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Das Allgäu





0.0.1.                                                                    Das Allgäu

Landschaft und Teilregion Oberschwabens => erstreckt sich über den südlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, das äußerste südöstliche Baden-Württemberg sowie einige zu Österreich gehörende Grenzgebiete.

Allgäu selbst größtenteils zu Deutschland gehörend => Allgäuer Alpen etwa zur Hälfte auf österreichischem Gebiet. Keine offizielle Eingrenzung, vielmehr unterschiedliche Gesichtspunkte für die Zuordnung diverser Grenzorte zum Allgäu. Moderne Namensschöpfungen => Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu => Benennung aus verwaltungstechnischen/touristischen Gründen analog zu Ober- und Unterfranken (Abb. 1.)

Namensherkunft => zwei Theorien. Erstens abgleitet vom althochdeutschen alb (Berg, Bergwiese) und mittelhochdeutschen göu => Landschaft, Gegend, übertragener Sinn Herrschaftsbereich. Zweitens mit gäu nicht Gau gemeint, sondern käme von Ge-Äu => für mehrere Auen stehend (analog wie mehrere Berge ein Gebirge bilden) => Bedeutung „bergige Landschaft mit viel Wasser und Wiesen.“

0.0.2.  

Vorgeschichte bis zum Beginn der röm. Okkupation

Um 7000 v. Chr. neolithische Spuren => Funde im Kleinwalsertal. C. 1200 v. Chr. => Illyrer, erstes namentlich bekanntes Volk in diesem Gebiet. C. 500 v. Chr. => Beginn kelt. Besiedlung im Gebiet nördlich der Alpen => keltische Stämme (von Römern Vindeliker, Estionen, Likatier genannt) von Westen her eingewandert.

  1. 15 v. Chr. => Unterwerfung der Kelten durch röm. Feldherrn Drusus/Tiberius auch im Gebiet des heutigen Allgäu. Zudem Gründung offene röm. Marktsiedlung Lindenberg bei Kempten (Cambodunum => Garnisonsstadt). Allgäu => Provinz Raetien => 18 n. Chr. Erwähnung durch griech. Geograph Strabon => Keltenstadt Kandobounon (wohl Verschreibung) nördlich der Alpen.

 

Ereignisse der späten röm. Kaiserzeit und ihre Auswirkungen (Abb. 2.)

Im 3. Jh. n. Chr. => schwere Erschütterungen des röm. Reiches u.a. durch germ. Völkerschaften => drangen auf breiter Front gegen die Nordgrenzen vor => Limesdurchbruch in Südwestdeutschland. Stammesverband „Alamannen“ => kein lokales Ereignis => nicht begrenzt auf ORL => weiträumige Völkerbewegungen seit langem in Asien und Nordeuropa => seit Ende 2. Jh. n. Chr. in Bewegung.

Rebellionen und Ursurpationen von Innen => System aus dem Gleichgewicht. Agrarkrise, beginnende Inflationserscheinungen, drückende Steuerlast => Rückgang Warenverkehr, Naturbesodlung + Warenaustausch ersetzten die Qualitäten des einst elaborierten röm. Handels.

Panegyricus beklagt „sub principe Gallieno…amissa Raetia“ => endgültigen Verlust Raetiens unter Gallienus (253-268 n. Chr.), Noricum und beide panon. Provinzen seien verwüstet.

Konkrete Spuren dieser Verwüstung => arch. schwer fassbar, selten mit nötiger Genauigkeit datierbar. Tatsächlich bisher nur in wenigen Kastellen, Siedlungen, Gutshöfe => Brandschichten. Zerstörungshorizonte fehlen auch in der Provinzhauptstadt + unmittelbares Umfeld. Zahlreiche Münzschatzfunde nach 233 n. Chr. => vmtl. Zeugen der Unruhen in den Provinzen.

Mit der Wende zur Spätantike => Aufgabe Limesstrategie, Grenze auf Donau/Iller/Rhein zurückgenommen. Westraetischer Flankenabschnitt => Iller verband nach kurzer Landstrecke den Donauoberlauf mit Bodensee und Rhein. Truppenkontingente in Auseinandersetzungen mit Parthern und Sassaniden gebunden, keine großangelegten Versuche mehr verlorengegangenes Territorium zurückzuerobern.

Häufiger Einfall Germanenverbände auch über die Alpen bis tief nach Süden => Claudius II 268 n. Chr. => Sieg am Gardasee über Alamannen (über Brenner eingefallen). 270/71 n. Chr. Juthungen über Schweizer Pässe => Mailand, Niederlage Rom bei Placentia, Sieg über Germanen 271 n. Chr. am Ticinius bei Pavia => Aurelian (270-275) Kaiser.

Unter Probus (276-282) => Verhältnisse in Raetien zeitweillig beruhigt. Epigraphik => neu organisierte Grenzwehr belegt. 278/9 n. Chr. => Sieg am Lech über germ. Verband => Ehreninschrift Augsburg (restitutor provinciarum et operum publicorium).

Seit Mitte 3. Jh. n. Chr. => Beginn der Auflösung der Besiedlung => Bereich zwischen Alpenrand und Donau unter Druck => Verhältnisse in der Provinz erholen sich nicht mehr wegen anhaltenden Raubzügen + beklemmender Sicherheitslage der Landbevölkerung nach „Limesfall“. Vici => wenn nicht zerstört, dann verlassen oder unbewohnbar. Vmtl. => verbliebene Bevölkerung zieht sich auf schwer zugängliche, befestigte Höhen zurück. Überstürzter Ausbau dieser Anlagen + kultureller Bruch => übergreifender Spolienbau (mittelkaiserzeitliche Meilen- und Grabsteine, auch Ehrenstatuen). Viele (die meisten) villae rusticae => Ruinen, Land lag brach und verödete => abnehmende Versorgung durch landwirtschaftlicher Güter => angewiesen auf Nachschub aus dem Mutterland. Große Landgüter haben z.T. im Umfeld der Provinzhauptstadt überdauert.

Arch. Kartenbild => Verdichtung spätantiker Grab- und Siedlungsfunde => Dreieck zwischen Provinzhauptstadt Augsburg, Kempten und Münchner Schotterebene => Besiedlung schmolz auf diesen Raum zusammen (Abb. 2.). Siedlungsplätze => eng an nach wie vor intaktes Straßennetz angelehnt => Standortwahl bezeugt Notwendigkeit => Rückzugsbewegung ist theoretisch dauerhaft möglich.

Kaiserinschrift Augsburg (290 n. Chr.) feiert Diokletian (284-305) als „rector ac dominus fundator pacis aeternae“ => „Lenker und Herr der Welt und Begründer des ewigen Friedens“ => dokumentiert verzweifelte Situation Raetiens zusammen mit Nachbarprovinzen. Mit Einführung Tetrarchie und Verwaltungsreformen => Teilung Raetiens, zwei Amtsbereiche => Raetia Secunda (Zugehörig Diözese Italia annonaria) Präfektur in Mediolanum. Curia Hauptort Raetia I, Augsburg behielt zentrale Funktion als Hauptstadt der Raetia II => Sitz des praeses. Grenzen jeweils zwischen Bregenz und Kempten vermutet. In der Not. Dig. (milit. Handbuch Beginn 5. Jh. => ältere Zustände beschreibend) => Grenzeinheiten in Raetien => dux Raetiae unterstellt => 3. Garderegimenter, 3 Alen, 7 Kohorten, 5 Vexillationen Leg. III italica (ehemals in Regensburg), 1 Numerus Bodensee-Schiffer sowie große unbekannte Einheit in Günzburg.

