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4.3.1 Allgemein spanische Familiennamen




Zunächst findet eine Betrachtung der häufigsten Familiennamen in Spanien (SP) und deren Verbreitung in Italien (IT) statt. Darunter fallen alle Namen allgemeiner, kastilischer oder katalanisch-aragonesischer Herkunft. Von den 400 untersuchten Namen, kommen 205 (ca. 51 %) in 10 oder mehr Gemeinden Italiens vor. Die meisten der FN, die in min. einer Gemeinde präsent sind (368), sind kastilischen (239) oder allgemein spanischen (94) Ursprungs und lediglich 34 katalanisch bzw. aragonesisch. Vorweg soll ein kurzer Blick darauf geworfen werden, wie die 10 häufigsten untersuchten FN Spaniens in Italien verteilt sind. Die Rangliste Spaniens beläuft sich demnach auf Garcia (García) (SP: 1.478.972; IT: 91), Gonzalez (González) (SP: 931.906; IT: 45), Rodriguez (Rodríguez) (SP: 929.877; IT: 183), Fernandez (Fernández) (SP: 924.010; IT: 168), Lopez (López) (SP: 876.144; IT: 447), Martinez (Martínez) (SP: 838.636; IT: 257), Sanchez (Sánchez) (SP: 820.687; IT: 48), Perez (Pérez) (SP: 783.320; IT: 256), Gomez (Gómez) (SP: 494.080; IT: 47) und Martin (Martín) (SP: 492.521; IT: 593). Betrachtet man dazu die Karten, fällt auf, dass der Großteil vorwiegend um Mailand, Rom und Neapel vorkommt. V. a. Lopez ist sehr präsent in ganz Italien. Ein weiterer Verdichtungsraum ist zudem Turin bzw. bisweilen der Süden sowie die Inseln Sizilien und Sardinien (vgl. CD „Häufigste Spanien“).
Die 10 Namen, die am häufigsten in den italienischen comuni auftreten sind Costa, Serra, Franco, Guerra, Villa, Sala, Rosa, Ventura, Oliva und Palma, wie Abbildung 2 zu entnehmen ist.
Die Plätze Eins und Zwei wurden mit katalanischen Wurzeln gekennzeichnet. Während Serra die katalanische Form von Sierra darstellt (vgl. Faure et al. 2009: 695) wird Costa als „evidente [de] orígen toponímico“ (ebd.: 279) des gesamtspanischen Gebiets, jedoch als „sobre todo [de] linaje de origen catalán“ (ebd.) bezeichnet. In einer späteren qualitativen Interpretation könnte dieses Ergebnis als durchaus wertvoll für die Fragestellung nach der historischen Deutung spanischer FN in Italien gelten, jedoch ist anzumerken, dass viele Namen (darunter auch diese 10 häufigsten) sowohl der spanischen, als auch der italienischen Sprache zugeordnet werden können. Beispielsweise wird Franco im Diccionario de apellidos españoles (Faure et al. 2009) als ein zu Francus latinisierter Name germanischen Ursprungs (Frank) vorgestellt. Es wird darauf verwiesen, dass derzeit der Taufname Franco in Spanien nicht existiert, in Italien jedoch schon (vgl. ebd. 354). Daraus lässt sich schließen, dass die extrem hohe Präsenz in Italien vermutlich v. a. auf die italienische Form zurückzuführen ist. Bezüglich Rosa wird angemerkt, dass es sich vermutlich nicht um ein Derivat der Blumenart handelt sondern eine Fehlschreibung des Toponyms Roza (vgl. ebd.: 559 f.). Bekannterweise trägt die Blume im Italienischen denselben Namen und erklärt auch so die hohe Frequenz in Italien. Ähnlich ist es bei Sala und Palma, welche als spanische FN in erster Linie von Ortsnamen abstammen (vgl. ebd.: 578/672), aber im Italienischen dieselbe Schreibweise haben und als Wörter im betreffenden Wortschatz vorkommen (it./sp. sala ‘Saal, Halle’; it./sp. palma ‘Palme, Handfläche’). So sind auch it./sp. costa ‘Küste’, it. serra ‘Gewächshaus’, it./sp. guerra ‘Krieg’, it./sp. villa ‘Villa’, it./sp. ventura ‘Glück’ und it./sp. oliva ‘Olive’ Teil der Lexik bzw. Topographie beider Länder. Einflüsse dieser Art auf die Analyse werden auch bei weiteren Namen der Liste erkannt, sollen hier jedoch nicht detailliert dargestellt werden. Diese 10 FN sind alle v. a. im Norden/Nordwesten stark vertreten (Mailand, Piemont). Jedoch werden auch die Gegenden um Neapel, Rom und Apulien als eindeutige Ballungszentren erkennbar. Auf Sizilien auffallend sind Costa, Ventura und Oliva. Die katalanischen Formen Costa und Serra zeigen zudem eine deutliche Präsenz auf Sardinien.
