Sitzungsnavigation: keine Veranstaltung ausgewählt. (Veranstaltung wählen.)

4.4 Historische Deutung und Interpretation




Bevor die quantitativen Ergebnisse, die durch GENS erhalten worden sind, historisch gedeutet werden, möchte ich darauf eingehen, ob die daraus resultierenden Ballungszentren der spanischen FN in Italien die Gebiete sind, welche früher zur Italia Spagnola gehört hatten.
Aus den Gesamtergebnissen der GENS-Suche ist zu erkennen, dass die häufigsten FN Spaniens besonders um Mailand und Neapel, jedoch auch auf Sizilien und Sardinien auftreten. Die FN allgemein spanischen Ursprungs weisen u. a. erneut Mailand und Neapel als Gebiete hoher Dichte auf, dazu sind Apulien, Sizilien und z. T. Sardinien signifikant. Es wird hier bereits deutlich, dass die allgemein spanischen FN, sei es bezüglich ihrer Häufigkeit in Spanien oder ihres Ursprungs als solche, neben anderen wenigen Gebieten in Italien besonders dort zu finden sind, wo zwischen dem 16. und dem 18. Jh. die Italia Spagnola zu verorten war. Auch die häufigsten FN der Region Kastilien (Castilla y León, Castilla La Mancha mit Madrid) finden sich meist in der früheren Italia Spagnola wieder. Insbesondere die Gebiete um Mailand, Neapel und Sizilien treten deutlich hervor, demnach die früheren Due Sicilie. Hinzu kommen Apulien und Sardinien. Da die meisten dieser Namen bereits auch kastilischen Ursprungs sind, verwundert nicht, dass auch sie (origen castellano) am präsentesten in denselben fünf Gebieten sind. Die häufigsten FN des Gebietes Katalonien-Aragonien kommen verdichtet in Süditalien vor. Neben Mailand stechen Neapel sowie erneut Sizilien und Sardinien hervor. Die FN katalanisch-aragonesischen Ursprungs verteilen sich gleichwertig besonders um Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien, gefolgt von Apulien. Somit lässt sich auch hier bei der globalen Übersicht bereits erkennen, dass die untersuchten Familiennamen fast alle in den Gebieten der Italia Spagnola (Fürstentum Mailand, Sardinien, Sizilien, Königreich Neapel, Stato dei Presidi) aktuell präsent sind. Daneben fällt v. a. auf, dass fast jeder Name auch in Rom auftritt, einige ebenso um Turin oder bisweilen in der Toskana. Dass die FN kastilischen Ursprungs insgesamt am häufigsten in Italien vorkommen (20.007 comuni), deutet vermutlich darauf hin, dass das castellano im 18. Jh. zur Amtssprache Spaniens wurde und sich somit auch die kastilischen Schreibweisen durchsetzten bzw. zu bestimmten Zeiten Pflicht waren, da die regionalen Varietäten als minderwertig galten (vgl. Brumme 2003: 269 ff.). Aus demselben Grund belaufen sich die katalanisch-aragonesischen FN auf die geringste Zahl in Italien (9.074 comuni), da sie auch in Spanien nicht sehr häufig sind.
Nun werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf die einzelnen analysierten FN und deren geographische Distribution, um zu sehen, ob es für einzelne Regionen der Italia Spagnola auffallende FN gibt und wenn ja, welchem Ursprung bzw. welcher spanischen Region (Gesamtspanien, Kastilien, Katalonien mit Aragonien) diese zuzuordnen sind. Allgemein kann gesagt werden, dass die analysierten FN heute zumeist um Mailand und um Neapel bzw. im ehemaligen Königreich Neapel zu verorten sind. Dem folgen Sizilien, Sardinien und der Stato dei Presidi an der toskanischen Küste. FN, welche nur selten in Italien vertreten sind, sind oftmals auch in den betreffenden Regionen präsent.
Aus der Tabelle, welche die in der Italia Spagnola vorkommenden FN auflistet, ergibt sich, dass in der Gegend des ehemaligen Fürstentums Mailand die meisten spanischen FN zu finden sind (321). Deren Anteile zeigen sich hier. 56 % der FN in Mailand sind kastilischen, 24 % allgemein spanischen- und 20 % katalanisch-aragonesischen Ursprungs. Für das ehemalige Königreich Neapel wird ein ähnliches Verhältnis deutlich. 57 % der dortigen spanischen FN sind kastilischen-, 26 % allgemein spanischen- und 17 % katalanisch-aragonesischen Ursprungs. Die Verteilung für Sizilien zeigt 52 % kastilische FN, 33 % allgemein spanische FN und 15 % katalanisch-aragonesische FN; Sardinien besteht zu 46 % aus kastilischen-, zu 32 % aus allgemein spanischen- und zu 22 % aus katalanisch-aragonesischen FN. Der Stato dei Presidi, in dem die wenigsten FN präsent sind teilt sich in 34 % (kast.), 52 % (allg. sp.) und 14 % (kat.-arag.) auf. Grob gesehen ergeben die Tabellen also eine mehr oder weniger ähnliche Aufteilung. Bis auf den Stato dei Presidi, in dem die allgemein spanischen FN den größten Anteil ausmachen, herrschen eindeutig die kastilischen FN in den Gebieten der ehem. Italia Spagnola vor. Den kleinsten Prozentsatz machen jeweils die katalanisch-aragonesischen aus. Besonders gering ist deren Präsenz im Stato dei Presidi, auf Sizilien und im Königreich Neapel (14 %, 15 %, 17 %). Mailand steht mit 20 % an zweiter Stelle und deren anteilig höchste Präsenz ist auf Sardinien (22 %) zu verorten.
