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‘Publikation’ geht in Revision (Präsentation)


Schlagwörter: Gutenberg Galaxie , Verlag , Forschungskommunikation , Wissenschaftskommunikation , Social Media

Ein ausformulierter Text findet sich hier.

1. Maxime1

Der einzig angemessene Ort für die Publikation öffentlich-rechtlich legitimierter Forschung ist das Internet unter Open Access-Bedingungen.

2. Der mediale Aspekt

  • Forschung = kollaborativ
  • Kollaboration ⇒ mediale Grundlage (öffentlich zugängliche, mediale Repräsentation der Forschungsarbeit und -ergebnisse)
  • die beste mediale Grundlage = das breiteste Kollaborationsangebot

2.1. Ein anekdotisches Beispiel

(selbst)kritische Bemerkung zum:

SFB 537 (LMU): Publikationen 2003 bis 2009 beim LIT Verlag (Münster) und von 2009 bis 2015 bei De Gruyter (Berlin/New York)

  Umfang zitierte URL
Oesterreicher/Regn/Schulze 2003 22 Art., 337 S. 1
(Friedrich/Brendecke/Ehrenpreis 2015) 10 Art., 249 S. 7
Abb. 2: ... als ob nichts passiert wäre

aber: fundamental veränderte Rahmenbedingungen der Wissenschaftskommunikation (vgl. Krefeld 2022c)

2.2. Verlag - Verleger - Verlegenheit

  Prä-Gutenberg Gutenberg-Galaxie Post-Gutenberg
Medium (Manu)Skript (Typo)Skript
Bild
    Film
    Sound
Produktion Autor
Kopist Druckerei Social Media
Vertrieb/Diffusion Skriptorium Verlag
Konservierungsverantwortung Bibliothek
Abb. 3: Einige Faktoren im Wandel des Publikationswesens

3. Der ökonomische Aspekt

  • Universitäten in Deutschland = Körperschaften öffentlichen Rechts
    ⇒ selbstverständliche Affinität zu Open Access
  • Open Access ≠ kostenlos
    "einerseits die jährlichen Betriebskosten: Serverhardware, Storage, Ausstattung Serverraum, Strom, Netzinfrastruktur. Andererseits die Personalkosten (mit Raum, Strom usw.) für 2 x TV-L E10 mit geringen Zeitanteilen für die Server- und Softwarewartung und ebenso 2 x TV-L E13 mit geringen Zeitanteilen für Softwareentwicklung. Dann käme noch der Zeitaufwand für Korrespondenz, ggf. Schulung und Redaktion mit den Autoren dazu." (Auskunft von Christian Riepl, ITG)
  • Ökonomie ≠ Kommerz
  • feindliche Übernahme der Open Access-Bewegung durch Kommerzialisierung:

Selbstdarstellung als "einer der größten unabhängigen Open-Access-Buchverlage" (De Gruyter)
⇒ Widerspruch in sich

        • teuer
          "Für Monografien und Sammelbände beginnen unsere Open-Access-Gebühren bei etwa 7.000€ (zzgl. Mehrwertsteuer). Zusätzliche Kosten hängen von publikationsspezifischen Parametern wie Umfang und Komplexität des Manuskripts sowie des Leistungsumfangs ab." (De Gruyter)
        • intransparent (Metadaten? vgl. Lücke/Schulz 2022; Repositorien?)
        • prekär (keine persistente institutionelle Absicherung)

4. Der forschungsethische Aspekt

4.1. Für wen wird publiziert?

Forschung, Lehre – und Transfer

Abb. 4: Publikation in öffentlich-rechtlich legitimierter Forschung
Forschung Publikation Lehre
Transfer

4.2. Was wird publiziert? 

Informativer Gehalt von Web-Publikationen
Code | Schnittstelle Content
Abb. 5

 

 

Content
Korpusdaten (Dokumentation) Diskurs (Analyse)
Abb. 6
  • wissenschaftlicher Content: disziplinär kategorisiert und modelliert (Wissenswelt der Experten)
  • Besonderheiten der Humanities
      • Korpusdaten dokumentieren Kulturtechniken (Sprachen, Alltagswelten, Vergesellschaftungen usw.) und ihre Geschichte
        ⇒ aus der Lebenswelt der Informant:innen extrahiert
      • Publikation: einerseits ein epistemischer Transfer zwischen zwei Wissenswelten (Experte | Laie)
      • andererseits: Restitution an die Nutzer der dokumentierten Techniken (vgl. ASD)
        ⇒ 'third mission'

          • unvermeidlich: epistemische Entfremdung der Nutzer(gemeinschaften) von ihrer eigenen Lebenswelt (aber medial reduzierbar ⇒ z.B. Sound, Video)
          • vermeidlich: mediale Aneignung durch die Kommerzialisierung der Daten und ihrer Beschreibung durch Dritte (= Verlage) bei Abgabe der Nutzungsrechte
          • 3 Beispiele für das Interesse an medialer Restitution (gemeint ist der ASD):