Zur kartographischen Verteilung in Italien wird aus der mit Photoscape gestapelten „Final-Karte“ folgendes Bild erkennbar: Aus der Zwischenspeicherung bis Velasco (gefolgt von Ventura als Störfaktor) werden v. a. die Gebiete Neapel, Rom, Mailand und Turin mit einer hohen Dichte deutlich. Auch die Städte Florenz, Bologna und Genua stechen hervor; schwächer, aber doch präsent scheint der gesamte Norden sowie Sizilien oder vereinzelt auch das toskanische Archipel und Sardinien. Die finale Ansicht zeigt weiterhin Mailand, Turin, Rom und Neapel als Zentren höchster Dichte. Die Inseln Sardinien und Sizilien wie auch Apulien und der Norden sind markiert. Die stärkere Färbung des Nordwestens ist hauptsächlich auf den kurz vorangegangenen Namen Villa (Störfaktor) zurückzuführen.
Unter den häufigsten FN Spaniens sind einige weitere enthalten, die bezüglich ihrer Präsenz in Italien hervorstechen. Lopez als Patronym des alten kastilischen Namens Lope (vgl. Faure et al. 2009: 473) befindet sich 2013 auf Platz fünf der häufigsten Nachnamen in Spanien als primer apellido. In der vorliegenden Analyse steht er auf Platz 27 der häufigsten spanischen Nachnamen in Italien und kommt dort in 447 Gemeinden vor. Auf der Karte wird ersichtlich, dass sich seine Distribution über das gesamte Gebiet der Apenninhalbinsel erstreckt, jedoch besonders stark in Rom, Mailand, Neapel und Apulien verdichtet. Darüber hinaus tritt er auch auf den beiden Inseln Sardinien und Sizilien auf. Daneben sticht Reina ins Auge. Die weibliche Form des kastilischen Wortes Reyes apellido bastante frecuente, lo que no deja de sorprender si tenemos presente la escasez de la mayor parte de los apellidos matronímicos” (ebd.: 641) und ist zudem der Name vieler Heiliger (vgl. ebd.). Reina tritt in Italien v. a. auf Sizilien und im Gebiet um Mailand auf. Daneben ist eine stärkere Präsenz in Kampanien, Lazio und Piemont zu erkennen. Markant sind auch die beiden Formen des spanischen Namens Martín, Martinez (Patronym) und Marti (katalanische Form Martí) (vgl. ebd.: 500 f.). Während Martinez in ganz Italien verstreut auftritt (v. a. Sizilien, Rom, Neapel, Sardinien, Mailand, Turin), findet man die katalanische Variante neben Rom am häufigsten an der Spitze des Stiefelabsatzes in Apulien wieder. Ein apellido, der v. a. im Nordosten (Friaul) vorkommt, ist Salvador, ein antiker Name, welcher auch für Jesus Christus verwendet wird (vgl. ebd.: 677).