Dieses Ergebnis war zu erwarten, wenn man bedenkt, dass Sardinien das einzige italienische Gebiet ist, welches noch vor der Vereinigung der Corona de Aragón mit Kastilien offiziell von den Spaniern erobert und zum Vizekönigreich wurde. So konnten einerseits die katalanische Sprache, andererseits die katalanische Bevölkerung eine wichtige Rolle auf der Insel einnehmen. Wie zu Beginn der Arbeit bereits erläutert ist die Sprache auch heute noch in Alghero (Nordwesten Sardiniens) in Gebrauch. Der geringere Einfluss des Kastilischen, das sich besonders auf Sizilien und am Hofe Neapels durchsetzte, kann vermutlich auch auf die geographische Abgeschottetheit Sardiniens von den Gebieten auf dem Festland zurückgeführt werden. Es kann zudem angenommen werden, dass die Region durch die Etablierung einer katalanischen Gesellschaft ein besonders attraktives Ziel für katalanische Immigranten zu der damaligen Zeit oder sogar noch heute darstellt. Aus demselben Grund herrschen vermutlich die kastilischen FN im ehemaligen Königreich Neapel sowie im früheren Fürstentum Mailand vor. Die beiden Hauptsitze der spanischen Krone in Italien zogen wohl vermehrt kastilische Einwanderer an, da dort auch die zugehörige Sprache eine große Bedeutung hatte. Dazu muss erwähnt werden, dass jedoch auch zahlreiche katalanische Adelsfamilien nach Neapel migrierten und ihre FN „importierten“. An dieser Stelle kann man sich die Frage stellen, weshalb die katalanisch-aragonesischen FN jeweils nur einen so geringen Anteil an der Gesamtzahl der spanischen FN in den ehemaligen Gebieten der Italia Spagnola ausmachen. Eine Antwort darauf kann sein, dass bis zur heutigen Zeit des 21. Jh. die katalanischen Namensformen schlichtweg durch natürliche Prozesse dezimiert wurden. Dadurch, dass Kastilisch die Amtssprache ganz Spaniens wurde, setzten sich vermutlich auch die dementsprechenden Schreibweisen der Namen durch. Die Möglichkeit, diese wieder in die ursprüngliche katalanische Variante umschreiben zu lassen (s. Punkt 3.2), wurde evtl. nur von einem geringen Teil der Bevölkerung wahrgenommen.
In einem nächsten Schritt habe ich die häufigsten Namen der jeweiligen spanischen Region den Gebieten der Italia Spagnola zugeordnet. Da für Kastilien und Aragonien nur kürzere Ranglisten verfügbar waren, konnte nur eine Unterteilung in Spanien und Katalonien stattfinden. Durch Überschneidungen beim Großteil der 400 häufigsten FN in beiden Territorien, konnte kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden, weil die Anteile ca. hälftig ausfielen. Es wird angenommen, dass auch bei Hinzunahme Kastiliens und Aragoniens (insofern eine Liste mit 400 FN vorhanden gewesen wäre), die Anteile für alle vier Regionen mehr oder minder gleich ausgefallen wären. Diese Vermutung kann durch einen Blick auf die entsprechende Tabelle von INE, welche die 50 häufigsten FN für alle spanischen Provinzen anzeigt, bestätigt werden, da daraus ersichtlich wird, dass die Listen zum Großteil dieselben FN enthalten. Deshalb beschränke ich mich im Folgenden auf die etymologischen Ursprünge der FN in den Gebieten der ehem. Italia Spagnola.
Um den Rahmen der Arbeit nicht zu überschreiten, kann nur auf eine Auswahl einzelner FN genauer eingegangen werden, wobei ich versucht habe, die markantesten und auffälligsten, aber auch zumeist solche, die keine Störfaktoren aufgrund ihrer italienischen und spanischen Schreibweise darstellen, auszuwählen. Die Distribution der übrigen spanischen FN in Italien ist den Namenkarten im Anhang zu entnehmen.
