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AIS: Morphosyntax

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Zitation: Thomas Krefeld (2019): AIS: Morphosyntax. Version 1 (29.03.2019, 09:00). Lehre in den Digital Humanities. , url: https://www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=22711&v=1



Generell ist der AIS eine ausgezeichnete Grundlage für die Erforschung morphologischer Variation, wenn gleich die erfassten Kategorien  im Kartentitel nicht explizit genannt werden; so ist implizit klar, dass eine Karte wie LA FOGLIA; LE FOGLIE (AIS 562) neben den zahlreichen phonetischen Varianten auch systematisch die Markierung des Feminin Plural erfasst, die teils, wie in der italienischen Standardsprache, durch einen spezifischen Vokal geschieht wird (-e), die aber weithin auch genusneutral, genauso wie im Maskulinum erfolgt; sie wird dann am Nordrand des Erhebungsgebiets teils durch -s und im Süden meist durch -i kodiert. 

Nur in seltenen Fällen, vor allem in den Konjugationstabellen ((???), 1682-1701), werden morphologische und morphosyntaktische Kategorien explizit benannt. Man vergleiche exemplarisch den Titel und beschreibenden Kommentar zu AIS 1683:

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2016/04/1461221078 AIS Praes are 0

Titelkommentar zur Konjugationstabelle AIS 1683

Hier einige Beispielbelege aus dem Engadin (46, 47), dem Bergell (45), dem Puschlav (58) und dem Tessin (50-53, 70):

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2016/04/1461222628 AIS 45 70

Einige ausgewählte Ortspunkte

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2016/04/1461221149 AIS Praes are

einige Paradigmen der Präsensformen von Verben auf -are (hier: lavarsi; AIS 1683)

Die wörtlichen italienischen Entsprechungen von zwei Paradigmen sollen beispielhaft die erhobenen Konstruktionen verdeutlichen:

  • 45 'io mi si lavo; tu si lavi; lui *il si lava' 
  • 50 'mi mi lavo; ti ti si lavi'; lui *il si lava'

Die Beispiele dokumentieren also die  klitischen ('unbetonten') Personalpromina, die wie im Französischen obligatorisch sind, und ihre häufige, ebenfalls obligatorische Dopplung; da das Standarditalienische kein klitisches Subjektspronomen der 3. Person kennt, wurde hier ein *il eingesetzt.

Außerdem lassen sich am zitierten Ausschnitt viele andere Erscheinungen zeigen, die - analog zu den klitischen Pronomina - auch in anderen romanischen Sprachen grammatikalisiert sind; so etwa das Nebeneinander von noi | voi (vgl. franz. nous | vous)  und noialtri (45, 46, 58) | voialtri (50, 52-58, 70) (vgl. span. nosotros | vosotros). 

In sprachhistorischer Hinsicht bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Klitika der 1. Person Sg. teils auf den lateinischen Nominativ ego 'ich' (45, 46, 47, 51), teils auf den Dativ mihi 'mir', eventuell auch den Akkusativ me 'mich' zurückgehen.

Komplexe Informationen dieser Art sind mit dem Instrument der analytischen Karte nicht mehr darstellbar. Aus diesem Grunde haben die Herausgeber auch die Form der Tabelle gewählt; Muster und relative Häufigkeiten in der Verteilung der unterschiedlichen Typen lassen sich erst nach sehr eingehender Beschäftigung mit den Daten erkennen. Virtuelle Karten sind dagegen durchaus geeignet, auch so unübersichtliche Daten prägnant wiederzugeben. Zur Illustration vergleiche man die Darstellung von AIS 73 SUA MOGLIE im virtuellen Format des AdIS:

/var/cache/html/dhlehre/html/wp content/uploads/2016/04/1461247072 AdIS 0073 sua moglia

Auswertung von AIS 73 SUA MOGLIE in Form einer Punktsymbolkarte

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