Trotz „Rettunsgversuchen“ => reatische Bevölkerung im 4. Jh. ist weiterhin Ziel oder Korridor für Einfälle und Vorstöße germ. Verbände. Zerstörungsschichten => Militärlager Kellmünz c. 308 n. Chr. und auf dem Goldberg nach 323/4 n. Chr.. Hist. Überlieferung berichtet von Kämpfen 320 n. Chr. und 331 n. Chr.. 355 n. Chr. => Constantius II (337-361) zieht von Mailand gegen alamannischen Teilstamm (Lentienses), siedelnd nördlich des Bodensees.

  1. H. 4. Jh. n. Chr. gekennzeichnet durch zunehmende Integration germ. Stammesangehöriger in das röm. Reich/Heer => fassbar im arch. Fundgut vieler Kastelle sowie an zivilen Plätzen im Hinterland.

Seit Landnahme nördlich der Donau Ende 3 Jh. => germ. Volksgruppen siedeln in den Tälern der Schwäbischen Alb, im Ries (letzter Bezugsbeleg => Provinzname) und im Ingolstädter Raum, ursprünglich im Gebiet der Elbe beheimatet. Alles vor den Augen der Grenzarmee => nur noch durch Brückenkopfstationen (transitus Guntiensis bei Günzburg, vmtl. Faimingen => Febiana und Donauwörth) Zugriff auf Donau gesichert. Nicht gerade seltene Solidus Depots nördlich der Donau => evtl. Zeugnisse von Stillhalteabkommen/Tributzahlungen.

Alamannische Krieger (Ruf als zuverlässige Söldner) => Eingliederung in Armee => Duldung anhand arch. Funde => wohl auch im Landesinneren. Bald foederati in der Pufferzone unverzichtbar. 353-378 n. Chr. neue Einbruchswelle, Juthungen 357 n. Chr., vmtl. folgenschwer.

Unter Valerian I (364-375) und Valens (364-378) => noch einmal Anstrengungen => Ausbau Kastelle und burgi entlang der Grenze => dennoch wiederholte Zerstörungen durch Juthungen und Plünderungen jenseits der Alpen bis nach Mediolanum damit nicht mehr aufzuhalten => 383 n. Chr. Brandschicht Bürgle bei Gundremmingen.

Gegen Ende 4. Jh. => Auflösung der röm. Besiedlung unter dem anhaltenden Druck der Bedrohungen => nur wenige der wirtschaftskräftigen Siedlungskerne an den Knotenpunkten im Fernstraßennetz und unzugängliche Wehrsiedlungen im Landesinneren => überlebensfähig bis in erste Jahrzehnte des 5. Jh. n. Chr. => Völkerwanderungszeit nicht mehr erlebt.

In diesen Jahren => Nachlassen des geregelten Geldverkehrs => Münzdatierung fehlt ab da => Beweiskraft Bodenfunde verliert notwendige Schärfe.

Kultureller Bruch => Ausdünnung aller anderen zivilisatorischen Hinterlassenschaften => oft genug missgedeutet als kompletter Rückzug Roms aus der Provinz.

Kritische Versorgungslage Raetien => auch durch milit. Nachschubstationen am Alpenrand => Füssen und Zirl erkennbar. Versorgung nun wieder wie im 1. Jh. über kritische Alpenpässe zu sichern.

Kirchenvater Augustinus, Bericht Anfang 5. Jh. n. Chr., Lebensmitteltransporte auf Lastpferden über die Alpen. Raetia I => Anbindung über Graubündner Pässe nach Oberitalien. Verkehr mit nördlichem Teil Provinz => wieder entlang alte Via Claudia Augusta => Meilensteine Inntal => 363 n. Chr. Iulianus (361-363) Baumaßnahmen an der Brenner-Route. Arch. Funde => Verweis auf Erschließung Traverse Bregenz bzw. Kempten durch Thannheimer Tal bzw. Ammergauer Alpen zum Brenner.

In einer der letzten romanischen Hochburgen => Provinzhauptstadt Augustanis => Vollzug Ablösung röm. Administration in germ. Frühmittelalter langsam => der arch. Betrachtung entzogen.

401 n. Chr. => Vandalen ziehen durch Raetien, erobern Rom, 430 n. Chr. magister Aetius => noch einmal Rückschlagung der Juthungen aus Raetien => hist. Überlieferung => kein arch. Fundstoffniederschlag mehr (vereinzelt Goldmünzfunde => Solidus des Zeno aus Nordheim 474/491 und des Leo 457/474 von Burghöfe.

4 September 476 n. Chr. => Absetzung letzer röm. Kaiser Romulus Augustus (sechsjährig) => durch Skire Odoaker => formales Ende Westrom.

 

Die Reihengräberzeit in bayerisch-Schwaben 5-7 Jh.

Spätröm. Donau/Iller/Rhein Limes => nach Abzug Truppen c. 406 für knapp ein Jh. südostl. Grenze alamannisches Siedlungsgebiet. Obwohl das Gebiet vmtl. bis auf wenige städtische Zentren (Augsburg, Kempten u.a.) von romanischer Bevölkerung weitgehend verlassen wurde, fehlen bisher entsprechende germ. Funde. Im alamannischen Altsiedlungsgebiet => insgesamt noch schüttere Aufsiedlung => am besten anhand befestigter Höhensiedlungen (Gelbe Bürg bei Dittenheim) zu sehen => durchgehend 4. Bis 6. Jh. n. Chr. bewohnt. Für dörfliche Siedlungen und dazugehörige (Brand ?) Gräberfelder fehlt der Nachweis bisher.

Mit Einsetzen großer Reihengräberfelder => Verbesserung Quellenlage Archäologie. Reihengräberfelder = Bestattungen in Reihen, in Tracht beigesetzt, meist mit Trank- und Speisebeigaben. Männer auch mit Waffen, Frauen mit Schmuck.

Chronologische und kulturhistorische Auswertung der Funde => Möglichkeit (falls vollständig untersuchter Friedhof vorliegt). Aussagen über Gründung/Aufgabe/Stabilität/Herkunft/Größe/ Sozialstruktur der Siedlungsgemeinschaft. Durch regelhafte Lage der Reihengräber => bei Ortschaften mit zumindest auf heim- oder -ingen endenden patronymischen Namensbildungen => dazugehörige Siedlungen sind im Bereich der heutigen Ortskerne zu suchen => Entdeckung erschwert.

Charakteristika alamannischen Dorf => mehrschiffige ebenerdige Wohnhäuser und Grubenhäuser (meist handwerklich genutzt) bisher nur ausschnitthaft bekannt durch Wüstungen.

Früheste Bsp. => Beginn dauerhafte Besiedlung anhand weniger Friedhöfe Mitte 5. Jh. n. Chr. im Altsiedelgebiet fassbar. Zwei Generationen später => alamannische Siedler erstmals zwischen Iller und Lech. Um 500 n. Chr. Einsetzen der Gräberfelder an Mindel und Lech => Nordendorf, Augsburg-Lechhausen, Schwabmünchen, Salgen. Gründung vmtl. in gleichem hist. Kontext => zeitgleich Zerstörung alamannische Burgen durch Franken nördlich des „alten Limes“. Niederlage der Alamannen 497 n. Chr. bei Tolbiacum => spätestens seit gescheitertem Aufstand 507 n. Chr. => zunehmend unter fränkischem Druck => 536/7 n. Chr. komplette Eingliederung in Frankenreich.

Ostgotenreich Theoderich => Art Schutzherrschaft ausgeübt für Teile Alamannen => am ehesten Gebiete südlich der Donau => nach arch. Quellen dieses Gebiet nun erstmals durch Sie aufgesiedelt.

Während erster H. 6. Jh. n. Chr. => stetig sich intensivierender Landausbau einsetzend => zweite H. 6. Jh. n. Chr. => Alpenrand erreichend (Altstädten, Schwangau).