Für das ehemalige Fürstentum Mailand ist ein erster auffälliger FN Carrera, welcher von dem antiken Wort carrera (sp. carretera, dt. ‘Landstraße’) abstammt (vgl. Faure et al. 2009: 220). Der Name ist in Italien in 482 Gemeinden vertreten und besonders in der Lombardei bildet sich eine Traube um die Stadt Mailand. Das Wort ist eigentlich nur der spanischen Lexik zuzuordnen. Die hohe Präsenz des Namens kann nicht exakt gedeutet werden, ein Zusammenhang mit italienischen Modemarken (Jeans, Sonnenbrillen) wäre vermutlich zu weit hergeholt, obwohl Mailand als Stadt der Mode diese Erklärung begünstigen würde. Auch Molina sammelt sich vermehrt in diesem Gebiet an. Er kommt von dem Toponym Molina, welches in verschiedenen spanischen Regionen existiert und wohl aus dem Lateinischen molina ‘Haus der Mühlsteine’ kommt (vgl. ebd.: 521). Durch diese Wurzel kann sich der FN auch in Italien erhalten haben und weist evtl. auf eine frühere Existenz zahlreicher Mühlen um Mailand herum hin. Der FN Olivares ist eine Abwandlung des Toponyms Oliva und bezieht sich auf den Olivenbaum. Da der Norden Italiens eher weniger typisch für deren Anbau ist, sind evtl. Migrationsbewegungen vom Süden aus anzunehmen. Auf den Einfluss solcher auf die Ergebnisse der Analyse soll jedoch an späterer Stelle in diesem Kapitel detailliert eingegangen werden. Ortega leitet sich von einem kastilischen Wort ab und bezieht sich auf Nesselpflanzen (vgl. ebd.: 568). In Mailand gibt es ein Stadtviertel, welches Ortica (it. ‘Nessel’) heißt (vgl. tuttocitta.it). Die dortige Präsenz des kastilischen FN kann evtl. darauf zurückgeführt werden, dass der Stadtbezirk von den Spaniern gegründet oder durch ihre Präsenz im Fürstentum namentlich beeinflusst und später italianisiert worden ist. Ein letzter FN, welcher genauer beleuchtet werden soll ist Reina. Er weist in Italien eindeutig zwei Ballungszentren auf – Sizilien und Mailand – und ist in Spanien relativ häufig, während andere Matronyme (Ableitung des Namens der Mutter zur Benennung der Nachkommen) sehr selten sind. Als weibliche Form von rey ‘König’ kann er vielleicht auf Nachkommen der spanischen Adelsfamilien, welche sich im Fürstentum Mailand ansiedelten, zurückgeführt werden.
Das hohe Aufkommen spanischer FN in diesem Gebiet zeigt höchstwahrscheinlich ein Fortbestehen der Spuren, welche die Spanische Krone in der italienischen Bevölkerung durch ihre Herrschaft seit dem 16. Jh. hinterlassen hat. Im Jahr 2013 lebten 1.247 Spanier in Mailand, welche nicht die italienische Staatsbürgerschaft besitzen. Das macht einen Anteil von lediglich 0,64 % der gesamten Einwohnerzahl aus, was sehr wenig scheinen mag (vgl. tuttitalia.it). Man muss sich jedoch vor Augen führen, dass die Nachkommen der Spanier, die zur Zeit der Italia Spagnola nach Italien gekommen waren und dort geblieben sind, heute die italienische Staatsbürgerschaft tragen, wenn sie dort geboren wurden.

Auch im ehemaligen Königreich Neapel, sprich dem kompletten Süden des italienischen Festlandes, finden sich noch heute zahlreiche spanische FN, von welchen wieder einige markante genauer betrachtet werden sollen. Hier wäre zunächst Cervera zu nennen, der fast ausschließlich in Kampanien im Umfeld der Stadt Neapel vorkommt. Er wird als typisch für Kastilien, Aragonien, Katalonien und Valencia beschrieben (vgl. Faure et al 2009: 239), was die Annahme, dass er noch heute, von den damaligen Einwanderern importiert, fortbesteht, bestätigen kann. Auch Miranda lässt dasselbe Gebiet ins Auge stechen. Dieser Name ist von einem in Spanien weit verbreiteten Toponym abgeleitet, existiert jedoch auch als FN in Italien (vgl. ebd.: 520 f.). Umso erstaunlicher ist es, dass er sich so stark auf Neapel konzentriert, da der italienische Ort Miranda sich in Molise, weiter nordöstlich der Stadt befindet (vgl. Google Maps). Es kann sich also entweder um Land-Stadt-Migration des ital. FN Miranda oder um die Präsenz der span. Miranda im ehem. Königreich Neapel handeln. Auch Oliver (Abb. 22) und Olive (Olivé) (Abb. 23) als katalanische Varianten von Oliva konzentrieren sich auf den Süden (vgl. Faure et al. 2009: 561 f.). So wird Oliver besonders um die Stadt Neapel, Olive in Apulien lokalisiert. Des Weiteren verdichtet sich die katalanische Form Roca besonders in Teilen Apuliens und im Umland der kampanischen Hauptstadt. Zudem sind Soria (Abb. 24) und Soriano (Abb. 25) „[d]el topónimo Soria, histórica ciudad castellanay capital de la provincia del mismo nombre“ (ebd.: 704) zu nennen, welche die Präsenz ihrer Einwohner im italienischen Territorium des Königreichs Neapel anzeigen könnten. Zuletzt soll noch die Variante Esposito (Abb. 26) des FN Exposito (Abb. 27) genannt werden. Deren historische Deutung stellt eine Ausnahme dar, da sich die Form eigentlich nicht unter den nach Häufigkeit in Spanien vorkommenden ausgewählten FN befindet. Wie innerhalb der quantitativen Ergebnisse bereits erwähnt ist die Schreibweise mit -s- in Spanien wenig geläufig, in Italien jedoch umso mehr, v. a. im südlichen Teil des Festlands. Darüber hinaus findet man die Form jedoch verstärkt um Mailand, auf Sizilien, auf Sardinien, aber auch im Stato dei Presidi. Diese Tradition, Findelkinder so zu benennen, gab es auch in Italien und Bizzocchi (2014: 183 f.) legt dar, dass der Nachname Esposito für Findelkinder v. a. in Neapel verwendet wurde. Somit kann hier nicht wirklich auf die historische Verbindung durch die Italia Spagnola geschlossen werden. Welchen Anteil die spanischen Esposito dabei ausmachen (welche evtl. auch im Rahmen einer Italianisierung von Exposito zu Esposito geändert wurden), bedürfe einer tiefer gehenden Nachforschung.
