Die Konzeption des ALS reicht in die 1980er Jahre zurück. Das Großprojekt des Centro di studi filogici e linguistici siciliani, das seit Beginn von Giovanni Ruffino geleitet wird, sieht unterschiedliche Module vor, die jeweils auch mit unterschiedlichen Netzen von Informanten arbeiten:
Abb.: Die Gesamtkonzeption des ALS (Ruffino [senza anno], 2)
Die entsprechenden Daten wurden (und werden womöglich immer noch) in drei Serien, so genannten situazioni-inchiesta, erhoben (vgl. Ruffino 1995, 19 f.):
(1) in einer Basiserhebung in ca. 150 Punkten mit einem reduzierten Fragebuch von ca. 800 Fragen; inhaltlich geht es im wesentlichen um Phonetik, Lexikon, Morphologie und Syntax; in jedem Erhebungsort werden 6 Informanten unterschiedlichen Geschlechts und aus drei sozialen Milieus abgefragt:
20-32 anni | 1 M + 1 F (istr. media + istr. alta) |
33-55 anni | 1 M + 1 F (istr. bassa + istr. media) |
oltre 55 anni | 1 M + 1 F (istr. bassa + istr. media) |
(2) eine ethnodialektale Erhebung mit Spezialfragebüchern und nicht festgelegter Anzahl von Informanten;
(3) eine soziovariationelle Erhebung in ebenfalls ca. 50 Städten und Gemeinden; sie bilden ein Ortsnetz, das nach methodologisch elaborierten Kriterien geknüpft wurde.
Durch die Kombination und Verflechtung mehrere Dokumentationsformen wird der Atlas zu einem 'archivio multifunzionale" (Ruffino [senza anno], 3):
Abb.: Der ALS: "uno strumento-atlante come archivio multifunzionale" (Ruffino [senza anno], 3)
Angesichts der skizzierten, umfassenden Dimension darf der ALS zu Recht mit dem Anspruch auf Repräsentativität auftreten:
"Noi, come chiunque si occupi di scienze empiriche, vorremmo potere dire qualcosa che si riferisca non ai singoli soggetti da noi intervistati ma a entità più grandi, vorremmo cioè potere dire: «il mio campione era formato da n individui» ma quello che io vi dico si riferisce a dinamiche dell'intero universo. In sostanza noi ci proponiamo di costruire un 'Atlante linguistico della Sicilia', non un 'Atlante di 1000 o 2000 abitanti della Sicilia." (D'Agostino/Ruffino 2005, 85)
Die zu Grunde liegende, äußerst umfangreiche Datenbank ist allerdings für projektexterne Nutzer nicht direkt zugänglich, so dass über ihre Struktur nichts gesagt werden kann. Die Zweiteilung in ein soziovariationelles und ein ethnodialektales Modul, lässt weiterhin vermuten, dass die jeweiligen Daten aus diesen beiden Forschungssträngen untereinander nicht verknüpft sind.
uebernommen in <https://www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=29420>, 2. Abschnitt