Spätestens seit Mitte 6. Jh. n. Chr. => Lech (hist. belegt) => Grenze zum bajuwarischen Siedlungsgebiet => arch. Grundsätzlich kaum fassbare Grenze => wenn dann durch Werkstattkreise + unterschiedliche Aufnahme mediter. Formengut + unterschiedliche Aufnahme christl. Totenbrauchtum zu umschreiben.

Ende 7. Jh. n. Chr. => Besiedlungsgebiet der Kartierung erreicht.

Drei Gut erforschte Reihengräberfelder => alamannische Landausbau => Bsp. mittleres Mindeltal darstellbar. Ausgangspunkt Besiedlung (Forschungsstand) => am nördlichen Ende Tallandschaft gelegene Salgen => Gräberfeld um 500 n. Chr. einsetzend, Gründer = erste landnehmende Alamannen. Im Laufe zweite H. 6. Jh. n. Chr. => c. 10 km mindelaufwärts => Anlage Friedhof von Mindelheim, gegen Mitte 7. Jh. n. Chr. => folgend jetzt am Südende des Tals => Ausbauort Dirlewang. Beide letztgenannten Gräberfelder => Landesausbau von nur durchschnittlich wohlhabende Bevölkerung (nicht wie Frühzeit durch soz. Führungsschicht getragen). Jahrzehnte nach Siedlungsgründung => einige Familien erreichen Wohlstand => keine Aussagen möglich über Herkunft der Siedler (Grabfunde geben dies nicht her). Chronologisch abgestufte Reihung der Gräberfelder entlang Mindel => evtl. sogar Verwandtschaft nahelegend => Mindelheim/Dirlewang wären Ausbauorte von Salgen.

Ende Betrachtungszeitraum => c. 700 n. Chr. => allmähliches Erlöschen Beigabensitte + Auflassung Reihengräberfelder. Jetzt Ortsfriedhöfe nahe der Kirchen => Beigabenlosigkeit => keine arch. Auswertung mehr möglich (Restromanen/Germanen Frage so nicht mehr zu lösen).

 

 

 

Augusta Vindelicum / Augsburg

Bisher nur wenig Hinweise auf vorröm. Besiedelung (bronzezeitl. Funde, keine spätkelt.)

Ältestes röm. Fundgut => früher KZ Militärplatz Augsburg Oberhausen => Einmündung Hettenbach in Wertach. 1913 => Militaria und Werkzeuge. Keramik und Münzen => Legionäre + Auxiliare von 8/5 v. Chr. bis 6/9 n. Chr. => geringerer Fundanteil 16/17 n. Chr. Nach Auflassung => Siedlungstätigkeit verlagert auf Löß-Hochterrasse zwischen Zusammenfluss Lech (Licca) und Wertach um 15/20 n. Chr. => Keramik, Münzdepot => Karmelitengasse. Spättiber.-claud. => massives Fundaufkommen => mind. drei Holzbauperioden mit Brandhorizonten (eine vmtl. 69, eine weitere um 80 n. Chr.) => Einzelauswertung Stratigraphie/Funde steht aus. Hadrian 121 n. Chr. => einzige raetische Erhebung zum Municipium => munic. Aelium Augustum oder Aelia Augusta. Erste H. 2 Jh. n. Chr. => Großflächiger Ausbau der Stadt in Stein. Wohl bereits seit 1. Jh. n. Chr. => Sitz Statthalters Provinz Raetia + milit. und zivile Verwaltungseinrichtungen.

Stadt an Via Claudia Augusta => 2 Jh. und erste H. 3. Jh. n. Chr. => prosperierende Gemeinde => Steindenkmäler. C. 65 ha Fläche => 10.000 Bewohner Schätzung. Wirtschaftliches Zentrum, Handel und Gewerbe im Alpenvorland. Markomannenkriege 70er 2. Jh. n. Chr. => Stadt getroffen.

Alamanneneinfälle 259/60 n. Chr. und 275 n. Chr. => weite Teile zerstört.

Auf Sicherung und Wiederherstellung der Stadt durch Probus, Diokeltian, Konstantin d. Gr. folgte im 6. Jahrzehnt des 4. Jh. n. Chr. => erneuter Alamannen- und Juthungeneinfall.

Innerhalb der Stadt in der Spätantike => nach Provinzteilung Sitz Statthalters Reatia Secunda, Stationierung Reitereinheit gegen Ende 4. Anfang 5. Jh. n. Chr. (equites Stablisiani seniores).

Gesamtes Areal Augusta Vindelicum => in der Spätantike besiedelt => Fundverteilung. Reduktion auf Südteil (mittelalterliche Bischofsstadt) erst nach spätröm. Zeit.

Öffentl. Bauten im Stadtgrundriss kaum bekannt => Thermengebäude Zentraltypus an Georgenstraße/Hoher Weg. Weiteres Badegebäude im NO => Pettenkofer-/Mülichstraße. Forum noch nicht lokalisiert. Anhaltspunkte für Statthalterpalast fehlen auch, sowie für große Tempelanlagen und Theater => evtl. Ostseite der Stadt. Private Wohnbauten => arch. In Ausschnitten untersucht => Bsp. nördlich Thommstraße + Domvorplatz. Gewerbeanlagen bisher weitgehend unbekannt. Vorratsgebäude vmtl. südlich der Therme Pettenkoferstraße. Kulträume oder Versammlungsräume (kleine collegien) vmtl. am Ortsrand => Stephansplatz, Pfaffenkeller.

Frühchristliche Kulträume/Kirchenanlagen spätröm. => bisher nicht sicher erfasst => Hypothese Doppelkirchenanlage bei St. Gallus. Außerhalb der Stadt => an der nach Westen führenden Straße => Anzeichen vicus (u.a. Holzbauten 1, 2 Jh. n. Chr.). Möglich Stadterweiterung nach N über Grabenzug von St. Georg/St. Stephan hinaus => Rugendasstraße 1984 Holzbauten 2, 3 Jh. n. Chr. entdeckt über Brandgräberfriedhof. Hinweise => Baufluchtänderung => in genaue N/S Orientierung => erfolgt in Spätantike (Spolienbauten unter Dom und Kustosgäßchen) => in Zukunft näher zu untersuchen.

Wasserversorgung der Stadt => innerhalb weitgehend unaufgedeckt => Zuleitungen außerhalb durch Luftbildarchäologie bekannt + viele Zisternen (wenig Grundwasserbrunnen). Mehrere Gräberfelder an den Ausfallstraßen => Friedhof Rosenauberg/Hauptbahnhof => Brandgräber ab tiber. durch Eisenbahnbau zerstört. Ursprünglich wohl verbunden mit Gräberfeldausschnitt Fröhlichstraße => Brandgräber 1, 2 Jh. n. Chr., Körpergräber 3, 4 Jh. n. Chr. Größerer Friedhof => Nordabhang Hochterrasse (Rugendasstraße/Pfannenstiel) => u.a. reich ausgestattetes Brandgrab Mitte 3. Jh. n. Chr. => belegt dort Gräbergruppe. Großflächiges Gräberfeld => Körperbestattungen => an der Via Claudia Augusta => im weiteren Bereich heutige Kirchenanlage St. Ulrich und Afra (bis jetzt v.a. spätröm. Gräber => spätes 6. Und 7. Jh. n. Chr. erneut belegt => u.a. Klerikergräber => nahe Märtyrergrab Afra. Bisherige Fundauswertung => Ende Besiedlung Römerstadt 1. H. 5. Jh. n. Chr.

Anzeichen für Siedlungskontinuität => röm. Augusta Vindelicum => mittelalterliche Bischofsstadt bisher nicht vorhanden (früheste Funde Mittelalter => 6, 7 Jh. n. Chr. => Bereich Dom/Fronhof).

