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3.2 Familiennamen in Spanien – Typen von Familiennamen und deren Bildung




Im spanischen FN-System werden insgesamt sechs Kategorien differenziert, aus welchen sich ein Nachname formen lässt. Diese sind der Name des Vaters, der Name des Herkunfts- oder Wohnortes (Land, Stadt, Dorf, Stadtbezirk, Anwesen, Gebäude etc.), der Beruf bzw. das Amt oder der Titel der betreffenden Person, Spitznamen und persönliche Eigenschaften, Segnungen und zu guter Letzt Namen ungewissen bzw. unbekannten Ursprungs (vgl. Faure et al. 2009: XXI).
An dieser Stelle sollen detailliert lediglich die Namen vorgestellt werden, welche aus dem Namen des Vaters bzw. des Herkunfts- oder Wohnortes gebildet werden, da sie die häufigsten Formen im spanischen Namensystem darstellen.

  1. Schon früh wurden Personen desselben Vornamens durch das Attribut ihrer Abstammung, den Taufnamen des Vaters, voneinander unterschieden. So gab es Formen wie „José el hijo de Sancho“ (ebd.), welche in dieser Form noch heute in ländlichen Gebieten existieren. Durch Kürzungen entstanden schließlich Namen wie „José el de Sancho“ bzw. „José de Sancho“ (ebd.), womit das Konzept der vererbten Namen entstand, welches nur in seltenen Fällen den Beinamen der Mutter umfasste. „Así se explican los numerosos apellidos actuales procedentes de nombres de bautismo como Juan, Tomás, José, Simón, Jorge etc.” (ebd.: XXII). Die Präposition de wurde auch nachträglich oftmals hinzugefügt, um Verwechslungen mit dem Vornamen zu vermeiden (z. B. De Pedro). Eine besondere Form dieser Patronyme ist die in Spanien am weitesten verbreitete FN-Bildung durch das Suffix -ez, -es, -z oder arag. -iz. So wird der Sohn eines Fernando z. B. Pedro Fernández heißen. Laut Kremer (1996: 1268 ff.) kann die Rückführung auf die lateinische Genetiv-Endung -is nicht bestätigt werden, aber auch andere Erklärungsversuche zum Ursprung der Form sind nicht hundert prozentig nachweisbar (vgl. ebd.: 1269). Im romanischen Kontext ist die Form exklusiv dem Spanischen zugehörig. Auch in vielen antiken Toponymen findet man diese Suffigierung wieder (z. B. Badajoz, Jerez). Diese Bildung von Patronymen wird als traditionell aus den Regionen Kastilien, León, Navarra und Aragonien stammend bezeichnet, kommt jedoch u. a. auch bei katalanischen Formen, wie kat. Llopis (kast. ‘López’) vor (vgl. Faure et al. 2009: XL f.).
  2. Die Tradition, Personen durch den Namen ihres Herkunfts- oder Wohnortes zu identifizieren reicht weit in die Vergangenheit zurück (z. B. Jesus von Nazareth). Diese Namen werden demnach aus einem Toponym gebildet. Beispiele dafür wären José el Aragonés oder Juan de Villanueva, welche sich zu José Aragonés und Juan Villanueva entwickelten. Solche Namen sind vielfältig und können von einem Land, einem Dorf, einem Anwesen, einem Fluss, einer Pflanze, einer Region, einer Population etc. stammen (vgl. ebd.: XXII f.).

Eine Besonderheit stellt die Benennung von Waisenkindern dar. Diesen wurde oftmals der Nachname Expósito (von sp. expuesto ‘ausgesetzt’ [vgl. Faure et al. 2009: 334]) gegeben, worauf unter 4.4 genauer eingegangen werden soll. Jedoch lassen sich vermutlich nicht all diese aktuell vorkommenden Namen von Findelkindern ableiten, sondern vielmehr von Ortsnamen oder anderen Toponymen (vgl. Faure et al. 2009: XLIII f.).
Abschließend kann gesagt werden, dass die Etymologie der spanischen FN über die Jahrhunderte hinweg von vielen anderen Völkern und deren Sprachen beeinflusst wurden (vgl. Kremer 1992: 467).

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Aufbauend auf den vorangegangenen Information über die geschichtliche und aktuelle Verbindung Spaniens und Italiens, die Italia Spagnola und ihre Folgen, den Überblick über die linguistische Teildisziplin der Onomastik sowie deren Bedeutung und Forschung in den beiden Mittelmeerstaaten und eine abschließende Darstellung der Typen und Bildung spanischer FN kann im nachstehenden Kapitel die Analyse zur Arealdistribution kastilischer und katalanischer FN in Italien in ihrer gesamten Breite vorgestellt werden.

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