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4.1.2 Zukünftige Forschungspotentiale im Bereich der Digital Humanities




In einem Artikel der Zeitschrift Italienisch haben Krefeld, Lücke und Von Ehrlich (2014) die Notwendigkeit des Einsatzes digitaler Medien in der Sprachwissenschaft aufgezeigt und die relativ junge Wissenschaft der Digital Humanities (DH) mit ihren Potentialen für die italienische Philologie vorgestellt.
Der Begriff

"[…] bezeichnet einerseits alle Optionen, die sich für die Geistes- und Sozialwissenschaften aus den so genannten Neuen Medien ergeben, also neue Formen der sprachlichen Kommunikation, […] der Textgenese und Rezeption, […] der Datenerhebung und -analyse, […] der Forschungskooperation und andererseits die daraus entstehende Notwendigkeit neuer theoretischer Modellierungen" (Krefeld et al. 2014: 52).

Die Anfänge der DH liegen im Jahr 1949, als ein italienischer Priester ein lemmatisiertes Wörterverzeichnis eines mittelalterlichen literarischen Werks mit Hilfe technischer Mittel anlegt (vgl. Hockey 2004: 4). In den Folgejahren steigt das Interesse für den Computer-Einsatz im Bereich der Linguistik: Einige digitalisierte Wörterbücher, aber auch Zeitschriften kommen auf den Markt, Kongresse zum Thema der DH werden organisiert (vgl. ebd.: 5 ff.). Deren Anzahl wächst in den Jahren der Konsolidierung (1970er/1980er), ab Mitte der 1980er Jahre werden mehr und mehr Softwareprogramme entwickelt und technische Neuheiten, wie E-Mail ermöglichen die Kooperation unter den Forschern (vgl. ebd.: 8-11). Besonders durch das Internet wuchs die akademische Forschung und es konnten Daten für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht werden, welche mit multimedialen Elementen verknüpft wurden. Seit Anfang der 2000er Jahre gibt es zunehmend Lehrstühle und Studiengänge, die sich mit DH auseinandersetzen (vgl. ebd.: 12-16).
Aufgrund der Durchsetzung des Internet und der sozialen Medien verändert sich derzeit das Selbstverständnis der Geisteswissenschaften (inkl. der Sprachwissenschaft) Richtung Digitalisierung und ihrer Verknüpfung mit der Informationstechnologie, welche in zahlreichen Projekten angewandt wird (vgl. Krefeld et al. 2014: 53 f.). Es gilt dabei, digital abrufbare Daten unterschiedlicher Medien und Gattungen zu verknüpfen und durch Kooperation eine modifizierbare Forschungsplattform zu schaffen (vgl. ebd.: 54 f.). Findet eine gezielte Wissensvermittlung über die digitalen Möglichkeiten für die Philologie statt, können sprachwissenschaftliche Fragestellungen um interdisziplinäre Interpretations-möglichkeiten erweitert werden (vgl. ebd.: 63 ff.). Auch im Bereich der Geschichtswissenschaften ergeben sich dadurch Möglichkeiten, die ein wissenschaftsübergreifendes Interpretationsspektrum zugänglich machen und auch für die vorliegende Untersuchung von Interesse sind. Seit den 1960er Jahren fand in diesem Bereich ein Umdenken und die Verknüpfung traditioneller Forschung mit sozialwissenschaftlichen Methoden statt (vgl. Thomas 2004: 56). In den 80ern werden in Europa vermehrt Datenbanken für historische Zwecke verwendet, stehen aber auch oft in der Kritik, da die Technologie die Pflicht der Geschichte zu Wahrheit und Objektivität zunichte mache und zu einer Fragmentierung und dem Verlust kultureller Autorität führe (vgl. ebd.: 60 f.). Porsdam (2013) diskutiert in einem Artikel die Balance zwischen quantitativer und qualitativer Forschung in den DH, um genau diese Gefahren zu vermeiden. Sie plädiert dafür, dass nicht mehr nur eine möglichst große Menge zugänglicher Daten, sondern auch deren Interpretation und Verständnis im Mittelpunkt stehen soll (vgl. Porsdam 2013). Durch die hohen Datenmengen historischer Dokumente und Informationen bedeutet deren Zugänglichkeit gerade in diesem Gebiet einen großen Fortschritt für die Forschung. Auch das sog. Mapping, die kartographische Darstellung von Städten und deren Verknüpfung mit Video- und Audiomaterial oder zusätzlichen Datenbanken, schafft neue Interpretationsmuster für die Geschichtswissenschaften. Derzeit liegt der Fokus auf den sog. „historischen GIS“ (geographischen Informationssystemen), welche historische Daten geographisch darstellen und andere Disziplinen wie Demographie oder Archäologie darin integrieren, wodurch auch vierdimensionale Landschaften geschaffen werden können, in denen sich der User selbständig in einer virtuellen Welt bewegen kann. Für solche Ziele muss die Computertechnologie jedoch stets transparent sein, damit der Nutzer den besten Zugang zu Nachforschungen und Interpretationen findet (vgl. Thomas 2004: 62-67).

Auch die vorliegende Analyse zur Arealdistribution kastilischer und katalanischer FN in Italien basiert auf der Verwendung einer Namensdatenbank, die die kartographische Verteilung der Namen im Gebiet sichtbar macht. Im nächsten Abschnitt sollen die Funktionsweise und die Möglichkeiten von GENS aufgezeigt werden.

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