Dennoch Siedlungskontinuität zu erwarten => vor dem Hintergrund überlieferter Verehrung des Afragrabes durch Venantius Fortunatus (c. 565 n. Chr.).

Ursache für eher schlechten Forschungsstand von Augusta Vindelicum => starke Überprägung im Mittelalter und Neuzeit (Steinraub bis in die Fundamente) + nicht durchgehend gleich intensive arch. Forschung. O und N => große unbebaute Flächen (Stephansgarten/Pfannenstiel) => intakte Stadtbereiche zu erwarten. Stadtarchäologie seit 1978 => Aufgabe das Bild zu erweitern und Lücken zu schließen (Plan Kenntnisstand 1953).

 

Cambodunum / Kempten

Bedeutung resultierend aus fehlender Überbauung bis 1920, 1952/3 + großflächige Grabungen (nordalpin selten) => Aussagen über Funktion/Aussehen von Holzgebäuden. Hier Entwicklung zu erkennen => zu Beginn eher unwichtig => dann aber gewisse Mittelpunktfunktion erfüllend. Schriftliche und epigraphische Quellen rar => Grabungen => Primärquellen

Anlegung der Stadt => Ende 2. Jahrzehnt 1. Jh. n. Chr. (c. 17 n.) => auf Terrassenfläche => sog. Lindenberg => keine kelt. Vorgängersiedlung. Früheste Schichten => rechtwinklige Anlage (fließende Außengrenzen => auf Zuwachs angelegt) geprägt von öffentlichen Bauten. Ob schon zu Beginn in Stein oder Vorgängerbauten aus Holz (wie Wohnhäuser + evtl. Tempel Nordwestbezirk über Illersteilhang 17-69 n. Chr. Holzbauphase) => bisher unbekannt. Steinbauperiode => spätestens um 70 n. Chr. begonnen. Weiterhin unklar => Entwicklungsgeschwindigkeit + Gleichzeitigkeit der Bauvorhaben => Hausgrundrisse => Hinweise auf mehrere Bauphasen + wechselnde Nutzung. Holzhäuser zu jeder Zeit => vmtl. am S, W, N-Rand.

Münzspektrum => Siedlungstätigkeit Lindenberg => um c. 230 n. Chr. gravierender Rückgang (schon vorher evtl. Störung => Markommanenkriege). Verteilung Münzschatzfunde 233 n. Chr. und 259/60 n. Chr. süddeutscher Raum bestätigend => Kempten mit 4 Fundplätzen, daneben Buxheim, Ronsberg, Wiggensbach, Martinszell, Steingaden, Öschlesee. Dünner Münzschleier in der Stadtfläche + geringe Reste Körpergräberfeld an Ausfallstraße nach N (Keckkapelle) => Belege für geringfügige Siedlungstätigkeit Spätantike.

Burghalde auf linkem Illerufer => vmtl. Verortung spätantikes Kastell mit Garnison. Siedlung am Fuß der Burghalde => durch Mauer geschützt. Doppelapsidenbau 11,40 x 18,4 m => evtl. frühchristl. Kirche => komplett unsichere Ansprache ohne ausreichende Belege.

Nach 259/60 n. Chr. Rücknahme Limes auf nasse Grenze (zwar Inschrift aus Augsburg => Sieg Statthalter Raetien (M. Simplicinius Genialis) über Juthungen + Befreiung gefangener Römer, aber keine Änderung an Gesamtsituation mehr) Donau-Iller-Rhein => Cambodunum nun am Ostende der trockenen Linie => Grenze wohl nicht Straße Bregenz/Kempten => eher Bachläufe Laiblach, Oberen Argen, Wengener Argen, Rottach.

Not. Dig. => in Cambodunum spätestens im 4. Jh. n. Chr. Abschnittskommandant => Einheit Leg III italica => Kontrolle über einen der drei Grenzabschnitte Raetiens.

Kastell, Siedlung, Gräberfeld links der Iller. Nach Aufgabe röm. Stadt auf Lindenberg nach Alamannenstürmen 3. Jh. => röm. Besiedlung auf linke Seite der Iller verlagert => Verteilung der spätröm. Funde und Befunde zeigt deutlichen Siedlungsschwerpunkt => Burghalde.

Spätantike => Militär bevorzugt natürlich geschützte Erhebungen => 25 m aufragende Burghalde. Natürlicher Schutz hinzu durch linken Illerarm => noch spätröm. Burghalde westlich umfließend. Wenige Teile Kastellmauer, mit c. 0,75 ha. Ab wann in der zweiten H. 3 Jh. milit. Besetzt ist unklar.

Wie auch an anderen Stellen in Raetien => Teile der Besatzung germ. Herkunft => zwei Armbrustfibeln elbgerm. => eine auf der Burghalde gefunden.

Für Bau Befestigungsmauer => Material Steinbauten der aufgegebenen Stadt auf dem Lindenberg, 1950 Säulentrommelspolien und Werksteine.

Spätröm. 1,8 m starke Mauer => August Ullrich, später von Ludwig Ohlenroth westlich der Burghalde auf Länge => c. 200 m festgestellt.

Gräberfeld, zugehörig zur spätröm. Siedlung, bereits früh von M. Mackensen 400 m nordwestlich der Burghalde vermutet, durch Stadtarchäologie bestätigt.

Skelettfunde schon im letzten Jh. nördlich der Gerberstraße und in derselben. Weitere am Rathausplatz 15 bei Bauarbeiten 1957. 1988 weitere Körpergräber nordöstlich des Rathauses. Alle Bestattungen in klein steinigem Kies c. 1,1 bis 1,5 m unter der heutigen Oberfläche. Ausrichtung der meisten Gräber unbekannt. Zweimal Kopf im O/N/O, einmal im S/W, einmal im W. Mit einer/zwei Ausnahmen => beigabenlos. C14 Datierung Oberarm Grab 11 => 350 – 420 n. Chr. => passt zu Beigabenlosigkeit. Gerberstraßen Grab, Fibel 2-4 Jh. n. Chr. => vmtl. gegitterte Aucissa Variante mit Zierknöpfen am Bügel und abgesetztem Fuß. Grab 4 außergewöhnlich => Erwachsener Mann, auf dem Bauch liegend, Arme vor dem Körper abgewinkelt, Hiebverletzung am Schädel => Heilungsspuren. Neben rechtem Oberschenkel => 21 cm lange Bronzehülse mit drei Sonden => flache spatelförmige Enden linear verziert. Instrumentarium ohne Parallele => pharmazeutisch-mediz. Zusammenhang. E. Künzl spricht sich für Datierung 2. H. 4.Jh anhand ähnlicher Vergleichsstücke aus.

Leben in den Ruinen der alten Stadt rechts der Iller => Funde 2. H. 3 und 4. Jh. n. Chr. => nicht nur links, auch rechts der Iller. Spätröm. Münzen, Gläser + weitere Funde auch im spätestens 260 n. Chr. aufgegebenen Stadtbereich auf dem Lindenberg. Vereinzelt evtl. verloren => auf der Suche nach Baumaterial in der alten Stadt => aber dennoch plausibel => sporadische Besiedlung noch nach 260 n. => einige Baubefunde scheinen dies zu bestätigen. Evtl. => 38 Körpergräber 4. Jh. Gräberfeld Keckwiese damit verbunden, aufgrund topografische Situation => nicht zu spätantiker Besiedlung Burghalde links der Iller zugehörig.

Schon zu Beginn des 5. Jh. n. Chr. => geplanter Abzug röm. Truppen anzunehmen. Einige überlieferte Auseinandersetzungen => Vindeliker z.B. => Rom hatte die Provinz Raetien noch längst nicht komplett geräumt. Erst im dritten Viertel des 5. Jh. n. Chr. => Land fast vollständig im alamannischen, später merowingischen und ostgotischen Einflussbereich.