Es wird deutlich, dass für das ehemalige Königreich einige FN katalanischen Ursprungs markant erscheinen, was vermutlich auf die hohe katalanisch-aragonesische Bevölkerungsdichte der neapolitanischen Oberschicht im 16. und 17. Jh. zurückzuführen ist und auch hier Rückschlüsse auf die historische Verbindung der beiden Nationen zulässt. Betrachtet man die prozentualen Anteile spanischer Staatsbürger, die heute in den früheren Gebieten des Königreichs leben, ergibt sich, dass diese in jeder der Regionen (Abruzzo, Basilicata, Calabria, Campania, Molise, Puglia) lediglich zwischen 0,22 % (Calabria) und 0,36 % (Puglia) betragen (vgl. tuttitalia.it).

Werfen wir nun einen Blick auf den zweiten Teil der Due Sicilie, die Insel Sizilien. Die FN Blanco und Calvo zeigen eine ähnliche Distribution in Italien. Neben dem Nordwesten (Piemont und Lombardei), erscheinen sie v. a. im Süden Siziliens (um Siracusa, Ragusa und Catania). Beide sind mittelalterliche Personennamen und beschreiben das Aussehen. So steht blanco vermutlich für eine helle Hautfarbe und calvo für Menschen mit wenig Haaren (vgl. Faure et al. 2009: 153/194 f.). Da helle Hauttypen meist den Bewohnern nördlicher Regionen zugesagt werden, könnte man darauf schließen, dass die beiden Namen nach Sizilien eingeführt wurden. Da es sich eindeutig um spanische Formen handelt, geschah dies wohl auch von Spanien aus. Castro ist als Derivat des antiken Wortes castrum ‘befestigtes Lager’ auch ein Toponym in Castilla-León (vgl. ebd.: 230 f.). Auch Montes kommt v. a. auf der Insel vor und stammt von der Bezeichnung kastilischer Völker (Montes de Valdueza, Montes de Quijada etc.) ab, welche den Namen wohl mit sich nach Italien brachten (vgl. ebd.: 525 f.). Zu guter Letzt weisen die FN Pardo und Perez (kastilisches Patronym [vgl. ebd.: 588 f.]) in der Gesamtansicht die höchste Frequenz auf Sizilien auf.
Somit treten auch in dieser Region der Italia Spagnola noch heute zahlreiche spanische FN auf, obwohl die spanischen Staatsbürger 2013 auf Sizilien nur einen Anteil von 0,29 % ausmachten (vgl. tuttitalia.it).

Auch auf Sardinien gibt es einige FN, die durch ihr Vorkommen auf der Insel auffallen. Besonders interessant ist es, wenn solche in Alghero, der „katalanischen“ Stadt vorkommen. Ara wäre z. B. ein solcher Fall. Bis auf Bologna ist der Name auf dem italienischen Festland nicht stark verbreitet, tritt jedoch auf Sardinien, v. a. im Nordwesten um Alghero und Sassari, auf. Es handelt sich hierbei um einen FN aragonesischen Ursprungs, der in Spanien nicht sehr häufig ist (vgl. Faure et al. 2009: 70). Auch Cano, Del Rio und Diez als nicht-katalanische Formen sammeln sich vorwiegend in diesem Gebiet an. Farre ist bezüglich der Italia Spagnola wirklich ausschließlich auf Sardinien, besonders im Norden, präsent. Martinez ist in ganz Italien verteilt, verdichtet sich jedoch auf der Insel erneut um Alghero. Ein interessantes Bild erzeugt die Namenkarte zu Peralta als arag. Toponym. Auch dieser Name kommt primär im Nordwesten Sardiniens, aber auch im Nordwesten Siziliens vor. Es scheint fast, als häufe er sich dort an der Stelle, die Sardinien am nächsten ist. Nun soll noch der FN Serra die katalanische Form des kast. FN Sierra, genauer betrachtet werden, obwohl es sich um einen Namen handelt, welcher auch ein italienisches Wort repräsentiert. Er ist über ganz Italien stark verteilt und präsent (vgl. ebd.: 695). Besonders deutlich wird jedoch die Dichte auf Sardinien, was darauf schließen lässt, dass die katalanische Form bei der kartographischen Distribution die Italienische z. T. zahlenmäßig übertrifft.
