
Medienwandel und Sprache. Von der Gutenberg-Galaxis bis ins Zeitalter künstlicher Intelligenz
Teresa Gruber

Mit der Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts schuf Johannes Gutenberg die Voraussetzung für die mechanische Vervielfältigung von Texten. Wichtige Folgen waren die massenhafte Verbreitung von Informationen, die Demokratisierung von Wissen und in diesem Zusammenhang auch die Veränderung von Kommunikationsbedingungen. Diese haben wiederum zu Innovations- und Transformationsprozessen der Versprachlichungsstrategien und Diskurstraditionen geführt.
Gegenwärtig sehen wir uns durch die Errungenschaften der elektronischen Medienrevolution mit in einer Flut von Informationen aus zahlreichen und diversen Kanälen konfrontiert (Radio, Fernsehen, Internet, Print- und Onlinemedien, Social Media), deren Wahrheitsgehalt häufig erst überprüft werden muss. Zuletzt wurden in diesem Kontext Stimmen laut, die nicht nur die Errungenschaften, die künstliche Intelligenz und das Internet hervorgebracht haben, positiv bewerten, sondern die Demokratie durch die massenhafte Verbreitung von Fehlinformationen und Phänomene wie Fake News, Alternative Fakten und Hate Speech gefährdet sehen.
Diese Vorlesung nimmt die drei großen Medienrevolutionen, nämlich A) Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit, B) den Wechsel von skriptographischen zu typographischen Medien und C) die Produktion von Texten und die Informationsverbreitung durch elektronische Medien in den Blick und untersucht deren jeweiligen Auswirkungen auf die Produktion, Konservierung und Verbreitung von Wissen, deren Auswirkung auf sprachliche Formen und Texte sowie die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Konsequenzen, die diese Veränderungen nach sich gezogen haben. Neben den kulturgeschichtlichen Zusammenhängen werden Konzepte der Medientheorie und der Linguistik vermittelt. Die Sprachbeispiele stammen überwiegend aus dem Deutschen, dem Englischen und den romanischen Sprachen und werden stets in deutscher Übersetzung für alle zugänglich gemacht.
Die Vorlesung findet digital über Zoom statt, als Leistungsnachweis gilt das Bestehen der Klausur am Semesterende (3 ECTS).
Gliederung:
1. Einführung: Medien und Sprache (Überblick und theoretische Grundlagen) (02.11.2020)
2. Warum wir sprechen und warum wir schreiben (09.11.2020)
3. Phylo- und Ontogenese von Sprache (16.11.2020)
4. Entstehung der Schrift (23.11.2020)
5. Sprache als Wissensspeicher: orale und skriptographische Kulturen/ vom Manuskript zum Druck: Demokratisierung von Wissen (30.11.2020)
6. Von Bildschirm zu Bildschirm: Sprache und Information in der Echtzeit-Gesellschaft (07.12.2020)
7. Gastvortrag Thomas Weidhaas: Natural Language Processing - ein Werkstattbericht aus der angewandten Linguistik (14.12.2020)
8. Neue und alte Medien: Konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der computervermittelten Kommunikation (CMC) (21.12.2020)
9. Gastvortrag Barbara Dander: Semantik und Suchmaschinenoptimierung in der Medienpraxis im Wandel der Zeit +++ACHTUNG! ENTFÄLLT!+++ (11.01.2021)
10. Politisches Framing und Medien (18.01.2021)
11. Die Echokammer im Netz: Verbreitung von Fake News und Hate Speech (25.01.2021)
12. Wissenschaft und Medienwandel (01.02.2021)
13. Klausur (08.02.2021)
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