Kempten und Umland => in keiner frühchristlichen Quelle genannt wie z.B. Severins vita. Frage bleibt bestehen => in welcher Form ist die Ortskontinuität des Siedlungsplatzes Cambodunum bis zum Einsetzen erster frühmittelalterlicher Quellen im 8. Jh. vorstellbar.

Bisherige arch. Hinweise sehr spärlich. Prägezeiten der beiden jüngsten röm. Fundmünzen => je eine Maiorina Theodosius I (371-395) und Magnus Maximus (383-388) => verliert sich der arch. Faden für die Spätantike.

Hof Kemptener Residenz => merowingisches Schwert und silbertauschierter Gürtelbeschlag des 7. Jh. n. Chr. => Hinweise auf Gräberfeld und damit Siedlungsplatz der Völkerwanderungszeit => dort wo man ab dem 11. Jh. auf hochwasserfreiem Gelände das in die „Neustadt“ verlegte Kloster annimmt.

Matthäus Much 1876 => nennt „…germ. Gräber bei Kempten mit dt. Pfeilspitzen der ältesten Form und mit Schwertern…“ Fundorte heute nicht mehr zu ermitteln.

Noch ins 8. Jh. n. Chr. => Bruchstück einer mit Flechtwerk ornamentierten steinernen Chorschrankenplatte => 1984 östlich außerhalb des Kirchenraumes bei der „Taufgrube“ => wohl der romanischen Vorgängerkirche von St. Mang gefunden => bis heute einziges Zeugnis eines ersten karolingischen Kirchenbaus in Kempten.

Aufgelassener Friedhof bei St. Mang => Bergung eines Skeletts => radiometrische Untersuchung => Datierung 985 bis 1050. Neben den bereits genannten => älteste arch. Siedlungsfunde Mittelalter in der Kemptener Altstadt => bisher nicht über 9/10. Jh. zurück.

 

Gründung und Frühgeschichte des Klosters

Kein urkundlicher Gründungsakt => Vermutung längere Gründungsphase,

Drei Stufen durch die Forschung => Initiative zur Missionierung des Raumes zwischen Iller und Lech um 740 wird vom Augsburger Bischof Wikterp (gest. vor 772) ausgegangen sein. St. Galler Mönch Magnus => suchte den Bischof in Epfach auf unter Führung des Augsburger Presbyters Tozzo => Begleiter Theodor in Kempten zurückgelassen => dort womöglich noch eine christliche Gemeinde aus Spätantike überdauert. Theodor errichtete dort Missionszelle mit Kirche. Diese wurde von Wikterp auf Bitten des Erbauers und des Magnus um 743 geweiht (unsichere Datierung).

Stadtarchäologie seit 1987 => neue Erkenntnisse zur Innenbebauung der spätrömischen Stadt. Stefan Koch => Ansprache zweier Grundstücksareale => Hofbereich einer Parzelle, Befunde => Reste einer vermörtelten Mauer, eine Grube, verschiedene Steinsetzungen. Münzen von 340-400 n. Chr. und Gefäßkeramik und Lavezgeschirr => spätrömische Datierung sichernd.

Möglicherweise => Cambidano der Spätantike => noch weiter nach Norden erstreckt bis heutigen St. Mangplatz => bei Grabungen im Mühlbergensemble 1996 => sechs Münzen Constantin I (322/323) und Gratian (367/383) gefunden. Nördliche Erhebung des Mühlbergs => leicht zu befestigende Stadtgrenze möglicherweise => Belege stehen aus.

Burghalde selbst => Struktur Innenbebauung spätröm. keine Aussagen möglich (ungenutzte Chance der Untersuchungen von 1950 z.B). Teil der Besatzung => elbgermanische Herkunft => scheibenförmige Riemenzunge (1890 A. Ullrich). Kerbschnitt und punzverzierte Gürtelgarnitur von c. 400 n. Chr. belegt milit. Präsenz Roms bis Beginn 5. Jh. n. Chr. => Hypothese, Besitzer des Gürtels => Germane in Diensten Roms. Erzeugnisse dieser Art aus röm. Werkstätten => im 4. Jh. n. Chr. auch von verbündeten Truppenangehörigen getragen. Anwesenheit solcher => auch durch Grab eines alamannischen Kriegers aus Leutkirch belegt => vergleichbare Gürtelbeigabe.

 

Frühmittelalterliche Besiedlung im Stadtgebiet

Wenige Schriftquellen vom 8. bis 13. Jh. n. Chr. => Bezug auf Kloster, spätere Reichsstadt oder vorausgehende Siedlung bleibt unerwähnt. Bewohner erst 1257 => „cives campidonenses“ in Urkunden fassbar. Nur wenige arch. Funde + einige spätmittelalterliche Quellen => Hinweise auf frühmittelalterliche Besiedlung Kemptens.

Älteste Belege für Einwanderung alamannischer Verbände in den Raum zwischen Lech und Iller => um 500 n. Chr. => Gräberfeld Augsburg-Lechhausen sowie ein Frauengrab => Friedhof Schwabmünchen => Zusammen die erste Besiedlungsphase markierend. Weiterer Verlauf 6. Jh. n. Chr. => Alpenrand erreicht => kurz vor 600 n. Chr. einsetzenden Gräberfelder im oberen Illertal => Sonthofen-Altstädten und Fischen.

Unabhängig von Frage nach romanischer Restbevölkerung => alamannische Siedler erreichten Kempten vmtl. im 6. Jh. n. Chr., arch. Belege äußerst rar. Kempten Museum => Spatha mit tauschierter Parierstange + eiserner, silbertauschierter Gürtelbeschlag mit halbrundem Abschluss => Herkunftsort => vmtl. östl. Innenhof barockes Kloster. Vmtl. zugehörig Männergrab zweite H. 7. Jh. n. Chr.

1911 => weitere Entdeckung im östl. Innenhof => Grab mit Tuffplatteneinfassung => Bauweise erinnert an Grabanlagen, verbreitet im Voralpengebiet um 700 n. Chr.. Knickwandtopf, reduzierend gebrannt, handgemacht (Magazin der Stadtarchäologie) erinnert an Formen des 6. Jh. n. Chr. aus alamannischem Bereich. Angeblich aus Umfeld Ostbahnhof. Keine weiteren Funde zwischen 500 und 700 n. Chr. (angeblich frühmittelalterlicher Schildbuckel des 8. Jh. n. Chr. vom Ostbahnhof = Falschansprache => Abweichung in Form und Material von tatsächlich zuckerhutförmigen Schildbuckeln des 8. Jh. n. Chr.)

 

Spärliche Hinweise – Das „Dorf ze Kempten“

Richard Dertsch, einziger durch Quellen belegter Hinweis auf Vorgängersiedlung => einige spätmittelalterliche Urkunden im Stadtarchiv Kempten sprechen von einem „Dorf“ im Bereich des späteren Unteren Spitalhofs. Bsp. => Familie Talhos verkaufte während 15. Jh. Grundstücke aus „unserm Gut genannt Blaichhoff gelege ze Dorff“. Dessweiteren => einige Hofstätten um 1450 als „Bainden“ => damals schon verlassene Höfe angesprochen. Wahrscheinlich => dieses „Dorff“ Überreste frühmittelalterliche Siedlung => auf hochwasserfreier Anhöhe rechts der Iller gegründet. Sichtweite auf röm. Ruinen auf dem Lindenberg und der Burghalde sowie unweit antiker Straße Augsburg/Bregenz => hypothetische Siedlung hat alle Merkmale => auch für Niederlassungen landnehmender Alamannen am Lech kennzeichnend => großflächig ackerbaulich nutzbare Flächen, Bezug auf röm. Altstraßen (Wertigkeit), Anbindung => strategische Plätze => Flussübergänge z.B.