Sardinien ist bezüglich der historischen Deutung spanischer FN in Italien ein interessantes Gebiet. Wie bereits erwähnt hat hier das Katalanische besonders starken Einfluss ausgeübt, der bis heute noch im kulturellen Bereich und v. a. in der Sprache zu erkennen ist. Das spiegelt sich auch in der stärkeren Präsenz der katalanischen FN wider, was offenbar davon zeugt, dass die Insel für die Katalanen gerade deshalb ein attraktiver Wohnort war bzw. noch immer ist. Von allen 550 untersuchten FN kommen nicht wirklich viele zahlreich auf der Insel vor, wenn dies aber der Fall ist, können sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Zeugnis der vergangenen spanischen Herrschaft darstellen. Analog zur sprachlichen Situation auf der Insel, bei welcher das Katalanische im Vergleich zum Kastilischen überwiegt und nie wirklich verdrängt wurde, ist auch das Aufkommen der FN. Namen kastilischen Ursprungs sind vermehrt auf dem Festland zu finden, während die katalanischen sich auf der Insel sammeln. Der nach wie vor spanische Charakter Sardiniens zeigt sich auch in dem aktuellen Anteil spanischer Staatsbürger, welcher 2013 0,79 % betrug und damit mehr als doppelt so hoch ist wie in den restlichen Gebieten der Italia Spagnola.

Zuletzt sehen wir uns den Stato dei Presidi an der toskanischen Südküste an. Hier sind die wenigsten spanischen FN im Vergleich zu den vorher beleuchteten Gebieten vorzufinden. Meist kommen diese laut GENS auch nur mit einer Häufigkeit von 1-5 comuni vor, trotzdem stechen zwei Namen durch eine höhere Präsenz hervor. Nieto und Velasco sind tatsächlich in diesem Gebiet am häufigsten in ganz Italien vertreten. Sie sind sowohl im Norden als auch im Süden vereinzelt präsent und erreichen im Stato dei Presidi ihr Maximum mit einer Frequenz von 10-50 comuni. Da das Gebiet nur eine sehr kleine und zerstreute Fläche der Region darstellt, ist es schwer zu sagen, wie viele Spanier derzeit dort leben. Auf der Webseite tuttitalia.it sind demografische Daten für die Gemeinde Monte Argentario, welche im Stato dei Presidi liegt, abzurufen. 2013 waren 0,35 % der Einwohner spanische Staatsbürger. Dies ist eine absolute Zahl von zwei Einwohnern gemessen an den insgesamt 564 ohne italienische Staatsbürgerschaft. Das ist erneut ein Zeichen dafür, dass die dort aktuell existenten – von italienischen Staatsbürgern getragenen – spanischen FN, welche entweder durch Heirat und andere Gründe dort Einzug fanden, Relikte der vergangenen spanischen Herrschaft in der Italia Spagnola darstellen.

Interessant zu sehen ist, dass die Namen, welche sowohl spanische, als auch italienische FN darstellen können, sich zum Großteil in den damals spanisch dominierten Gebieten verdichten. Betrachtet man den Namen Alba, der gleichzeitig dem spanischen sowie italienischen Wortschatz zugehörig ist, erkennt man zunächst eine Verteilung über das gesamtitalienische Gebiet. Es stechen jedoch neben dem Nordosten und dem Piemont besonders Sizilien, Apulien und der Süden Sardiniens ins Auge. Auch in Mailand und Neapel kann eine dichtere Präsenz festgestellt werden. Auch bei Barba (it./sp. barba ‘Bart’) ist deutlich zu sehen, dass die Ballungsräume um Neapel, in Apulien und auf Sizilien liegen. Daneben kommt der FN auch um Mailand vermehrt vor. Campo zeigt eine weitere hohe Dichte auf Sizilien und in Mailand an. Dies könnte jedoch daran liegen, dass auf der Insel viel Landwirtschaft betrieben wird und damit zahlreiche campi (‘Felder’) bewirtschaftet werden. Clemente ist sowohl ein italienischer als auch spanischer Name und in ganz Italien verteilt, besonders jedoch in den ehemaligen Due Sicilie (Sizilien und Königreich Neapel). Auch Pino und Pinto sowie Sole (kat. Solé) sind auffallend im Süden (Sizilien und ehem. Königreich Neapel) vertreten. Porta (it. porta ‘Tür’) ist zugleich eine katalanische Form des kast. Puerta (vgl. Faure et al. 2009: 615 f.). Neben einer hohen Frequenz im Piemont, stechen jedoch v. a. Mailand, Neapel, Apulien und Sizilien heraus. Zudem erscheint er im Stato dei Presidi sowie vermehrt im Süd-Südwesten Sardiniens. Castellano muss hier ebenfalls aufgelistet werden. Der Name ist auf das Toponym Kastiliens zurückzuführen, welches neben Katalonien und Aragonien das Hauptherkunftsgebiet der spanischen Einwanderer in die Italia Spagnola darstellt. Dementsprechend ist er in all diesen Gebieten präsent, insbesondere im Königreich Neapel und auf Sizilien, jedoch auch um Mailand, auf Sardinien und im Stato dei Presidi. Obwohl das Wort castellano auch im Italienischen (‘Burgherr’) existiert, ist doch hervorzuheben, dass sich der Name, bis auf Turin und Rom, v. a. in den damals spanisch dominierten Regionen verdichtet.