"Am 2022-06-16 17:37, schrieb nn1:
Sehr geehrter Herr Krefeld,
ich bitte sie um den Zugang zum Adioatlas Siebenbürgisch-Sächsischer Dialekte, da ich selbst dieser Volksgruppe angehöre, aber leider kaum noch den Dialekt sprechen kann.
Vielen Dank und viele Grüße
nn1"

"Am 2019-09-17 18:54, schrieb nn2:
Sehr geehrter herr Krefeld,
Mein Name ist nn2, ich bin wohnhaft in xxx und
interessiere mich sehr für meine familiären Wurzeln. Ich bin Siebenbürger Sachse, der in der ersten Generation in Deutschland aufgewachsen ist. Das Soxxische konnte ich bis zum Kinderarten fließend sprechen, jedoch habe ich mich danach geweigert und mit meinen Eltern nur noch Hochdeutsch gesprochen. Verstehen tuhe ich alles, jedoch möchte ich meine Aussprache verbessern. Dazu könnte der ASD mir sehr weiter helfen. Darum wäre ich ihnen sehr dankbar wenn sie mir die Zugangsdaten aushändigen könnten.
MfG, nn2"

"Am 2016-05-13 19:14, schrieb nn3: 
Sehr geehrte Damen und Herren,
durch einen Radiobericht im SWR2 bin ich auf den Audioatlas
Siebenbürgisch-Sächsischer Dialekte aufmerksam geworden.
Sehr gerne würde ich Zugriff auf die Audiodateien haben,da ich selber siebenbürgisch spreche. Was muss ich dafür tun?
Viele Grüße aus yyy
nn3"

Bibliographie

  • ASD = Krefeld, Thomas / Lücke, Stephan (Hrsgg.) (2010-2013): Audioatlas siebenbürgisch-sächsischer Dialekte, München (Link).
  • Friedrich/Brendecke/Ehrenpreis 2015 = Friedrich, Susanne / Brendecke, Arndt / Ehrenpreis, Stefan (Hrsgg.) (2015): Transformations of Knowledge in Dutch Expansion, Berlin / New York, De Gruyter.
  • Kant 1977 (= 2. Aufl. 1786) = Kant, Immanuel (1977 (= 2. Aufl. 1786)): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, in: Werke in zwölf Bänden, vol. 7, Frankfurt am Main, 18-33 (Link).
  • Kittler 1985 = Kittler, Friedrich (1985): Aufschreibesysteme 1800/1900, München, Fink.
  • Krefeld 2022c = Krefeld, Thomas (2022): Wissenschaftskommunikation im Web, in: Methodologie, VerbaAlpina-de 22/2 (Link).
  • Krefeld/Oesterreicher/Schwägerl-Melchior 2013 = Krefeld, Thomas / Oesterreicher, Wulf / Schwägerl-Melchior, Verena (Hrsgg.) (2013): Reperti di plurilinguismo nell'Italia spagnola — Hallazgos de plurilingüismo en la Italia española, Berlin / New York, De Gruyter.
  • Lücke/Schulz 2022 = Lücke, Stephan / Schulz, Julian (2022): Metadatenschema, in: Methodologie, VerbaAlpina-de 22/2 (Link).
  • McLuhan 1962a = McLuhan, Marshall (1962): The Gutenberg Galaxy, London.
  • Oesterreicher/Regn/Schulze 2003 = Oesterreicher, Wulf / Regn, Gerhard / Schulze, Winfried (Hrsgg.) (2003): Autorität der Form — Autorisierung — Institutionelle Autorität, Münster, LIT.
  • Schunka = Schunka, Alexander (2003): Autoritätserwartung in Zeiten der Unordnung. Zuwandererbittschriften in Kursachsen im 17. Jahrhundert, in: Oesterreicher/Regn/Schulze 2003, 323-337.
  • Schwägerl-Melchior 2014 = Schwägerl-Melchior, Verena (2014): Sprachenpluralität und -autorisierung. Die Verwaltungskommunikation des spanischen Regno di Napoli im 16. Jahrhundert, Berlin / Boston, De Gruyter.
  • Soares da Silva 2015 = Soares da Silva, Davide (2015): I ‘Ricettari di segreti‘ nel Regno di Sicilia (’400–’600), Berlin / Boston, De Gruyter.
  • Wilhelm 2013 = Wilhelm, Eva-Maria (2013): Italianismen des Handels im Deutschen und Französischen: Wege des frühneuzeitlichen Sprachkontakts, Berlin u. a., De Gruyter.
Im Sinne des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant: "ich soll niemals anders verfahren, als so, daß ich auch wollen könne, meine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden(Kant 1977 (= 2. Aufl. 1786), 28).

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