Flurname => bis ins 19. Jh. in Überlieferung nachweisbar => 1828 Phillip Karrer Bericht => „…ein Felde hinter dem Hause, das an die obere Bleiche stößt, Gottesacker genannt, welcher hier gewesen sein soll, da die Stadt auf dem Bleicherösch gestanden ist…“ Hinweis ehemaliger Bestattungsplatz ?

Flurnamen z.B. Gottesacker, alter Kirchhof => auch andernorts beobachtete Verbindung zu Gräberfeldern zu erkennen => hier evtl. auch => Belege stehen aus.

Wolfgang Petz postulierte => vorstädtischen Dorfkern im Bereich heutige Fischerstraße => keinerlei Belege dafür. Solche Vorgänger aber zu vermuten => Grabfunde aus Bereich der Residenz => kaum zum rechts der Iller gelegene „Dorff“ zuzurechnen => weitere Siedlungen z.B. auf der Hochfläche links des Flusses zu vermuten => arch. Belege fehlen auch hier bisher.

Magnusvita Zitat => Kempten sei bei Ankunft des Heiligen ein „oppidum ualde formosum, sed in toto desertum“ gewesen => Vermutung läge nahe, keinerlei Kontinuität der spätröm. Strukturen über Völkerwanderungszeit hinaus => Namenskontinuität spricht dagegen (Cambodunum/Cambidona) => Besiedlung wohl nie ganz abgerissen. Verteilung der spätantiken Funde (Ausnahme Gräberfeld Rathausplatz) => Bereich unterhalb der Burghalde. Im Norden => Mühlberg Ensemble = Grenze. Relativ gute Erhaltung der Mauer => Vermutung noch über Spätantike hinaus gepflegt => Knick zwischen Burgstraße 39 und 41, wie auch mögliche Verlängerung nach Norden im Straßenverlauf nachvollziehbar => sprechen für Weiternutzung bis ins Hochmittelalter. Urkunde 1379 => „alten statmur an den berg stossend“ => evtl. Hinweis auf zu dieser Zeit noch erhaltene spätröm. Stadtmauer. Art Torturm am nördlichen Abschluss der Verlängerrungslinie bsi 1834 erhalten (heute St Mangplatz). Verlauf spätantike Stadtmauer => Einfluss auf älteste Ausdehnung der mittelalterlichen Siedlung => Weiternutzung spätantiker Strukturen macht Siedlungskontinuität wahrscheinlich.

Frühmittelalterliche Siedlung der landnehmenden Alamannen => Vermutung außerhalb der spätantiken Stadt auf Hochterrassen der Iller.

Evtl. Restromanische Bevölkerung unter der Burghalde => bereits früh durch Germanen verstärkt, die in röm. Diensten standen. Zellengründung im Bereich dieser Traditionsinsel durch den heiligen Magnus im frühen 8. Jh. n. Chr. => Übernahme des antiken Namens Cambidano, ins Mittelalter überliefernd. Mit der Übernahme der Stadtmauer auch bauliche Einrichtungen der Spätantike fortgeführt => bis heute im Stadtplan spürbar.

Z.T. gegenteiliges => röm. Siedlungsreste 3. – 4. Jh. n. Chr. in der Burgstraße 20 => überdeckt von bis zu 80 cm Humusschicht => Keramik aus der zweiten H. des 12. Bis Mitte des 15 Jh. n. Chr. beinhaltend. => Eher Indiz für lange Wüstung => Gegenargument zur Kontinuitätshypothese. Andernorts im Stadtgebiet auch bisher älteste Funde nur bis ins 10. Jh. zurückreichend.

Arch. Negativbefund => nicht vorschnell als Beleg für Diskontinuität anzusehen. Einfache Bauweise Profanbauten spätantiker Siedlungen (Augsburg Rechteckbauten mit Trockenmauerfundamenten und Fachwerk z.B.) erleichtert eine Entdeckung nicht im Geringsten.

 

Alamannisches Reihengräberfeld Markt Oberdorf

  1. Oktober 1960, Nordrand Stadt, Regierungsbezirk Schwaben => Reihengräberfeld 6. Und 7. Jh. Kanalisierung Gustav-Kriss-Straße (heute Alemannenstraße) bei Haus Nr. 6, Gräber und Waffenfunde. Viehweidennutzung dort zuvor. Leichte Schäden durch maschinelle Vorarbeiten. => bereits bei Bau Alemannenstr. 4 und 6 => wohl unerkannt Gräber vernichtet.

700 m südlich => um Marienkapelle Kern Mittelalter Ort Oberdorf. 1453 zum Markt erhoben => Oberdorf erst spät im 12 Jh. urkundlich erwähnt. => Zusammengehörig Siedlung und Gräberfeld dennoch immanent. 1903 bereits ein Reihengrab nördlich alter Ortskern => vmtl. nur Einzelgrab.

Unmittelbar östlich der Siedlung => Moränenrücken, Umrisse Gräberfeld im Süden und Norden Grenzen gesetzt. Pfostenpaare stoßen senkrecht auf südostl. Gräberfeldgrenze. Offenbar Gebäude zur Friedhofsanalage zugehörig, Zweckbestimmung des quadratischen Baus (4,2 m) unklar.

Ursprüngliche Gesamtzahl 276 Bestattungen. 30-35 entziehen sich Auswertung. Anthropologische Untersuchungen + Beigaben => relativ lückenlose Geschlechtsbestimmung. 212 Erwachsene, 31 Kinder. 120 Männer (8 unsicher) 88 Frauen (7 unsicher). 7 Jungen, 8 Mädchen bestimmbar. Sterbealter => Unterschied Männer Frauen. Adult => mehr Frauen => Kindbettsterblichkeit. In maturem Alter => mehr Männer als Frauen. 196 und 221 Männergräber Hiebverletzungen zum Tod geführt.

Grob-kiesiger Untergrund => Grabgrubenform bestimmend, größere Grabkammern fehlen, nur Platz für Sarg. Datierbare Männergräber => Tendenz zur geringen Grabtiefe, Spielraum für Varianten. => Spathaträger im Durchschnitt tiefer bestattet. Holzeinbauten festellbar, Unterlegbalken + Verfärbungen => Sarg, beides hier chronologisch und soziologisch unrelevant. Z.T. Zusammenfassung Gräber zu Reihen sichtbar. Gräber müssen äußerlich markiert gewesen sein, einige Überschneidungen wohl unvermeidbar.

Steinplattengräber oder nur Steinschutz fehlen. Nachbestattungen mehrmals nachgewiesen. Unterscheidung => Rücksichtsname und völlige Zerstörung fassbar => in jeder Belegungsphase

Lage üblich => Kopf im Westen, Füße im Osten, gestreckte Rückenlage, Hände am Körper. Ausnahme Schwerbewaffneter Grab 187 => Kopf im Osten => angesichts schwere Bewaffnung wohl kein Versehen. Weiterer Einzelfall Grab 18 => reich bestattete Tote => Hände unter das Becken geschoben. Ausstattung Grab oder Sarg nur selten Reste => Bsp. Federkissen zur Bettung des Toten.

Lage der Beigaben => meist praktische weniger rituelle Beweggründe vmtl. bestimmt => Männergräber => sperriges (Lanzen, Schild) außerhalb Sarg. Schilde nur in 3 Gräbern funktional am richtigen Platz => neben linkem Arm. Spathagurt immer um Spatha gewickelt, Spitze nie nach oben, Unterschied Lanzen. Pfeil und Bogen auch Platz im Sarg => nur evtl. Lage Köcher feststellbar => Pfeilspitzen (meistens nur 3, zu wenig für Köcherinhalt). Bevorzugt am Oberschenkel.