An dieser Stelle möchte ich genauer auf die Stadt Rom eingehen, in der ein Großteil aller untersuchten FN (286) aktuell präsent ist, die jedoch nicht zur Italia Spagnola zählte. Unter 2.1 wurde deren Bedeutung für die vorliegende Analyse bereits erläutert, da sie als Zentrum der katholischen Kirche die Einwanderung zahlreicher Spanier begünstigte. Aus diesem Diagramm erkennt man, dass hinter Mailand in Rom die meisten der untersuchten Namen vorkommen und die Stadt sogar das ehemalige Königreich Neapel überholt. Bereits daraus kann geschlossen werden, dass sich eine genauere Betrachtung für die historische Deutung der quantitativen Ergebnisse eignet und auf keinen Fall außer Acht gelassen werden darf. Abb. 19 zeigt die Anteile der FN in Rom nach deren Ursprüngen.
Es folgt nun eine Übersicht über die für Rom prägnantesten FN. Calvo wurde bereits als auffallend für Sizilien beschrieben. Neben dem Nordwesten Italiens ist es schließlich Rom, welches eine hohe Verdichtung aufweist. Dieselben Beobachtungen können bei Castro gemacht werden. Fernandez kommt neben Neapel, Sizilien und Mailand in der Hauptstadt Latiums häufig vor. Besonders stark markiert ist das Gebiet auch für Lopez einem in Italien allgemein sehr präsenten spanischen FN, der v. a. im früheren Königreich Neapel und Mailand auftritt. Dieselbe Distribution kann für Silva oder Pardo festgestellt werden. Zwei FN, die fast ausschließlich in Rom vorkommen, sind Delgado und Morera. Da Rom seit jeher zahlreiche Kulturen seiner Einwohner vereint, erweist es sich hier als schwer, die Herkunftsländer der FN zu deuten. Im Hinblick auf Rom wäre es interessant, zu erforschen, welche dieser Namen evtl. von Geistlichen der iberischen Halbinsel abstammen, da zahlreiche Kirchenämter, v. a. zur Zeit der Borjas, mit Spaniern besetzt waren. Solche Überlegungen können jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht fortgeführt werden, sondern müssten Inhalt einer detaillierteren eigenen Recherche sein.

Ein Zwischenfazit an dieser Stelle soll festhalten, dass die allgemein spanischen, kastilischen und katalanisch-aragonesischen Familiennamen in den Regionen der ehemaligen Italia Spagnola auch heute noch stark präsent sind. Darüber hinaus gilt die Hauptstadt Rom als Ballungsraum einiger solcher Namen. Es gibt aber auch Namen, welche mit sehr geringer Frequenz nur in einer Stadt der betreffenden Gebiete vorkommen. Sie wurden zum Teil in die genauere Betrachtung mit aufgenommen und sind keineswegs außen vor zu lassen, wenn es um die Beantwortung der Frage geht, ob die spanischen FN auf der Apenninhalbinsel noch heute in früher spanisch regierten Gegenden zu finden sind.
Die bisher aufgezeigten Ergebnisse können z. T. sicherlich auf die Auswirkungen des Einflusses der spanischen Krone und deren Eroberungen in Italien zurückgeführt werden, was aus den jeweiligen Erläuterungen zu einzelnen markanten FN ersichtlich wird. Natürlich ist es auch möglich, dass sie nach der Periode der Italia Spagnola von ihren spanischen Trägern ins Land gebracht wurden und deshalb noch heute nachzuweisen sind. Jedoch wäre es dann verwunderlich, dass sie sich wirklich auf Mailand, den Stato dei Presidi, Süditalien, Sizilien und Sardinien konzentrieren. Deshalb kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Familiennamen Relikte aus der Zeit der Italia Spagnola darstellen und diese Gebiete vielleicht auch für spätere Einwanderer gerade deshalb Anlaufzentren waren.
