Georeferenzierung und Kartierung am Beispiel des antiken Pompeji

Ingrun Köb, Stephan Lücke

Zeit und Raum sind zwei zentrale Größen, innerhalb derer sich menschliche Aktivität und Kreativität entfaltet. Alles, was geschieht, hat seinen definierten Platz in diesen beiden Dimensionen. In nahezu allen geisteswissenschaftlichen Einzeldisziplinen (u.a. der Sprachwissenschaft, Geschichte und Archäologie) können demnach Zeit- und Georeferenzen eine wichtige Rolle für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn spielen.

Es nimmt daher nicht wunder, dass u.a. geographische Karten seit jeher wichtiger Bestandteil manch gedruckter geisteswissenschaftlicher Publikation sind und auch im digitalen Zeitalter Karten immer wieder Verwendung zur augenfälligen Illustration bestimmter Sachverhalte finden.

Auch in der Plattform Wikicommons sind zahlreiche geographische Karten abrufbar, wobei auffällt, dass diese in den meisten Fällen nicht georeferenziert sind. Entscheidender Mehrwert entsteht jedoch erst genau durch die Georeferenzierung und die Trennung zwischen den Geodaten einerseits und deren Visualisierung auf elektronischen Karten andererseits. Die strukturiert abgelegten Geodaten erlauben u.a. statistische Berechnungen – eine Option, die bei einer rein kartographischen Abbildung nicht oder nur schwer umsetzbar ist.

Die wissenschaftliche Übung führt ein in die systematische Erfassung und Verwaltung georeferenzierter Daten in Form strukturierter Daten, die in einer relationalen Datenbank abgelegt, verwaltet und analysiert werden (können). Die Geodaten werden anschließend mit geeigneten Tools bzw. Programmen (z. B. QGIS) kartiert und die Karten samt zugrundeliegenden Geodaten und Begleittexten auf einer online-Platform publiziert.

Konkreter Übungsgegenstand ist der Grundriss des antiken Pompeji. Im Zuge der systematischen Erfassung der Regiones, Insulae, Gebäude und Räume erlernen die Teilnehmer den Umgang mit dem relationalen Datenbankmanagementsystem MySQL. Thematisiert werden dabei auch grundlegende Konzepte der Georeferenzierung wie Projektionen und Datenformate. Zur Sprache kommen auch allgemeine Fragen hinsichtlich verantwortungsvollem Umgang mit elektronischen Forschungsdaten (Open data, FAIRness).

Die wiss. Übung ist ausdrücklich keine archäologische Fachveranstaltung, sondern richtet sich an alle Studierenden geisteswissenschaftlicher Fächer, die sich für den Umgang mit digitalen Geodaten interessieren.  Gleichwohl ist beabsichtigt, fachwissenschaftliche Standards hinsichtlich Nachvollziehbarkeit und Transparenz einzuhalten, wozu auch der Aufbau und die Pflege einer einschlägigen Bibliographie gehört.

Allgemeine Beiträge zur Veranstaltung:
Dokumentation
Grundlagen der Georeferenzierung (ITG/slu)

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