Auffallend => selbst Kleinkinder mit Pfeilen normaler Größe ausgestattet. Singulär => Pfeil in Frauengrab. Sporn, immer nur einzeln und in üblicher Lage an linker Ferse => mit angezogenem Schuhwerk kombiniert. Sporn Beigabe innerhalb der Zeitspanne nur Erwachsenen.

Mann, wenn überhaupt Beigaben, erst mit Gürtel => umgebunden oder auf Körper gelegt (umgebunden mehr). Übrige Beigabenkategorien => z.B. Spathagürtel, abhängig von Lage Gegenstand. Messer in den ältesten Gräbern zusammen mit Pinzette und Feuerzeug in eine Tasche am Gürtel, in jüngeren Gräbern an die Saxscheide.

Vielfalt Beigabensitte => kaum einheitliche, religiös motivierte Vorschrift => meist wohl zweitrangige Umstände für die Lage im Grab verantwortlich. Lediglich Toter vollständig bekleidet ins Grab => Vorschrift =>beigabenlose Männer unter diesem Gesichtspunkt interessant. Häufung auffallend am Rand des Friedhofes => jüngste Bestattungen => Nachlassen Beigabensitte überhaupt bezeugend.

Beigabensitte Frauen weniger Variationsmöglichkeiten. Tracht und Schmuck wurden angelegt. Nicht Brauch immer vorhandenen Gürtel auf die Tote zu legen. Trachtzustand meistens deckungsgleich mit Bestattungssitte => Ausnahme Halsperlenketten => Frauengräber Zentrum nahezu immer => Ausdünnen hin zum Friedhofsrand. Kämme nur in älteren Gräbern am Gürtelgehänge, sonst zu Füßen oder Häupten. Begrenzung auf soziologische oder chronologische Schichten nicht feststellbar.

Gegen Ende Friedhofsnutzung einsetzende Lockerung Beigabensitte (im Gegensatz zu Männergräbern) keine deutliche Resonanz in der Ausstattung der Frauengräber => Streuung beigabenlose Frauen => gleichmäßig alte und junge Bezirke.

Grabgefäße immer aus Ton => aus drei Männergräbern und einem Mädchengrab. Verbreitung dieser vier => enger zu fassender Horizont => alle jüngeren Gräber ohne Gefäße (Topfwandstück Grab 188 Ausnahme). Immer zu Füßen der Toten, gleicher Horizont auch Holzgefäß in greifnähe. Gerumpft bestattetes Pferd auch Grabbeigabe => gleich ausgestatteten Spathagräbern zuzurechnen.

Männer und Frauengräber beraubt => hier in vier Fällen nachgewiesen.

Grab 28 hochmaturer Mann mind. des Gürtels beraubt, wobei die unter dem Toten gelegenen Beschlägteile im Grab verblieben. Die geraubten Gürtelteile erscheinen wieder im Grab 36 eines adulten Saxträgers. Die Zusammengehörigkeit der zerstreuten Beschlägteile ist um so gesicherter, als der Gürtel einem im östl. alamannischen Raum ungebräuchlichen Typ angehört. Der junge Mann aus Grab 36 => dessweiteren des Grabraubes verdächtig => Hauptriemenzunge seines Gürtels stammt von einem weiteren, vielteiligen Gürtel. Grab 29 ursprünglich Ohrringe. Mann Grab 214 von allen reichen Beigaben nur Sax geraubt.

Verteilung der geplünderten Gräber im Friedhofsareal. Unsitte des Grabraubs relativ kurze Zeiterscheinung => gegen Ende der Belegung. Auswahl der zu beraubenden Gräber => zunächst nicht auf Ortskundigen zu schließen => wenn nicht Befund Gräber 28 und 36 => Verdacht fördernd, das „Brauch“ im alten Oberdorf geduldet.

 

Geschichte Siedlung und Besiedlung

Umfang der Besiedlung Land zwischen Iller und Lech im 6. und 7. Jh. n. Chr. => verhältnismäßig präzise zu umreissen. Bis Mitte 6. Jh. nur große Flusstäler Iller und Lech in Besitz genommen. Lechfeld südlich Augsburg zwischen Lech und Wertach => Grabfunde Beginn 6. Jh. Schwabmünchen, altes Menkingen (-ingen => Altsiedelgebiet). Südausbreitung kontinuierlich bis Landkreis Kaufbeuren => Denklingen Grabfunde, südlichster Vorposten Bidingen Ldkr. Marktoberdorf. Südrand dieses landnahmezeitlichen Siedlungsgebietes säumen –hofen- Orte. Im Landkreis Kaufbeuren in den altbesiedelten Tallandschaften => scheinen auf Gründungen vor 700 zurückzugehen => wenn auch keine Reihengräberfriedhöfe zuweisbar.

Nachweis tatsächlich Ortsnamengruppe der Frühzeit => 14 –hofen- Orte des Altdorfer Beckens => von Jungmoränen umgebene Tallandschaft Landkreis Marktoberdorf darunter Ebenhofen und Thalhofen. Im Zentrum dieser Siedlungskammer => umgeben von jungen Rodungsnamen liegt Marktoberdorf.

Gräberfeld datiert ersten Vorstoß aus landnahmezeitlichen Siedlungsräumen bereits in die Mitte des 6. Jh. n. Chr. => überraschend nah an Landnahmezeit selbst. Zeitgleich andernorts auch Tallandschaften erschlossen. Friedhöfe Peiting und Oberwarngau (beides ehemalige –gau-Orte) beginnen c. zeitgleich => Parallelität bezeugend erste Ausbauwelle bei Alamannen und Bajuwaren.

Altsiedelgebiete Lech- und Illertal => in dieser Zeit durch einen besiedelten Querriegel verbunden => dort z.B. Gräberfelder Salgen und Mindelheim. Voralpenland zwischen Iller und Lech Siedlungskammer Altdorfer Becken + zwei weitere => Raum um Füssen Pfronten und Illertal zwischen Sonthofen und Oberstdorf. Beide Tallandschaften von jungen Rodungsnamen umgeben. Füssen Gebiet => zwei Reihengräberfelder => einige –ingen Orte unterstützen frühen Ansatz dortige Besiedlung. Wenige Friedhöfe umreissen zusammen mit einigen –hofen-Orten Umfang ältester Siedlungsfläche am obersten Illerlauf.

Das altes „Dorf“ Kernzelle Siedlungsinsel sein kann => Gräberfeld Weingarten bei Ravensburg als Bsp. gehört zu einem in dieser Stadt aufgegangenen Ort Altdorf und beginnt um 500 n. Chr. => diese frühe Gründungszeit lässt den Schluss zu => Altdorf für die umliegenden Ortschaften der Siedlungskammer wirklich das „alte Dorf“ war.

Bei dem Altdorf des behandelten Gräberfeldes => trotz fehlendem Nachweis früherem Gräberfeld, ist ein solches anzunehmen. Alt- und Oberdorf wohl etwas älter als die Siedlungen drum herum.

Gründungsgeneration => frühe Fibelgräber (Grab 65,78,106,114) => Fibeln schon vor dem Beginn hergestellt => von Einwanderern mitgebracht => auch wenn Anzahl und Variationsbreite (fast alle Kleinfibeltypen vertreten) endgültige Aussage erschwerend => dennoch vmtl. kein Zufall Fibeln aus östlich-merowingischen Reihengräberkreis fehlen => dafür Vierpaß- und Vogelfibeln => starker westlicher Einschlag. Keines für sich, aber zusammen => schließen Herkunft Gründer aus bajuwarischem Stammesgebiet quasi aus. Kämme Grab 78, 79 => Kammform östl. alamannischer Bereich. Argument für Urheimat => östlich alamannisches Gebiet => starke Abnutzung.