Ein wichtiger Faktor der besonders bei solchen Überlegungen, ob die Präsenz wirklich eine historische Verbindung darstellt, ist die Binnenmigration in Italien, die in bestimmten Perioden nach der Unità d’Italia 1861 sehr starke Wanderbewegungen zeigt. In Punkt 2.4 wurden bereits die wichtigsten Migrationsbewegungen in Italien nach der Unità bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg erläutert. Zwischen 1872 und 1901 waren besonders Rom, Mailand, Turin, Neapel, Genua, Bologna und Florenz sowie seit den 1970er Jahren auch vermehrt der Nordosten (vgl. Pugliese 2002: 66) die Hauptmigrationsziele, während die Bevölkerungsdichte im Süden Italiens stetig abnahm. Die hohe Präsenz der untersuchten spanischen FN außerhalb der ehem. Italia Spagnola, sprich im Nordwesten (Piemont mit Turin, Ligurien mit Genua), im Nordosten (Venetien und Friaul), aber auch in der Toskana und der Emilia-Romagna, können mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Dynamik der internen Migration nach der Vereinigung Italiens zurückgeführt werden. Nun stellen sich für die Beantwortung der Fragestellung der Arbeit bedeutende Fragen: Sind die vorher gewonnenen Ergebnisse und Interpretationen zur Fragestellung, ob sich die kastilischen und katalanischen FN noch heute in den Gebieten der Italia Spagnola befinden und – noch wichtiger – ob die Daten auf diese historische Verbindung zurückzuführen sind, durch das Phänomen der Binnenmigration hinfällig? Sind die FN nur in den Gebieten präsent, da diese zufällig zu den wirtschaftlichen Zentren Italiens wurden, und hat somit das Bild der Distribution spanischer FN in Italien nicht das Geringste mit der historischen Situation zu tun? Wäre dem so, könnte die Arbeit an dieser Stelle enden und die Fragestellung mit „Nein“ beantwortet werden. Nun ist es so, dass sich auch Emidio De Felice innerhalb seiner Untersuchungen mit dem Einfluss der Binnenmigration auf die Verbreitung italienischer FN in Italien beschäftigt hat. Er geht dabei auf die lange Unterteilung des Landes in kleine Verwaltungsbezirke und auf den Faktor ein, dass sich das System der FN bereits zu dieser Zeit, vor 1861, mehr oder weniger konsolidiert hatte. Er stellt die verhältnismäßig späte Vereinigung des Landes als Begünstigung für die Konzentration der ital. FN in bestimmten Regionen und Provinzen dar. In seiner Studie von 1980 fand er heraus, dass viele ital. FN sich besonders in einem bestimmten Gebiet sammeln. Dies sei besonders für die Lombardei (Hauptstadt Mailand), Sizilien, Kampanien (Hauptstadt Neapel), die Toskana und Emilia-Romagna der Fall. Somit zieht er den Schluss, dass die Zentren der Konzentration von FN den Gebieten der historisch autonomen Regionen entsprechen (vgl. De Felice 1980: 154-157). Zudem hat er eine breitere Recherche durchgeführt und die einzelnen FN ihrer Herkunftsregion zugeordnet. Somit konnte er feststellen, dass es sich um Migrationsbewegungen handelt, wenn sich ein FN in einer Stadt findet, für welche er „untypisch“ ist (vgl. ebd.: 162 f.). Ähnlich wurde auch in der vorliegenden Analyse vorgegangen, da die span. FN ihren Ursprüngen bzw. den Regionen, in welchen sie häufig vorkommen (Gesamtspanien, Kastilien, Katalonien mit Aragonien), zugeordnet wurden. Die Frage nach der Emigration von Spanien nach Italien erübrigt sich daher und die FN gelten bezüglich der Binnenmigration in Italien in jedem Fall als „untypisch“. Eine weitere Frage, die sich stellt, und welche auch De Felice versucht hat, zu beantworten ist jene, wie man deuten kann, ob es sich um Migrationsbewegungen „historischer“ Natur (vor 1861) oder solche modernerer Zeiten (seit dem 19. Jh.) handelt. Das ist von Interesse, um deuten zu können, ob die Präsenz spanischer FN in den Gebieten der Italia Spagnola auf die historischen Verbindungen zurückzuführen ist oder ob es sich um eine willkürliche Verteilung handelt. De Felice ist der Meinung, dass die Bewegungen vom Zentrum Italiens nach Rom oder vom Süden nach Neapel, also in die „früheren Hauptstädte“ größtenteils historischen Wert besäßen. Solche vom Süden und dem Zentrum in den Norden, Richtung „industrielles Dreieck“ (Genua, Turin, Mailand), deuteten auf neuere Migrationsprozesse hin (vgl. ebd.: 163 ff.). Das könne z. B. damit belegt werden, dass die Infrastruktur, welche die Mobilität und die Überbrückung solch langer Strecken begünstigt, erst seit der Erfindung der Eisenbahn und dem Ausbau des Schienennetzes maßgeblich verbessert wurde. Als Ausnahmen nennt er hier jedoch die Wanderung etwa von Studenten oder Staatsmännern von Sardinien nach Genua, Pisa oder Rom (Zentrum bis Nord), welche auch historischen Interpretationen zuzuordnen sei (vgl. ebd.: 164). De Felice beschreibt zudem aloglotte FN, also solche, welche nicht dem italienischen Sprachsystem zuzuordnen sind, als Zeugnisse historischer Verbindungen. Besonders sardische FN auf Sardinien und katalanische FN in Alghero könnten als solche fungieren. Er stellt fest, dass auf Sardinien fast alle vorkommenden FN dem Sardischen und nicht dem Italienischen zuzuordnen seien. Zu den von ausländischen Familien importierten FN in einer historischen Periode, als fremde Länder Gebiete Italiens dominierten, also z. B. die spanisch dominierten Territorien der Italia Spagnola, bemerkt auch De Felice, dass sich erneut die Problematik ergibt, ob diese wirklich von den „historischen Familien“ oder aus anderen Gründen nach Italien gebracht wurden. Für die spanischen und katalanischen FN erkennt er, dass eine Aloglossie für Italien nicht zutrifft und Alghero eine quantitativ unbedeutende Rolle spielt. Darüber hinaus verortet er die FN erkennbar in den früher aragonesisch und später spanisch dominierten Gebieten Sizilien, Sardinien und dem kontinentalen Süden (ehem. Königreich Neapel) (vgl. ebd.: 201-212).

