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Projekt „LAMUC“: Abschlussbetrachtung




1. Zusammenfassung der Seminardiskussion

Auf den Bildern zu einem aktuellen und neuen Banner (Ecke Rosenheimer/Anzinger, 12. Juli 23) werden noch einmal die wichtigsten Strategien bei der sprachlichen Repräsentation Lateinamerikas in München deutlich:

  • oft zentrale und transparente Repräsentation bestimmter Frames: hier z.B. NATUR, KULTUR: TANZ, KULTUR: MUSIK, KULTUR: ESSEN
  • die Darstellung erfolgt zudem oft sowohl sprachlich (Text) als auch bildlich, oft im additiven Verhältnis, hier aber z.B. im komplementären Verhältnis (Bild evoziert eine zusätzliche Bedeutungskomponente)
  • auf den allermeisten Schildern / Beschilderungen / Plakaten / Stickern wird mehrsprachig kommuniziert, v.a. in der Autorepräsentation (hier auch: spanisch-englisch-deutsch + Farben Brasiliens)
  • vorsichtige gesellschaftspolitische Deutung: die sprachliche Trennung in 'Deutsch' und 'Lateinamerikanisch' verschwimmt zu Gunsten einer Diskussion gestaffelter Identitäten, Lateinamerika hat hohes ökonomisches Potenzial (Marketing), die Community kommuniziert selbstbewusst, dies ist v.a. auf den Kernbereich der Stadt (innerhalb des Mittleren Rings) konzentriert
    -> Wandel von innen nach außen in der sprachlichen Repräsentation Lateinamerikas (-> stärkere Nutzung des interkulturellen Potenzials in der LH München)
  • allerdings gibt es auch 'negative' Beobachtungen: eindeutige Tendenz zur Romantisierung Lateinamerikas (Ausblendung negativer Repräsentationen), dies kann hinderlich sein in Bezug auf dekoloniale Diskurse

2. Reflexion der 'Perspektivwechsel'-Tagung: LA vs. AFR

  • der Globale Süden wird nicht homogen dargestellt
  • Afrika wird stärker mit z.T. negativ besetzten oder klischeehaften Frames dargestellt: KRISE, ABENTEUER
  • Mehrsprachigkeit beschränkt sich oft auf Englisch-Deutsch, das romanischsprachige Afrika ist kaum präsent
  • AFR: viel weniger Autorepräsentationen, Heterorepräsentation sind dafür häufiger, insbesondere mit Kolonialbezug (Straßennamen, ...)
  • AFR: Darstellung erfolgt oft eher peripher
  • vorsichtige gesellschaftspolitische Deutung: die Darstellung Afrikas in der Stadt München (sowohl autorepräsentativ als auch heterorepräsentativ) ist stärker von einem kritischen Diskurs dominiert, was dazu führt, dass das interkulturelle und mehrsprachige Potenzial in Bezug auf AFR deutlich geringer ausgenutzt wird (kaum ökonomisches Potenzial)
  • Lateinamerika als Vorbild für eine alternative Repräsentation in einer multikulturellen Metropole?

3. Linguistischer Erkenntnisgewinn jenseits der Daten

  • Unschärfe der Analysekategorien
    -> wiss. Arbeiten in der Linguistik: Beschreibung des Kategorienrasters und Aufdeckung von Schwächen / interprativem Spielraum
  • politische Dimension von Analysekategorien
    -> trotz deskriptiven Ansatzes ist eine politische Dimension immer latent vorhanden
  • Trennung in linguistische Einzeldisziplinen konnte überwunden werden
    -> dadurch ergibt sich ein besseres Gesamtbild für ein Beschreibungsgegenstand
  • die Grenzen der Linguistik sind fließend
    -> viele Übergangsbereiche in andere Wissenschaften (v.a. Soziologie, Politologie, Geographie, usw.)

-> Die wissenschaftliche Reflexion von Theorien und Methoden (und ihren Grenzen) sollte bei der eigenen Forschung oberste Priorität haben!

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