Insgesamt Fehlen besserer handwerklicher Erzeugnisse => Vergleich Mindelheim => dort Pferdegeschirr, tauschierte Sporen, Goldblattkreuze, Goldblechscheibenfibel usw. Anfängersiedlung im alten Oberdorf => keine auffallend begüterten Leute => Querschnitt älteste Bestattungsschicht. Dominanz ärmliche Gräber, auch bei den Besseren => Fehlen Bügelfibeln. Siedlung hatte keine Möglichkeit zum Fernhandel, mit persönlichen Beziehungen zu erklären.

Gürtelgarnitur Grab 28, 36, 57, 124, 141 => Verbindung Nordschweiz kommt in Frage => „Importe“ aus dieser Richtung keineswegs normal => Mindelheim nichts z.B. Auch Siedlungskammer Sonthofen => Verbindungen Südwesten. Auf der anderen Seite => kein Hinweis auf Kontakt mit viel näher siedelnden Bajuwaren im Nordtiroler Inntal. Entscheidende Vermittlerrolle => Römerstraße Bregenz-Kempten-Epfach => im 7. Jh. einzige Schneise durch Waldgebiet nordwestlich Bodensee. Altdorfer Becken durchziehend wenige km von Marktoberdorf => Straßenverlauf noch intakt und befahrbar (noch Anfang 8. Jh. St Gallener Mönch Magnus über Kempten nach Epfach). Missionar wird Allgäuer Arbeitsgebiet nicht willkürlich gewählt haben => evtl. waren die Verbindungen bestimmend => nach Aussage Markt Oberdorf Gräberfeld seit Beginn 7. Jh. zwischen Allgäu und Nordschweiz.

 

Fazit

Unter Konstantin d. Großen (spätestens) => Reichsweite Neugliederung Provinzen => Raetia Prima mit Curia (Chur) Hauptstadt und Raetia Secunda mit Augusta Vindelicum (Augsburg). Grenze vom Bodensee ostwärts am Alpenrand entlang => Kempten somit Raetia II zugehörig.

Konsolidierung währte c. 100 Jahre => Iulian (355-363) und Valentinian I. (364-375). Noch einmal erflogreiche Sicherung der Rhein Donau Grenzen => defensive und offensive Maßnahmen => Valentinian => Dislozierung Truppen + Kastelle und burgi.

Zu Alamannen (rechtsrheinisch sesshaft geworden => grenznahe Provinzen plündernd) kamen nun weitere Verbände hinzu => Burgunder, Sueben, Rugier, Vandalen, Westgoten. Vom 4. Zum 5. Jh. => Sesshaftwerdung ganzer germ. Volksgruppen im Provinzialland => auch in Raetien und in den angrenzenden Provinzen. Wie lange noch röm. Militär- und Zivilverwaltung in Funktion => bisher nicht genau festzulegen.

Ebenso wenig über Restromanitas bekannt => Augsburg und Passau zweifelsfrei aber vorhanden gewesen. In Hinblick auf spätröm. Sieldungsspuren und Siedlungskontinuität => nicht nur in Augsburg noch mehr Fragen als Antworten. Ebenfalls schlechte Kenntnislage => Anfänge alamannische Besiedlung 5. Jh. n. Chr. => Befunde meist unterschiedlich. Regensburg => in röm. mittelalterlichem Stadtgebiet => germ. Siedlungsspuren => Augsburg nur im Umland z.B.

Insgesamt für bayerisches Alpenvorland => Kontinuität unterschiedlicher Wertigkeit postuliert.

  • Beide Modelle mit Sicherheit verteten => restromanische Bevölkerung und landnehmende germ. (alamannische) Bevölkerung => sowohl Siedlungsplätze sich streitig machend als auch miteinander siedelnd.

Zentrale Frage nach Christentum im 4. und 5. Jh. => leider nur unzureichende Antworten bisher. Raetia II => überlieferungsarme Provinz, bisher nur ein frühchristlicher Grabstein aus Regensburg. Augsburg => Venantius Fortunatus (6. Jh. n. Chr.) beschreibt Verehrung Märtyrerin Afra. Hypothese, seit Christenverfolgung unter Diokletian (303/4) => Andenken an diese Frau bewahrt => Kontinuität.

Severins-vita des Eugipp => wesentlich mehr Informationen über nordöstliche Landschaften Raetiens => in und um Künzing und Passau speziell. Spätröm. => Umbruch und Wandel => Veränderung der ethnischen und gesellschaftlichen Grundstrukturen => Niedergang der Stadtkultur, Ende röm. Oberherrschaft, Rückzug vmtl. zuerst der gehobenen Schichten, Verlust des zivilisatorischen und ökonomischen, hohen Standards => parallel langsame Durchdringung des Christentums.

 

Literatur und Bildquellen

  1. Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes (Stuttgart 1978).
  2. Christlein, Das Alamannische Gräberfeld von Dirlewang bei Mindelheim (Kallmünz 1971).
  3. Christlein, Das Alamannische Reihengräberfeld von Marktoberdorf im Allgäu in Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Heft 21 (Kallmünz 1966).
  4. Czysz/K. Dietz/Th. Fischer/H. J. Kellner, Die Römer in Bayern (Stuttgart 1995).
  5. Dannheimer, Auf den Spuren der Baiuwaren. Archäologie des frühen Mittelalters in Altbayern (Pfaffenhofen 1987).
  6. Dotterweich/K. Filser/P. Fried/G. Gottlieb/W. Haberl/G. Weber, Geschichte der Stadt Kempten (Kempten 1989).
  7. Frei/P. Fried/F. Schaffer, Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben (Thierhaupten 2010).
  8. Hägermann/W. Haubrichs/J. Jarnut, Akkulturation. Probleme einer germanisch-romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem Mittelalter in Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 41 (Berlin 2004).
  9. Keller, Das Spätrömische Gräberfeld Von Neuburg An Der Donau (Kallmünz 1979).
  10. Kirchberger, Kempten im Allgäu. Archäologische Befunde und Funde zur Entwicklung der Reichsstadt (Berlin 2002).
  11. Landi, Romanen & Germanen im Herzen der Alpen zwischen 5. Und 8. Jahrhundert (Bozen 2005).
  12. Mackensen, Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. I Gräber und Grabanlagen des 1. und 4. Jahrhunderts. Cambodunumforsch. IV. Materialh. Bayer. Vorgeschichte A 34 (Kallmünz/Opf. 1978).
  13. Schleiermacher, Cambodunum-Kempten. Eine Römerstadt im Allgäu (Bonn 1972).
  14. Theune, Germanen und Romanen in der Alamannia. Strukturveränderungen aufgrund der archäologischen Quellen vom 3. Bis zum 7. Jahrhundert in Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 45 (Berlin 2004).
  15. Weber, Cambodunum-Kempten. Erste Hauptstadt Der Römischen Provinz Raetien? (Mainz 2000).

 

Weitere Bildquellen

allgaeu-abc.de (Zugriff 21.06.15)

 

Abb. 1. Übersichtskarte heutiges Allgäu (allgaeu-abc.de Zugriff 21.06.15).

Abb. 2. Kartierung wichtiger Fundstellen im Gebiet des heutigen Allgäu während der späten röm. Kaiserzeit 3.-5. Jh. n. Chr.                             (III, 6C, H. Frei/P. Fried/F. Schaffer 2010).

 

Abb. 3. Kartierung wichtiger Fundstellen im Gebiet des heutigen Allgäu während der Reihengräberzeit 5.-7. Jh. n. Chr.         (III, 9, H. Frei/P. Fried/F. Schaffer 2010).

 

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