Auch ich habe Überlegungen dazu angestellt, wie viel Einfluss die Binnenmigration in Italien auf die historische Deutung der erhaltenen Ergebnisse zur Arealdistribution kastilischer und katalanischer FN in Italien nimmt. Sie spielt vermutlich eine Rolle, wenn man die hohe Präsenz in Mailand als industriell bedeutender Stadt oder Rom als ewigem Schmelztiegel der Kulturen und Ziel interner Migration betrachtet. Jedoch denke ich, dass besonders die hohe Präsenz im ehemaligen Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien (als dem spanischen Festland am nächsten gelegene Territorien), aber auch im Stato dei Presidi davon zeugt, dass die Spuren der damaligen spanischen Einwanderer noch heute in deren Herrschaftsgebieten bestehen. Diese Regionen sind in der neueren Zeit nicht die Hauptziele von Migranten auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben, und trotzdem gehören sie zu den Bereichen, wo die spanischen FN besonders stark vertreten sind. Dies kann auch zeigen, dass die Nachfolger der spanischen Familien, welche in der Periode der Italia Spagnola nach Italien gekommen waren, in den Siedlungsgebieten ihrer Vorväter blieben und daraus das jetzige Bild der Verteilung ihrer FN entsteht. Dafür können auch FN, welche in ländlichen Gebieten außerhalb der Italia Spagnola vorkommen, stehen, wenn sie auf Niederlassungen von Familien zurückzuführen sind, welche, wie in 2.1. beschrieben, während der Eroberungsversuche und Feldzüge der Spanier dorthin gelangt waren. Des Weiteren könnte man Vermutungen anstellen, ob die Spanier bereits zu dieser Zeit die wirtschaftlich „interessanten“ Zentren Italiens angesteuert hatten und diese evtl. sogar durch deren Herrschaft auch nach der Unabhängigkeit Italiens als solche bestehen blieben. Eine hundert prozentige Sicherheit solcher Aussagen ist jedoch nie gegeben, da hierfür tiefgehende Ahnen- oder Feldforschung betrieben werden müsste, um nachzuprüfen, ob die aktuell dort vorhandenen spanischen FN auf die Immigranten des 15.-18. Jh. zurückzuführen sind, was sich allgemein als mühsamer und langwieriger Prozess erweisen dürfte, vorausgesetzt, es sind genügend Dokumentationen zu Volkszählungen, welche bis in diese Zeit zurückreichen, vorhanden. Wie an früherer Stelle bereits kurz erwähnt, können die untersuchten FN von historischem Wert sein, da sie bereits über Jahrhunderte von italienischen Staatsbürgern getragen werden. Auch De Felice (1980) verweist auf diesen Aspekt (vgl. ebd.: 182 f.).

Zusammenfassend kann demnach festgestellt werden, dass die der Arbeit zugrunde liegende Analyse zeigt, dass sich die kastilischen und katalanischen FN noch heute vorwiegend in den Gebieten der Italia Spagnola befinden. Die Binnenmigration in Italien, v. a. nach dem Zweiten Weltkrieg, kann als Einflussgröße auf das Bild der geographischen Distribution gesehen werden; nichtsdestotrotz gibt es einige Faktoren, welche eine historisch wertvolle Interpretation der quantitativen Daten im Hinblick auf die damalige Verbindung Spaniens und Italiens durch die eroberten Territorien und Herrschaftsverhältnisse zulassen. Dafür sind zum einen die FN von Bedeutung, welche durch ihre hohe Präsenz in den betreffenden Gebieten (Mailand, Süditalien, Sizilien, Sardinien, Stato dei Presidi) hervorstechen, zum anderen auch jene, Italien insgesamt weniger häufig zu finden sind, dafür aber gerade in diesen Regionen vorkommen. Des Weiteren kann angemerkt werden, dass die Frequenz der FN vermutlich mit der Zeit aus unterschiedlichen Gründen abgenommen hat. Durch Heirat einer spanischen Frau und eines italienischen Mannes in der frühen Neuzeit blieb der italienische FN bestehen. Somit kann es sein – und ist vermutlich sehr wahrscheinlich – dass derzeit einige Einwohner Italiens zwar von den spanischen Immigranten des 15.-18. Jh. abstammen, sich dies jedoch nicht in ihren FN widerspiegelt. Daneben wurde in einem früheren Kapitel bereits die Italianisierung ausländischer FN zur Zeit des Faschismus angesprochen. Obwohl das in erster Linie nicht die spanischen FN betraf, kann vermutet werden, dass im Laufe der Zeit auch diese z. T. an das italienische Sprachsystem angeglichen worden sind. Dies kann auch bereits in früheren Epochen geschehen sein. Inwiefern die Festlegung des italienischen FN-Systems im Rahmen des Konzils von Trient auch die in Italien lebenden Träger spanischer FN beeinflusst hat und zu einer Reduzierung Dieser beitrug, wäre eine Frage tiefer gehender Forschung. So weisen die beiden Länder nicht nur Ähnlichkeiten auf kultureller und klimatischer, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene auf, welche sich noch heute in der Sprache und den Familiennamen widerspiegeln.

0.1.

Schreibe einen Kommentar