Den Einzelkarten zu den häufigsten FN in Spanien ist zu entnehmen, dass die Gebiete um Mailand, Turin, Rom, Neapel und Sizilien meist deren Verdichtungsräume darstellen. Weitere Regionen, in denen die häufigsten Namen Spaniens oft vorkommen, sind Apulien, Sardinien, aber auch der Norden mit Ligurien und Veneto/Friaul.

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Die Recherche zu den Ursprüngen der einzelnen Familiennamen hat ergeben, dass 116 der 550 Betrachteten „allgemein“ spanischer Herkunft sind. Wie bereits in Punkt 4.3 erwähnt finden sich darunter solche, die entweder von einem spanischen Wort, welches nicht typisch für eine bestimmte Region oder Varietät (Dialekt) ist, einem antiken lateinischen, germanischen o.ä. Ausdruck bzw. Taufnamen oder religiösen Begriffen abstammen. Von diesen kommen rund 55 % (63) in mindestens 10 italienischen comuni vor. 105 davon sind in Italien in mindestens einer comune präsent und es ergeben sich damit 16.711 Gemeinden, in denen spanische FN vorkommen. Die mit Abstand häufigsten davon sind Franco (1.625), Sala (1.510), Rosa (1.477) und Palma (1.113). Die Störfaktoren der vier Namen wurden bereits am Anfang des Abschnitts erläutert. Einflüsse dieser Art auf die Analyse werden auch bei weiteren Namen der Liste erkannt, sollen hier jedoch nicht detailliert dargestellt werden. Palma, Franco und Rosa sind in ganz Italien stark vertreten, während Sala v. a. um Mailand und auf Sizilien vorkommt. Zudem sind alle vier auch auf Sardinien mehr oder weniger deutlich präsent.
Zur geographischen Verteilung der allgemein spanischen FN in Italien soll zunächst die gestapelte Karte als Gesamtübersicht betrachtet werden. Dazu wurde eine erste Fassung bis Valenzuela angefertigt, da nach diesem der Name Valle folgt, welcher eine Störvariable der oben genannten Art darstellt. Wie durch Abbildung 3 ersichtlich wird, fallen v. a. Neapel, Rom, Mailand und Turin als Ballungszentren auf. Darüber hinaus ist eine Präsenz im Norden Italiens, in Apulien sowie auf Sizilien und im Süden Sardiniens zu beobachten. Auch die finale gestapelte Karte (bis Villanueva) zeigt ein überwiegendes Aufkommen in den Gebieten Mailand, Turin, Rom und Neapel, neben weiterer Verteilung im Norden, auf Sizilien und vereinzelt auf Sardinien. Zudem kommen die Regionen Toskana, Ligurien und Emilia-Romagna stärker zur Geltung.
Bei genauerer Betrachtung geographisch auffälliger einzelner FN werden solche, die auch dem Italienischen zuzuordnen sind (Wortschatz, Ursprung etc.), außen vor gelassen. Auffallend ist zunächst der Name Castro, der v. a. auf Sizilien, in Neapel, Rom, Mailand, Turin und Apulien vorkommt. Del Rio (Del Río) und Diaz (Díaz) sind stark auf Sardinien, in Rom und im Nord-Nordwesten Italiens (v. a. Mailand) vertreten. Bei Miranda wird besonders die Präsenz um Neapel deutlich, welche durch die Gegenden um Rom, Mailand und Palermo ergänzt wird.

Gesamtbetrachtend ergeben die angehängten Einzelkarten zu den Namen allgemein spanischen Ursprungs einige Gebiete, in denen sich die apellidos häufig wieder finden. Im generell stark markierten Norden sind diese primär Mailand und Turin, teilweise auch Ligurien mit Genua, Veneto und Friaul. Auch der Süden tritt insgesamt markant hervor. Die Hauptstadt Rom beheimatet fast alle „allgemein spanischen“ FN. Außerdem ist um Neapel und auf Sizilien eine große Präsenz zu erkennen. Zum Teil kommen sie jedoch auch merklich auf Sardinien und in Apulien vor.

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