im Hinblick auf den Futur, lässt sich sagen, dass es in beiden untersuchten Varietäten keine dialektale Entsprechung gibt. Stattdessen verwenden die Sprecher den Präsens. Die wenigen Futur- Formen, die in den Befragungen zu finden sind, können als Ausnahmen und Einflüsse durch den vorgegebenen Standard- Satz gewertet werden. Die Verwendung der Possessivpronomen wird in den Varietäten der kampanischen Sprecher mit einer Dominanz der proklitischen postnominalen Stellung realisiert. Im Falle der Possessiva in direkten Familien- Verhältnissen ist jedoch eine enklitische postnominale Stellung üblich. Letzteres ist im praiesischen Dialekt ebenfalls zu beobachten. Auch wenn bei ihnen ansonsten die proklitische postnominale Stellung dominiert, gibt es dennoch auch andere Fälle, wie beispielsweise das Auslassen der Possessiva, welche Diskrepanzen verursachen. Auch im Bezug auf den Gebrauch des Konditionals und des Konjunktivs, lassen sich deutliche Unterschiede feststellen. So wurde im vorherigen Kapitel schon beschrieben, dass die kampanischen Varietäten fast exklusiv Konjunktiv- Formen und diese auch anstelle des Konditionals verwenden. Der praiesische Dialekt hingegen wird von Konditional- Formen dominiert. Dieser Unterschied ist vor allem deshalb bemerkenswert, da nicht nur die kampanischen Varietäten sondern auch die umliegenden vom AsiCa befragten kalabrischen Varietäten die Konjunktiv- Form bevorzugen. In diesem Falle ähnelt der Dialekt mehr den Varietäten des extremen Süden Kalabriens (F12). Deshalb scheint eine eindeutige Beeinflussung der beiden Kontaktvarietäten auf den ersten Blick nicht bestätigt werden zu können. Wie jedoch die schon erläuterten Beispiele im Bezug auf die Ausnahmefälle im Bereich des Konjunktivs und Konditionals zeigen, ist ein solcher Einfluss durchaus möglich. Allerdings muss gesagt werden, dass ein dauerhafter oder längerer Kontakt deutliche Spuren hinterlässt. Die erhobenen sprachlichen Daten enthalten noch viel Analyse- Potential im Hinblick auf die schon beschriebenen und weitere morphosyntaktische Phänomene. Diese Daten haben die Karte des AsiCa erweitert. Anhand dieses einheitlich abgefragten Fragenkatalogs, lassen sich noch weitere Orte befragen. Dies würde äußerst interessante Vergleichsanalysen ermöglichen und die Varietätenlinguistik im Allgemeinen wie die vergleichende Varietätenlinguistik  sehr bereichern. 

Die Abkürzung AIS steht für den „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“, welches unter der Führung von Karl Jaberg und Jakob Jud (1928- 1940)  sich mit der Dokumentation gesprochener Sprache befasst hat.
„VIVaio Acustico delle Lingue e dei Dialetti d´Italia“, welches  sich momentan in Bearbeitung befindet, weshalb die offizielle Seite des VIVAIO aktuell nicht besuchbar ist.
Das AsiCa- Forschungsprojekt der Ludwig- Maximilians- Universität, geleitet durch Prof. Thomas Krefeld und Dr. Stephan Lücke, beschäftigt sich mit der Erstellung eines online Sprachatlanten welches sich auf morphosyntaktische Phänomene kalabrischer Dialekte konzentriert.
Die Abkürzungen in Klammern stehen für die Provinzen in denen sich diese Ortschaften befinden. So bezeichnet CS die Provinz Cosenza, RC die Provinz Reggio Calabria, VV die Povinz Vibo Valentia, KR die Provinz von Crotone und CZ steht für Catanzaro
Orte Kalabriens, in denen heute noch Griechsch gesprochen wird, nach Haase(Haase ²2013, 48): Südkalabrien: Provinz Reggio Calabria: Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco. Aufgegeben wurden; Roghudi, San Lorenzo
So entstand beispielsweise im 15. Jahrhundert in Venedig, einer Handelsmetropole, das sogenannte Sprachbuch von Meister Georg aus Nürnberg. Dieses sollte junge Kaufmänner sprachlich auf die deutsch- venezianischen Verhandlungen vorbereiten. (vgl. Pausch, Oskar (1972): Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg, Wien: Böhlau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1))
Bei den sekundären Dialekten handelt es sich um jene Dialekte welche „durch die diatopische Differenzierung der Gemeinsprache selbst entstehen“(Krefeld 2011e, 138). Die tertiären Dialekte hingegen entstehen durch unterschiedliche diatopische Realisierung der Standardsprache. (Krefeld 2011e, 138)
Haase beschreibt zwei unterschiedliche Typen von Regionalitalienisch. Der erste ist die „Varietät, die Erstsprache von meist jüngeren Sprechern (vor allem  in nicht- ländlichen Gebieten) ist. Diese Sprache ist stabil und relativ standardnah. Sie wird (in unterschiedlichen Registern) für die Außen- und Binnenkommunikation verwendet.“ Der zweite Typ ist „die Varietät der Sprecher, deren Erstsprache der Lokaldialekt ist (v.a. ältere Sprecher in ländlichen Gebieten). Diese Ausgleichsprache ist vergleichsweise instabil, also variantenreich und dient der Diglossiesituation vor allem zur Außenkommunikation“. „Dialektsprecher distanzieren sich vom Dialekt, ihre Regionalsprache nähert sich jedoch nicht dem Standard an“.(Haase ²2013, 180)
Haase(Haase ²2013, 44) beschreibt in seiner Einführung zur Italienischen Sprachwissenschaft die diatopische als die Orts- bezogene, die diastratische als die Schicht- bezogene und die diaphasische als die Situations- bezogene Ebene sprachlicher Variation.
Nähere Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel der Methodologie.
Die Informanten Sigle der Befragungen werden im Kapitel „Methodische Vorgehensweise“ erklärt werden.
Jede Informanten Sigle ist mit der jeweiligen Seite im AsiCa verlinkt. Hier finden sich sowohl die Audio- Dateien als auch alle vorhandenen Daten zum Informanten.
IPA= Internationales phonetisches Alphabet. Siehe beispielsweise Haase (Haase ²2013, 132).
ITG= IT Gruppe Geisteswissenschaften der LMU.
Im vorherigen Kapitel „Linguistische Analyse“ sind jeweils Erklärungsversuche zur Zugehörigkeit dieser Mischformen zu finden.

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